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Nach Gewinneinbruch: Auf Hugo Boss wartet "viel Arbeit"

Von Jan Schroder

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Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss steckt weiter in Schwierigkeiten. Im ersten Quartal 2016 sanken die Umsätze in allen wichtigen Marktregionen, der Gewinn brach um knapp die Hälfte ein. Die Zahlen, die das Unternehmen am Dienstag präsentierte, fielen sogar noch etwas schlechter aus, als Analysten im Vorfeld befürchtet hatten. Der Vorstand kündigte eine Verschärfung der bereits geplanten Sparmaßnahmen an, gab sich aber zuversichtlich, die aktuellen Jahresprognosen erfüllen zu können.

Die jüngsten Quartalszahlen zeigten, „dass wir noch viel Arbeit vor uns haben“, räumte Finanzchef Mark Langer ein. Zusammen mit seinen verbliebenen Vorstandskollegen leitet er das Unternehmen, seit CEO Claus-Dietrich Lahr Ende Februar nach einer Gewinnwarnung seinen Hut nehmen musste.

Der Umsatz schrumpfte im ersten Quartal um vier Prozent

Insgesamt erwirtschaftete der Konzern im ersten Vierteljahr einen Umsatz in Höhe von 642,6 Millionen Euro. Damit verfehlte er den entsprechenden Vorjahreswert von 667,5 Millionen Euro um vier Prozent. Bereinigt um Wechselkursveränderungen gingen die Erlöse um drei Prozent zurück. Entscheidend war das schwache Großhandelsgeschäft: Dort ging der Umsatz um zehn Prozent (währungsbereinigt -9 Prozent) auf 256,5 Millionen Euro zurück.

Nur dank neu eröffneter Boutiquen konnte der Konzern im eigenen Einzelhandel das Umsatzniveau von 370,4 Millionen Euro halten (währungsbereinigt +1 Prozent). Auf vergleichbarer Fläche gingen die Retailerlöse um sieben Prozent (währungsbereinigt -6 Prozent) zurück. Auch im Online-Geschäft, das vielen Konkurrenten als kräftiger Wachstumsmotor dient, fiel die Entwicklung ausgesprochen mager aus: Der E-Commerce-Umsatz stieg lediglich um zwei Prozent auf 21,4 Millionen Euro. Immerhin wuchsen die Lizenzeinnahmen dank deutlicher Zuwächse mit Parfüms um 14 Prozent auf 15,7 Millionen Euro.

In keiner seiner Marktregionen erreichte das Unternehmen das Vorjahresniveau. In Europa sank der Umsatz um zwei Prozent (währungsbereinigt -1 Prozent) auf 402,4 Millionen Euro. „Wesentlicher Einflussfaktor waren Umsatzrückgänge auf der iberischen Halbinsel, in den Beneluxstaaten und Deutschland“, erklärte der Konzern. In Deutschland schrumpften die Erlöse dabei um zwei Prozent auf 109 Millionen Euro.

In Asien und den USA sanken die Umsätze deutlich

In den übrigen Märkten sah es noch schlechter aus – fatal für den Konzern, der in besseren Zeiten mit der Verlegung seiner Modenschauen nach Shanghai und New York deutlich gemacht hatte, dass China und die USA als wesentliche Eckpfeiler der ambitionierten Wachstumsstrategie eingeplant waren. Weil die Nachfrage in den USA nachließ, schrumpfte der Umsatz in der Region Amerika um neun Prozent (währungsbereinigt -8 Prozent) auf 129,8 Millionen Euro. Auch in China beklagte das Unternehmen das „uneinheitliche Marktumfeld“. Dort sank der Umsatz um zwölf Prozent (währungsbereinigt -11 Prozent) auf 54 Millionen Euro. Die Schwäche im Reich der Mitte ließ die Erlöse in der Region Asien/Pazifik um sechs Prozent (währungsbereinigt -5 Prozent) auf 94,7 Millionen Euro schrumpfen.

Weltweit musste die Hauptmarke Boss den drastischsten Rückgang hinnehmen: Ihr Umsatz sank um zwölf Prozent (währungsbereinigt -11 Prozent) auf 429 Millionen Euro. Auch die günstige junge Linie Boss Orange verfehlte mit 57 Millionen Euro das Vorjahresniveau (-7 Prozent, währungsbereinigt -6 Prozent). Aufwärts ging es hingegen bei der sportiven Linie Boss Green, deren Erlöse um 23 Prozent (währungsbereinigt +25 Prozent) auf 73 Millionen Euro stiegen, sowie beim designorientierten Label Hugo, das sogar ein Wachstum um 43 Prozent (währungsbereinigt +45 Prozent) auf 83 Millionen Euro erzielte. Die großen Unterschiede in der Umsatzentwicklung der einzelnen Linien begründete der Konzern mit der „im Geschäftsjahr 2015 erfolgreich vollzogenen Umstellung des Kategoriegeschäfts im Großhandelskanal“ in der Region Europa. Daraus habe sich eine „Umsatzverschiebung von der Kernmarke Boss hin zu der Markenlinie Boss Green sowie zu Hugo“ ergeben.

Der Aufschwung im Damenmodegeschäft blieb erneut aus: Dort sank der Umsatz um fünf Prozent (währungsbereinigt -4 Prozent) auf 72 Millionen Euro. Die Sparte, in die das Unternehmen einst große Hoffnungen gesetzt hatte, steuerte damit erneut nur magere elf Prozent des Gesamtumsatzes bei. Auch im Kerngeschäft mit Herrenmode musste der Konzern rückläufige Erlöse verkraften: Sie sanken um vier Prozent (währungsbereinigt -2 Prozent) auf 571 Millionen Euro.

Der Quartalsüberschuss sank um 49 Prozent

Die unbefriedigende Umsatzentwicklung ließ den Gewinn einbrechen: Höhere Kosten infolge der Flächenexpansion und des Ausbaus der digitalen Infrastruktur konnten nicht durch zusätzliche Einnahmen aufgefangen werden. Hinzu kamen nach Angaben des Unternehmens „negative Effekte aus der Abwertung von Vorräten in Asien, höhere Rabatte, insbesondere im US-amerikanischen Markt, und die mit der Frühjahrskollektion 2016 vorgenommene Preisanpassung in Asien“. Dort hatte das Unternehmen angesichts der schwachen Nachfrage die Ausgangspreise für seine Produkte deutlich gesenkt.

Aufgrund dieser Faktoren sank das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 48 Prozent auf 53,7 Millionen Euro. Der auf die Anteilseigner entfallende Quartalsüberschuss schrumpfte um 49 Prozent auf 38,5 Millionen Euro.

Der Konzern plant weitere Einsparungen und denkt auch über Ladenschließungen nach

Auf die schwachen Zahlen will der Vorstand nun mit schärferen Sparmaßnahmen reagieren. „Durch die Nachverhandlung von Mietverträgen im eigenen Einzelhandel, striktes Kostenmanagement in der Verwaltung und die Fokussierung seiner Marketingaktivitäten auf solche Maßnahmen, welche die Kundenfrequenz im eigenen Einzelhandel unmittelbar unterstützen, wird das Unternehmen in diesem Jahr Kosteneinsparungen von rund 50 Millionen Euro gegenüber der ursprünglichen Planung erzielen“, teilte der Konzern mit.

Auch die eigenen Boutiquen kommen in diesem Zusammenhang auf den Prüfstand. Über „mögliche Schließungen“ werde „in den nächsten Monaten entschieden“, erklärte das Unternehmen. Zudem sollen weniger neue Läden als geplant eröffnet werden. Durch die Einsparungen will das Unternehmen sein Investitionsvolumen im laufenden Jahr auf 160 bis 180 Millionen Euro zurückfahren. 2015 hatte Hugo Boss noch 220 Millionen Euro investiert.

Die Jahresprognosen werden vorerst aufrechterhalten

Noch geht die Konzernführung allerdings davon aus, die selbstgesteckten Ziele für das Gesamtjahr erreichen zu können. Sie rechnet damit weiterhin mit einer Umsatzsteigerung „im niedrigen einstelligen Prozentbereich“. Zuwächse im eigenen Einzelhandel sollen dabei den erwarteten Umsatzrückgang im Großhandelsgeschäft mehr als ausgleichen. Beim operativen Gewinn, den der Konzern als Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten definiert, erwartet der Vorstand einen Rückgang im „niedrigen zweistelligen Prozentbereich“. Auch dieses bescheidene Ziel sei jedoch nur bei einer „weitgehend stabilen Umsatzentwicklung auf vergleichbarer Fläche“ zu erreichen.

Angesichts der zahlreichen Baustellen wartet nun erst tatsächlich viel Arbeit auf die Führungsmannschaft: „Kurzfristig stehen die Stabilisierung unseres US-Geschäfts, die Verbesserung unserer Kosteneffizienz und die Steigerung des Free Cash Flows im Vordergrund“, erklärte Finanzvorstand Langer, „zudem arbeiten wir intensiv an der Konsistenz unserer globalen Marken- und Preispositionierung sowie an der Digitalisierung unseres Geschäftsmodells.“

Fotos: Hugo Boss

Hugo Boss