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Wachstumsdelle oder Trendwende? Zahl der Neuvermietungen im deutschen Einzelhandel sinkt im ersten Quartal

Von Jan Schroder

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Einzelhandel

Nach satten Zuwächsen in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Neuvermietungen von Einzelhandelsflächen in Deutschland ersten Quartal 2015 gesunken. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Maklerhaus JLL am Dienstag veröffentlichte. Als Anzeichen eines grundsätzlich nachlassenden Interesses an Standorten in Deutschland wollten die Immobilienexperten den Rückgang aber nicht werten.

Der Studie zufolge wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres bundesweit 200 neue Mietverträge mit Einzelhändlern abgeschlossen. Damit sank ihre Zahl gegenüber dem vierten Quartal 2014 um sieben Prozent. Der Flächenumsatz ging um rund ein Drittel auf 109.000 Quadratmeter zurück. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres hatte JLL sogar 291 Verträge und eine neu vermietete Gesamtfläche von 165.400 Quadratmetern gezählt.

„Der etwas schwächere Auftakt ist aus unserer Sicht kein Indiz für den weiteren Jahresverlauf“, sagte Dirk Wichner, der als Head of Retail Leasing Germany bei JLL für den hiesigen Markt zuständig ist. Auch in den vergangenen Jahren habe es immer wieder umsatzschwächere Quartale gegeben. Den deutlichen Rückgang beim Flächenumsatz führten die Autoren der Studie unter anderem darauf zurück, dass weniger „Großflächen ab 1.000 Quadratmetern“ vermietet worden seien. Die hätten im vergangenen Vierteljahr „offenbar nicht zur Verfügung gestanden“. Daher werten die Immobilienexperten die jüngsten Zahlen auch nicht als Beleg für eine Trendwende, nachdem die Zahl der Neuvermietungen in den vergangenen Jahren stetig gewachsen war: „Die deutschen 1a-Lagen sind nach wie vor ein begehrtes Expansionsziel für globale Marken“, erklärten sie.

Textilhändler zeigen sich nach wie vor expansionsfreudig

Ausgesprochen attraktiv ist die deutsche Einzelhandelslandschaft jedenfalls weiterhin für internationale Konzepte: Ihr Anteil am gesamten Flächenumsatz stieg im ersten Quartal auf 63 Prozent. „So haben etwa das französische Label American Vintage, der japanische Modeanbieter Edwin sowie das italienische Franchisekonzept Risamore erstmals Läden in Deutschland eröffnet. Weitere Anbieter wie das französische Jeanslabel Le Temps des Cerises oder Juicy Couture aus den USA werden in Kürze folgen“, erklärte Wichner.

Dass der Immobilienexperte vor allem Bekleidungshändler aufzählt, spiegelt die Gesamtsituation auf dem Vermietungsmarkt: Die Textilbranche baute ihren Anteil an den neu vermieteten Flächen im ersten Quartal auf 46 Prozent aus. Dabei zeigten sich vor allem Young-Fashion-Konzepte wie Reserved und Discounter wie Primark und TK Maxx expansionsfreudig.

Hamburg zog im ersten Quartal bei den Neuvermietungen an Berlin vorbei

Der deutliche Rückgang beim Flächenumsatz gegenüber dem Vorjahresquartal hing auch damit zusammen, dass im vergangenen Jahr große Einkaufszentren eröffnet worden waren, was zu zahlreichen Neuvermietungen geführt hatte. Allein in Berlin eröffneten die Mall of Berlin am Leipziger Platz und das Bikinihaus in der City West. Die entsprechenden Flächenumsätze hatten die Vergleichszahlen Anfang 2014 in die Höhe getrieben.

Da in diesem Jahr keine vergleichbaren Großprojekte abgeschlossen wurden, sank die Gesamtfläche der neu vermieteten Läden in Berlin gegenüber dem Vorjahresquartal um 84 Prozent von 28.200 auf 4.700 Quadratmeter. Damit verlor die Hauptstadt im ersten Quartal ihre Spitzenposition unter den deutschen Metropolen. Die übernahm Hamburg, wo der Flächenumsatz im Jahresvergleich um 43 Prozent auf 9.700 Quadratmeter stieg. Den dritten Platz behauptete München mit 4.600 Quadratmetern (-40 Prozent). Starke Veränderungen registrierte JLL auch in Düsseldorf, wo sich der Flächenumsatz mehr als verdreifachte (4.500 Quadratmeter), und in Frankfurt am Main, wo er um 84 Prozent schrumpfte und nur noch 1.700 Quadratmeter erreichte.

Foto: ©Berlin Partner/Scholvien
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