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Michael Kors: glänzende Quartalszahlen und kritische Fragen

Von Jan Schroder

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Business |ANALYSE

Auch im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte der US-amerikanische Modekonzern Michael Kors Holdings Ltd. die Erwartungen übertreffen. Die Wachstumsraten, die das Unternehmen präsentierte, fielen erneut phänomenal aus – und das angesichts von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die vielen Wettbewerbern Kopfzerbrechen bereiten. Doch trotz der aktuellen Zuwächse sackte der Aktienkurs unmittelbar nach der Veröffentlichung um mehr als sechs Prozent ab. Denn auch bei Michael Kors mehren sich die Zweifel: Nähert sich die Attraktivität der Marke, die zuletzt so rapide expandiert ist, möglicherweise ihrem Zenit?

Vor allem die Tendenz auf dem Heimatmarkt hat solche Fragen aufgeworfen. Dort sind die Erlöse in den eigenen Boutiquen von Michael Kors auf vergleichbarer Fläche zuletzt nicht mehr so stark gewachsen wie gewohnt. Zwar fiel die Steigerungsrate in Nordamerika auch im dritten Quartal durchaus bemerkenswert aus (flächenbereinigt +6,0 Prozent), sie ging aber im vierten Quartal in Folge zurück und rutschten deutlich unter die gewohnte Zehn-Prozent-Schwelle. Außerdem musste das Unternehmen zu umfangreichen Rabattaktionen greifen, um Altbestände zu verkaufen. „Die Marke ist etwas zu allgegenwärtig geworden, dadurch sinkt ihr Wert“, bemerkte ein Analyst gegenüber der New York Times. Nordamerika sei auf dem Weg, ein „reifer Markt“ zu werden, räumte Konzernchef John Idol ein. Das Wachstumstempo dort werde voraussichtlich weiter nachlassen. Umso wichtiger wird die Auslandsexpansion, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits konsequent vorangetrieben hat. Dort drohen allerdings andere Risiken – nicht zuletzt ungünstige Währungseffekte.

Im dritten Quartal 2014/15 stieg der Umsatz von Michael Kors um knapp dreißig Prozent – aber auf dem Heimatmarkt zeigen sich Sättigungserscheinungen

Aktuell sehen die Zahlen aber weiterhin gut aus – insbesondere im Branchenvergleich. Im abgelaufenen Quartal, das am 27. Dezember endete, steigerte Michael Kors seinen Umsatz um 29,9 Prozent (währungsbereinigt +32,6 Prozent) auf 1,31 Milliarden US-Dollar (1,16 Milliarden Euro). Die weltweiten Einzelhandelserlöse entwickelten sich überdurchschnittlich (+37,0 Prozent, währungsbereinigt +40,5 Prozent) und erreichten 689,4 Millionen US-Dollar. Dazu trugen die Neueröffnung von 114 neuen Läden im Laufe der vergangenen zwölf Monate und der kürzlich gestartete Online-Shop in den USA ebenso bei wie ein flächenbereinigtes Wachstum um 8,6 Prozent (währungsbereinigt +10,9 Prozent) in den schon länger bestehenden Stores. Im Großhandel stieg der Umsatz um 24,4 Prozent (währungsbereinigt +26,4 Prozent) auf 573,8 Millionen US-Dollar, die Lizenzeinnahmen legten um 8,6 Prozent auf 51,5 Millionen US-Dollar zu.

In Nordamerika konnte Michael Kors trotz erster Sättigungstendenzen immer noch um 22,6 Prozent (währungsbereinigt +23,1 Prozent) auf 1,1 Milliarden US-Dollar zulegen. Noch dynamischer entwickelten sich die Erlöse in den internationalen Expansionsmärkten. In Europa stiegen sie um 72,1 Prozent (währungsbereinigt +86,3 Prozent) auf 241,4 Millionen US-Dollar, auf vergleichbarer Fläche setzten die eigenen Boutiquen 21,2 Prozent (währungsbereinigt +29,9 Prozent) mehr um als im Vorjahresquartal. In Japan wuchsen die Erlöse trotz des schwachen Yen ebenfalls um 72,1 Prozent (währungsbereinigt +96,3 Prozent) auf 16,0 Millionen US-Dollar. Flächenbereinigt stieg der Einzelhandelsumsatz dort sogar um 35,4 Prozent (währungsbereinigt +54,4 Prozent).

Der Quartalsüberschuss stieg um fast ein Drittel auf knapp 304 Millionen US-Dollar

Dass sich Lagebestände – darunter einige Handtaschenmodelle, die nicht den Kundengeschmack getroffen hatten – nur mit hohen Preisnachlässen verkaufen ließen, hatte Auswirkungen auf das Ergebnis. Hinzu kamen zusätzliche Vertriebs- und Verwaltungskosten aufgrund der Flächenexpansion. Die Margen fielen daher niedriger aus als im Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn stieg um 21,9 Prozent auf 418,5 Millionen US-Dollar, das Nettoergebnis um 32,2 Prozent auf 303,7 US-Dollar. Der verwässerte Gewinn pro Aktie wuchs von 1,11 auf 1,48 US-Dollar. Wie beim Umsatz konnte Michael Kors damit die Markterwartungen übertreffen.

Weniger gut kam die Prognose für das Gesamtjahr bei den Analysten an: Das Unternehmen rechnet nun mit einem Umsatz in Höhe von etwa 4,4 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn pro Aktie im Bereich von 4,27 bis 4,30 US-Dollar. Das erschien vielen Experten doch zu vorsichtig und trug zum Kursrutsch bei. Aber beileibe nicht alle Analysten mögen sich dem wachsenden Pessimismus anschließen: „Wenn man die Nebengeräusche ausblendet, wächst das Unternehmen weiterhin sehr schön“, sagte einer von ihnen der Nachrichtenagentur Reuters.

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