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Bekleidungsfabriken in Bangladesh: von Herstellern zu Partnern

Von Simone Preuss

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Business |KOMMENTAR

Im Rahmen des vierten Jahrestages des Rana Plaza-Unglücks in Bangladesh wird wiederholt die Frage gestellt, ob sich die Bekleidungsbranche seitdem verändert hat und wenn ja, wie. Dies ist nicht einfach zu beantworten, da nicht alle Veränderungen greifbar sind. Als Journalistin, die die Entwicklungen seit dem Brand bei Tazreen Fashions und anderen Unfällen im Vorfeld von Rana Plaza verfolgt hat, reicht die Einschätzung 'ich weiß nicht, es fühlt sich so an als sei die Branche in den letzten vier Jahren weit gekommen' wohl kaum aus, auch wenn sie richtig sein mag.

Deshalb fand ich es lange Zeit schwierig, genau zu definieren, was sich außer den Brandschutz- und Sicherheitsinspektionen, die ohne Zweifel ein wichtiger Schritt sind, noch verändert hat. Rana Plaza hat sicherlich Bangladesch und das Schicksal seiner riesigen Arbeiterschaft im Bekleidungssektor ins Rampenlicht gerückt. Aber was sich wirklich verändert hat, wurde in einem Zitat zusammengefasst, das im kürzlich veröffentlichten Artikel “Refusing to throw in the towel on factory safety in Bangladesh” der Internationalen Arbeitsorganisation über einen Hersteller von Frottee-Handtücher am Rand von Dhaka erwähnt wurde.

“Kunden wollen nicht nur einen Hersteller, sie wollen einen Partner”, erklärte der Besitzer der Fabrik Towel Tex, Md Shahadat Hossain Sohel und führte aus, warum es für ihn wichtig ist, sich an Sicherheitsvorschriften zu halten. Und da wurde mir klar, die wichtigste Veränderung, die nicht gleich auf der Hand liegt, ist diese Einstellung. Auftraggeber und Hersteller sind auf dem Weg, wirkliche und langfristige Partner zu werden und nicht mehr nur kurzzeitige Geschäftsleute, die sich vielleicht im Kampf um immer bessere Deals und billigere Kleidung übers Ohr hauen.

Es ist fast so, als hätten internationale Auftraggeber endlich verstanden, dass ihre Hersteller auch Menschen sind - mit den dazu gehörigen Problemen, Träumen und Hoffnungen - und keine anonyme, bekleidungsproduzierende Maschine am anderen Ende der Welt, während Hersteller verstanden haben, dass Sicherheitsvorkehrungen kein nettes Beiwerk sind, sondern eine absolute Notwendigkeit, die sich, samt der mit ihnen entstehenden Kosten - langfristig auszahlen wird.

“Die Kosten für Sanierungsarbeiten können hoch sein, aber im Großen und Ganzen sind sie es wert. Schließlich ist es meine Fabrik, nicht ihre. Auch wenn Auftraggeber ihre Tarife angesichts von Sicherheitsausgaben nicht erhöhen, muss ich derjenige sein, der sicherstellt, dass die Arbeiter sicher sind und sich gut behandelt fühlen”, fügte Sohel hinzu.

Das heißt natürlich nicht, dass es vor Rana Plaza keine wahren Partnerschaften gab - natürlich gab es sie, aber eher als Ausnahmen; Lichtblicke im Verdrängswettbewerb und im Usus immer kürzerer Lieferzeiten. Und diese veränderte Einstellung, die die Menschlichkeit wieder in den zwischenmenschlichen Umgang bringt - auch im Geschäftsleben - ist doch wirklich erwähnenswert. Hoffentlich wird sie Schule machen.

Foto: Towel Tex-Besitzer Md Shahadat Hossain Sohel via ILO
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