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Marks & Spencer: Mode oder Lebensmittel?

Von Simone Preuss

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Wann haben die Leute aufgehört, Marks & Spencer zu mögen? Der britische Einzelhändler war einst für sein hervorragendes Angebot an Mode und Lebensmitteln bekannt, scheint aber jetzt an Glanz verloren zu haben. Seit Jahren schon arbeitet die Warenhausgruppe gegen den Lauf der Modewelt an, um gegen fallende Modeumsätze vorzugehen, da das Erscheinen von Fast Fashion-Riesen H&M, Zara und New Look der Anfang eines sich reduzierenden Marktanteils war. Inzwischen fallen auch die Lebensmittelumsätze und Marks & Spencer (M&S) muss weiterreichende Maßnahmen ergreifen, um die Entwicklung aufzuhalten. Bleibt die Frage, auf welchen Bereich M&S sich konzentrieren sollte - auf Mode oder Lebensmittel? FashionUnited hat sich beide Segmente und ihre Umsätze sowie ihren allgemeinen Einfluss und Marktanteil genauer angeschaut.

Bezüglich seines Marktwerts hat Marks & Spencer eine jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich 11 Prozent und für das Finanzjahr 2014/2015 einen Gewinn von 10,3 Milliarden Pfund (14,7 Milliarden Euro) verzeichnet. Im gleichen Jahr meldete M&S Modeumsätze für Großbritannien von rund 3,5 Milliarden Pfund (4,99 Milliarden Euro), was mehr als 88,5 Prozent seines allgemeinen Warenhandels für Großbritannien von insgesamt 4 Milliarden Pfund (5,71 Milliarden Euro) entspricht. Die Lebensmittelumsätze im gleichen Jahr machten jedoch knapp über 5,2 Milliarden Pfund (7,42 Milliarden Euro) aus. Das bedeutet, dass auf den Warenwert bezogen, 51 Prozent der Gesamteinnahmen von M&S auf Lebensmittel entfallen und nur 34 Prozent auf Mode. Interessanterweise bietet M&S in seinem Katalog fast doppelt so viele Kleidungsstücke zum Verkauf an (12.300) im Vergleich zu Lebensmittelprodukten (6.400). Der Umsatz des Unternehmens mit Lebensmitteln bleibt jedoch 1,5 Mal höher als der mit Mode, was Lebensmittel zum eindeutigen Gewinner macht, was Marks & Spencers Umsatz in Großbritannien angeht.

Lebensmittel übertrumpfen Mode in Bezug auf Umsatz in Großbritannien

Schaut man sich Marks & Spencers Umsatzwachstum an, wird deutlich, dass Lebensmittel im Vergleich zur Mode vorn liegen. Im Jahr 2015 verzeichnete das Umsatzwachstum von Lebensmitteln einen Anstieg von 3,4 Prozent, während Modeumsätze um 2,5 Prozent fielen. In den letzten vier Jahren konnte M&S bei letzteren einen durchschnittlichen Rückgang von 1,7 Prozent beobachten, und zwar von 3,8 Milliarden Pfund (5,42 Milliarden Euro) im Jahr 2010/2011 auf 3,5 Milliarden Pfund (4,99 Milliarden Euro) im Jahr 2014/2015. Das bedeutet, dass M&Ss Modeumsätze in Großbritannien in den letzten fünf Jahren um 6,7 Prozent gefallen sind. Dagegen zeigen M&Ss Lebensmittelumsätze im gleichen Zeitraum ein rasantes Wachstum: Sie stiegen im letzten Jahr um 3,4 Prozent und verzeichneten ein durchschnittliches Wachstum von 3,9 Prozent in den letzten vier Jahren. M&Ss Lebensmitteleinnahmen steigerten sich um 16 Prozent, von 4,5 Milliarden Pfund (6,42 Milliarden Euro) im Jahr 2010/2011 auf 5,2 Milliarden Pfund (7,42 Milliarden Euro) im Jahr 2014/2015, was wieder darauf hindeutet, dass Lebensmittel die Top-Einnahmequelle für Marks & Spencer bleiben.

Schaut man sich jedoch die Marktanteile von Mode und Lebensmitteln an, könnte Mode jetzt vorn liegen. Die Umsätze von M&S machen derzeit 9 Prozent des Gesamtumsatzes mit Damenmode in Großbritannien aus und als einer der führenden britischen Wäschemarken beeindruckende 26,3 Prozent des gesamten Wäscheumsatzes in Großbritannien. Außerdem machen die Einnahmen von M&S 10,8 Prozent aller Umsätze mit Herrenmode in Großbritannien aus und 5,9 Prozent aller Kindermodeumsätze. Dies zeigt, dass Marks & Spencer einen beeindruckenden Anteil am britischen Modemarkt hat. Verglichen mit dem Lebensmittelbereich macht M&Ss Umsatz nur 4,1 Prozent aller Lebensmitteleinnahmen in Großbritannien aus, ein Bruchteil seines Anteils am Modemarkt. Klarer Gewinner nach Marktanteil ist also Mode für M&S.

Mode gewinnt nach Martkanteil

Liegt Mode aber immer noch vorn, wenn man sich das Wachstum des Marktanteils anschaut? Anfang 2011 hatte M&Ss Damenmodeumsatz einen Marktanteil von 10,8 Prozent in Großbritannien, was einen Rückgang um 1,8 Prozent in den letzten vier Jahren bedeutet. Auch der Anteil am Wäschemarkt ging leicht zurück; er fiel in den letzten vier Jahren um 0,8 Prozent von 27,1 Prozent im Jahr 2011. Die Segmente Männer- und Kindermode zeigen einen ähnlich leichten Rückgang um jeweils 0,7 Prozent. Marks & Spencer befindet sich jedoch im Aufwärtstrend, was sein Lebensmittelsegmet angeht, da dort sein Umsatz stetig wächst: Der Bereich machte 2011 noch 3,8 Prozent am Marktanteil aus, während dieser 2015 um 0,3 Prozent auf 4,1 Prozent stieg.

Auch wenn dies nach einem kleinen Anstieg aussieht, bleibt der britische Lebensmarkt jedoch weit größer als der Modemarkt. 2014 zum Beispiel machten Lebensmittel- und Getränkeeinnahmen in Großbritannien insgesamt 113,4 Milliarden Pfund (161,83 Milliarden Euro) aus (einschließlich Alkohol), während sich die Bekleidungs- und Schuhumsätze im gleichen Jahr auf 63 Milliarden Pfund (90 Milliarden Euro) beliefen. Mit diesem leichten Anstieg führt M&Ss Lebensmittelsegment hin zu einer Verbesserung des Marktanteils.

Die internationalen Umsätze von Marks & Spencer scheinen in den letzten Jahren sowohl im Mode- als auch Lebensmittelsegment recht stabil gewesen zu sein. M&S verkauft Allgemeingüter (zu denen auch Mode gehört) sowie Lebensmittel in seinen Geschäften im Ausland. In Frankreich und Italien verkauft M&S jedoch nur Haushaltswaren. Internationale Umsätze machten 2015 1 Milliarde Pfund (1,43 Milliarden Euro) aus beziehungsweise 1,2 Milliarden Pfund (1,71 Milliarden Euro) im Jahr 2014; 1,1 Milliarden Pfund (1,57 Milliarden Euro) im Jahr 2013 und 1 Milliarde Pfund (1,43 Milliarden Euro) im Jahr 2011. Aufgrund von Wechselkursbewegungen wurden einige Änderungen an M&Ss internationalen Umsätzen vorgenommen, die vom Finanzjahr 2014 zum Finanzjahr 2015 um 5,7 Prozent fielen (Inlandswährungen).

Welcher Bereich übt im Ausland einen stärkeren Reiz aus?

Vor dem Finanzjahr 2014 stieg der internationale Umsatz für M&S, und zwar allein von 2013 auf 2014 um 6,2 Prozent. Laut M&Ss Zahlen für das Finanzjahr 2014 stammten über 74 Prozent der internationalen Einnahmen von Allgemeingütern, was bedeutet, dass im Finanzjahr 2015 rund 0,8 Milliarden Pfund (1,14 Milliarden Euro) aus diesem Bereich stammten. Angesichts der Tatsache, dass 91,2 Prozent davon Modeumsätze sind, bedeutet dies einen Anteil von 0,7 Milliarden Pfund (1 Milliarde Euro). Dies ist doppelt so viel wie der Wert von M&Ss internationalen Einnahmen mit Lebensmitteln, die 2015 0,3 Milliarden Pfund ausmachten (430.000 Euro). Dies lässt vermuten, dass Mode von Marks & Spencer im Ausland eine größere Anziehungskraft hat als Lebensmittel.

Im Oktober belief sich Marks & Spencers Marktwert auf 8,1 Milliarden Pfund (11,58 Milliarden Euro) - 8 Prozent weniger als im März dieses Jahres. In seiner ersten Vorschau auf das Finanzjahr 2016 meldete Marks & Spencer ein flächenbereinigtes Wachstum seiner Lebensmittelumsätze um 0,3 Prozent; ein Ansteig, der klar unter den Markterwartungen blieb. In den letzten Zeiträumen konnte M&S ein durchschnittliches Wachstum seiner Lebensmitteleinnahmen um 3,9 Prozent pro Jahr verzeichnen; im ersten Quartal betrugen sie jedoch nur 1,8 Prozent. Angesichts der Tatsache, das Marks & Spencers Marktwert zwischen März 2015 und dem heutigen Zeitpunkt um 6 Prozent gefallen ist, zeigt sich, dass sein Lebensmittelbereich seinen Marktwert stark beeinflusst. Sollte das Umsatzwachstum dieses Segments weiter hinter den Markterwartungen zurückbleiben, könnte sich auch die MarktkapitaIisierung weiter verringern.

Sollten sich die Lebensmitteleinnahmen im nächsten Quartal jedoch bessern, dann wird sich der allgemeine Marktwert des Unternehmens auch steigern. Sollte es M&S gelingen, das durchschnittliche Jahreswachstum seines Umsatzes im Lebensmittelbereich bei 3,9 Prozent zu halten, dann ist die Prognose von FashionUnited, dass der allgemeine Marktwert des Unternehmens im Schnitt um 4,7 Prozent steigen würde, was eine Marktkapitalisierung on rund 10,7 Milliarden Pfund (15,3 Milliarden Euro) bis 2020 bedeuten würde. Auf den Marktwert bezogen wird klar, dass der Bereich Lebensmittel bei Marks & Spencer vorn liegt und dass das Unternehmen in dieses Segment investieren sollte, um seinen Marktwert zu steigern. Ein genauerer Blick auf den allgemeinen Marktwert und den im Lebensmittelbereich zeigt aber auch eine komplexe Verknüpfung der beiden, die annehmen lässt, dass das eine nicht ohne das andere steigen wird.

Dies ist der fünfte Teil einer neuen Serie basierend auf spezifischen Business-Einblicken von FashionUniteds Top 100 Index. In der nächsten Woche geht es um die Marke Uniqlo des japanischen Modekonzerns Fast Retailing.

Geschrieben für FashionUnited UK von Vivian Hendriksz; übersetzt von Simone Preuss.


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