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Marks & Spencer: Kostspielige Sanierungsmaßnahmen lassen Jahresgewinn einbrechen

Von Jan Schroder

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Es steht weiterhin nicht gut um den britischen Handelskonzern Marks & Spencer Plc. Das Traditionsunternehmen versucht derzeit fieberhaft, sein überdimensioniertes Filialnetz zu verkleinern, um sich an die neuen Gegebenheiten auf dem Bekleidungsmarkt anzupassen. Schon seit langem leidet der Konzern unter der allgemein schwächelnden Nachfrage in der Heimat und der Konkurrenz durch Discounter und Online-Händler. Hinzu kamen eigene Fehler, vor allem bei der Zusammenstellung der Kollektionen. Die radikalen Umbaumaßnahmen belasteten im Geschäftsjahr 2017/18 die Zahlen: Am Mittwoch musste der Einzelhändler einen regelrechten Gewinneinbruch melden.

„Es gibt einige strukturelle Probleme zu lösen, und wir machen die ersten Schritte, um Abhilfe zu schaffen“, erklärte CEO Steve Rowe. Der Konzern befinde sich in der „ersten Phase des Transformationsplans“, in der es darum gehe, solide Grundlagen zu schaffen. Ziel sei es, Marks & Spencer zu einem „schnelleren, kosteneffizienteren, wirtschaftlicheren und digitaleren Unternehmen“ zu machen, so Rowe. „Die Maßnahmen, die wir getroffen haben, haben die Geschwindigkeit des Wandels im Unternehmen erhöht“, erklärte er. „Diese Veränderungen führten zu kurzfristigen Kosten, die sich in den aktuellen Zahlen bemerkbar machen.“

Nur neue Lebensmittelfilialen verhinderten einen Umsatzrückgang

Insgesamt kam Marks & Spencer im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr auf einen Konzernumsatz in Höhe von 10,7 Milliarden Britischen Pfund (12,2 Milliarden Euro). Damit wurde das Vorjahresniveau nur geringfügig übertroffen (+0,7 Prozent). Leichte Zuwächse in den ersten sechs Monaten wurden durch Umsatzrückgänge in der zweiten Jahreshälfte allerdings nahezu aufgezehrt.

In Großbritannien stieg der Umsatz um 1,8 Prozent auf 9,6 Milliarden Britische Pfund. Das lag aber nur an der Eröffnung von 62 neuen Filialen des Konzepts Simply Food. Sie ließen die Erlöse im Lebensmittelgeschäft um 3,9 Prozent auf 5,9 Milliarden Britische Pfund steigen. Auf vergleichbarer Fläche sank der Umsatz der erfolgreichsten Konzernsparte aber um 0,3 Prozent. Deutlich abwärts ging es im seit Jahren kriselnden Segment Clothing & Home. Dort sanken die Erlöse um 1,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Britische Pfund (flächenbereinigt -1,9 Prozent).

Im Auslandsgeschäft ging der Umsatz um 7,9 Prozent auf 1,1 Milliarden Britische Pfund zurück. Der Konzern begründete das mit dem Rückzug aus verlustträchtigen Märkten und dem Verkauf der Geschäfte in Hongkong und Macao an einen Franchise-Partner. Bereinigt um Sonderfaktoren und Währungseffekte seien die Auslandsumsätze um 2,8 Prozent gestiegen, erklärte das Unternehmen.

Der Gewinn vor Steuern schrumpfte aufgrund hoher Restrukturierungskosten um mehr als sechzig Prozent

Das Ergebnis litt unter den hohen Kosten des eingeleiteten Sparprogramms. Allein die Belastungen im Zuge der Filialschließungen in Großbritannien bezifferte der Konzern auf 321,1 Millionen Britische Pfund. Insgesamt beliefen sich die größtenteils restrukturierungsbedingten Einmalkosten im abgelaufenen Jahr auf 514,1 Millionen Britische Pfund. Damit fielen sie deutlich höher aus als im Vorjahr, in dem sie bei 437,4 Millionen Britische Pfund gelegen hatten.

Der ausgewiesene Gewinn vor Steuern schrumpfte demzufolge um 62,1 Prozent auf 66,8 Millionen Britische Pfund. Bereinigt um Sondereffekte ging er nach Angaben des Konzerns lediglich um 5,4 Prozent zurück. Der auf die Anteilseigner entfallende Jahresüberschuss sank um 78,1 Prozent auf 25,7 Millionen Britische Pfund (29,3 Millionen Euro).

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Bis 2022 sollen mehr als 100 Filialen geschlossen werden

Damit es in absehbarer Zeit wieder aufwärts gehen kann, setzt der Konzern weiter auf radikale Einschnitte. Schon einen Tag vor der Veröffentlichung der Resultate hatte Marks & Spencer für kollektives Aufstöhnen in der britischen Heimat gesorgt: Am Dienstag verkündete das Unternehmen seine neuesten Sparpläne samt einer aktualisierten Liste der Filialen, die demnächst geschlossen werden sollen. In der fanden sich 14 zusätzliche Geschäfte, deren Schicksal besiegelt ist. Mehr als 100 Läden will der Konzern nun bis 2022 aufgeben, die Fläche, auf der Mode angeboten wird, soll dabei um ein Viertel verkleinert werden.

In Großbritannien stehen die Probleme von Marks & Spencer sinnbildlich für den Niedergang der "High Street"

Es war eine Hiobsbotschaft – nicht nur für die betroffenen Mitarbeiter, sondern für ganz Großbritannien. Denn der Niedergang von Marks & Spencer steht dort stellvertretend für den drohenden Untergang der traditionellen zentralen Einkaufsstraße. Die „High Street“ hat für die Briten eine hohe gefühlsmäßige Bedeutung, sie wird nicht nur als kommerzielles Zentrum, sondern gerade in kleinen und mittelgroßen Städten auch als gesellschaftlicher Treffpunkt wahrgenommen. Die fortlaufende Veränderung dieses wichtigen öffentlichen Raums hat daher nicht nur wirtschaftliche Folgen, sie ist auch von hoher emotionaler Relevanz.

Am Beispiel des seit Jahren kriselnden Traditionsunternehmens Marks & Spencer erleben die Briten den tiefgreifenden Wandel im Bekleidungshandel – weg von den bewährten stationären Anbietern, hin zu Online-Versendern und Discountern. Die inflationären Tendenzen nach dem Brexit-Votum vor knapp zwei Jahren haben diesen Trend weiter beschleunigt. So ist es geradezu symbolisch, dass Marks & Spencer aktuell Gefahr läuft, die seit Jahrzehnten bestehende Vormachtstellung auf dem britischen Bekleidungsmarkt zu verlieren – und zwar an die Billigkette Primark.

Fotos: Marks & Spencer
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