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Einzelhandel: Osteuropa vorn, Großbritannien hinten, Deutschland Mittelmaß

Von Reinhold Koehler

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Eigentlich liest sich die neueste Nachricht der Gesellschaft fürKonsumforschung (GfK) gar nicht so schlecht: um ein Prozent glatt soll Deutschlands angeschlagener Einzelhandel im laufenden Jahr wachsen - nicht viel, aber immerhin Grund zu vorsichtigem Optimismus. Stellt man diese Prognose jedoch in einen europäischen Kontext, bleiben die Wachstumsmöglichkeiten für Deutschlands Händler vergleichsweise schwach.

Die durchschnittliche Wachstumsprognose für die 28 EU-Staaten liegt bei einem Umsatzplus von 1,4 Prozent, ohne Großbritannien sogar bei 2,2 Prozent. Klar ist also, dass Großbritannien zu einem der größten Verlierer zählen wird. Aber auch Deutschland bleibt mit einem Prozent Umsatzplus unter dem EU-Durchschnitt. Als wahre Einzelhandelsparadiese entwickeln sich hingegen Länder wie Rumänien, wo für 2017 eine Steigerung der Einzelhandelsumsätze um 9,8 Prozent erwartet wird. Auch Ungarn (+5,7 Prozent), Kroatien und Bulgarien sowie die baltischen Staaten mit erwarteten Umsatzzuwächsen zwischen vier und 5,5 Prozent gehören zu den Gewinnern. Die Aufwertung des polnischen Zloty sowie Lohn- und Preissteigerungen lassen auch in Polen ein Umsatzplus von 5,3 Prozent erwarten. Und nach zwei Jahren rückläufiger Umsätze können die stationären Einzelhändler in Griechenland leicht aufatmen: Für 2017 wird - wie für Deutschland - ein leichtes Plus von einem Prozent erwartet.

Flächenleistung steigt

Auf den stationären Einzelhandel wirkt sich das allgemeine Plus in den EU-28 jedoch weiterhin nicht positiv aus, im Gegenteil: Die Abwärtsspirale der vergangenen Jahre und Monate soll sich laut GfK in diesem Segment weiter fortsetzen. Die Prognose der Experten: „Das Plus im Portemonnaie geben die Europäer zunehmend im Gesundheitssektor oder in der Gastronomie, aber auch beim Online-Shopping oder für Wohnen aus.“

Immerhin: Sowohl die Konsolidierung der Ladennetze als auch das gebremste Wachstum im E-Commerce wirkten sich positiv auf die Flächenleistung des gesamten stationären Handels aus. Lässt man bei der Betrachtung der europäischen Performancewerte Großbritannien aufgrund der Wechselkurs-Thematik außen vor, ergibt sich eine Steigerung der Flächenleistung um 0,9 Prozent in der EU-27. Diese Steigerung steht in vielen Fällen, insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel, auch mit einem Trading-Up in Verbindung. Wie in den Vorjahren wurden die höchsten Flächenproduktivitäten in Luxemburg und der Schweiz sowie Norwegen und Schweden erzielt. Demgegenüber erreichte der Ladeneinzelhandel in der Ukraine – dem Schlusslicht innerhalb der betrachteten europäischen Länder – nur knapp 27 Prozent der Flächenproduktivität der Luxemburger.

Das Fazit der GfK-Einzelhandelsexpertin Antje Hille: „Europa navigiert durch unruhige Gewässer. Insbesondere der Zusammenhalt in der Europäischen Union wurde 2016 gleich mehrfach auf den Prüfstand gestellt. Zu den politischen Dauerbrennern wie Flüchtlings- und Terrorthematik gesellten sich mit dem Brexit-Votum, einer Zunahme nationalistischer Tendenzen in fast allen Mitgliedsstaaten und politischen Spannungen mit der Türkei neue Herausforderungen.“ Europas Wirtschaft habe sich sich hingegen von ihrer robusten Seite gezeigt und blicke auf ein zufrieden stellendes Jahr zurück. Ein Jahr, das von 2017 noch einmal getoppt werden soll - nur eben nicht überall.

Foto: Heike / pixelio.de

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