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Business: 10 Fakten über China, die es zu beherzigen gilt

Von Herve Dewintre

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Business |HINTERGRUND

Einige Modemarken haben in diesem Sommer bei mehreren Millionen Chinesen für Aufregung gesorgt. So hatte Versace T-Shirts verkauft, deren Aufschrift nahelegte, dass Hongkong unabhängiges Territorium sei. Damit erntete das Label einen Sturm in den sozialen Medien, der dafür sorgte dass es seine erste lokale Markenbotschafterin verlor.

Die chinesische Schauspielerin und Sängerin Yang Mi deutete prompt auf ihrem Weibo-Konto (wo sie 104 Millionen Abonnenten hat) an, dass sie ihren Vertrag mit dem italienischen Unternehmen gekündigt habe. Ihr Agent sagte, dass die Schauspielerin „schockiert“ sei. Der Hashtag, das Versaces mangelnde Umsicht anprangerte, erhielt in wenigen Tagen 510 Millionen Ansichten über Mikrobloggingdienst Weibo. Kurz gesagt, wurde aus einer Aufregung binne von Stunden quasi eine Staatsangelegenheit. Was im Westen völlig unbedeutend erscheint - eine geographische Ungenauigkeit - wurde in China als Verletzung der nationalen Souveränität angesehen. Jeder Breitengrad auf der Welt hat seine eigene Werteskala - Modehäuser vergessen das gelegentlich. Um solche Fehler künftig zu vermeiden, folgen hier zehn Dinge über das Selbstverständnis Chinas, die Modeunternehmnen beachten sollten.

1. Viel Platz

China ist etwa so groß wie Europa vom Atlantik bis zum Ural. In der Volksrepublik China wird die Autorität des Staates als der Schlüssel gesehen, der diesen immensen Staat zusammenhält. Die empörten Reaktionen auf westliche Modehäuser, die die nationale Integrität untergraben könnten, sind Teil dieser Demonstration von Autorität. Die um Hongkong versammelten Militärtruppen sind ebenfalls Teil dieser Machtdemonstration, die trotz westlicher Warnungen Befürchtungen einer blutige Wendung schühren.

2. Viele Einwohner

Ein Viertel der Menschheit auf einem Fünfzehntel des Landmasse der Welt. Die Machthaber haben daher nur ein legitimes Ziel: den Fortbestand des Volkes. Diese Besessenheit rückt andere Konzepte, die dem Herzen der "Westler" stärker mehr am Herzen liegen, wie die Freiheit, in den Hintergrund.

3. Eine lange Historie

Fünftausend Jahre Kultur, die älteste aller lebenden Zivilisationen. Jedes Drama, jede Unterdrückung, auch gewalttätig, erscheint daher nur wie eine Episode, die später Teil einer langen Geschichtsschreibung wird.

4. Viele Superlative

Viele Extreme: im Klima, in der Natur, im kollektiven Verhalten: China bewegt sich regelmäßig zwischen den Extremen. Von der salbungsvollsten Höflichkeit zur kaltblütigen Ausübung von Staatsgewalt.

5. Viel Fügsamkeit

In der Gruppe, innerhalb der Hierarchien, bei den Vorfahren, bei den Traditionen wird das Kollektiv vor den Einzelnen gestellt und dementsprechend Fügsamkeit erwartet. Manchmal werden Rebellionen unternommen, aber sie werden immer unterdrückt, um Gehorsam Platz zu machen; dieses Paradigma erklärt das Verhalten der Markenbotschafterin von Versace: Ihre Aussage war vor allem eine Art, Gehorsam gegenüber der herrschenden Elite zu demonstrieren. Diese Art sich zu fügen, erklärt auch das mehrmonatige Verschwinden der chinesischen Schauspielerin Fan BingBing, dem Gesicht des Juweliers De Beers, die nach vorgeblichen Steuerhinterziehungen folgte. Mit dem Staat ist nicht zu spaßen!

6. Viele ethnische Gegensätze

56 Ethnien leben in dem Staat. Für die Zentralregierung kann nur ein starkes, ja sogar autoritäres Regime die Spannungen in diesem Vielvölkerstaat kontrollieren, die jederzeit zum Konflikt führen können.

7. Viele Bauern

Hongkong ist Teil von China, aber die asiatische Metropole repräsentiert das Land keineswegs. Denn China bleibt in erster Linie ein ländliches Land; von zehn Einwohnern leben acht weiterhin auf dem Land, weit weg vom Trubel der Megastädte.

8. Viele Ungleichheiten

Trotz dem wirtschaftlichen Aufstieg Chinas in der vergangenen Dekade sind viele Ungleichheiten im Laufe des 20. Jahrhunderts geblieben. Keinem Regime ist es wirklich gelungen, sie anzugleichen. Die Korruption steht bei diesen Phänomenen weiterhin im Vordergrund. Die Krise in der Schweizer Uhrmacherindustrie ist vor allem auf die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen hochpreisigen Geschenke zurückzuführen, die unter dem jetzigen Präsident Xi Yinping als Korruption geahndet werden.

9. Viel Einfluss auf die Nachbarn und die Welt

Chinesische Erfindungen haben den menschlichen Fortschritt vorangetrieben, vom Kompass über die Druckerei bis hin zum Schießpulver. Es ist eine riesige Quelle des chinesischen Stolzes, den der Westen leicht unterschätzt, wenn er China einfach als die Kopisten der Welt betrachtet.

10. Zum Schluss: Viel Misstrauen

Die Nachbarn und der Rest der Welt werden oft argewöhnisch betrachtet. Ein oft berechtigtes Misstrauen. Tatsächlich hat der Westen seit vier Jahrhunderten seine Vormachtstellung durch chinesische Erfindungen gesichert, auch wenn dies die Plünderung Chinas bedeutete. Deshalb werden dieselben westlichen Werte, die Hongkong fordert, in China immer noch als Subversion betrachtet. "An dem Tag, an dem China aufwacht”, warnte Napoleon, “wird die Welt erzittern.” Seien Sie also vorsichtig, wenn Sie sich in China niederlassen wollen, und treffen alle notwendigen Vorkehrungen, um die Wut des Drachen nicht zu wecken.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Pexels

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