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„Digitale Zwillinge“: Was man über den bevorstehenden digitalen Produktpass wissen sollte

Von Esmee Blaazer

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Hintergrund

Digitaler Produktpass von Dopper. Bild: Eigentum der niederländischen Flaschenmarke Dopper (Pressemeldung vom 3. Mai 2024 via Turbulence PR)

DPP: Das Wer, Wie, Was, Wann und Wo des Vorbereitens

Der digitale Produktpass (DPP) kommt. Alle Produkte, die auf dem europäischen Markt angeboten werden, müssen in (naher) Zukunft mit einem Produktpass versehen werden, auch bekannt als „digitaler Zwilling“. Dieser ist eine digitale Datei, die umfassende Informationen über die Umweltauswirkungen eines Produkts während seines gesamten Lebenszyklus liefert. Für Textilprodukte wird dies für Anfang 2026 erwartet.

Hintergrund: der digitale Produktpass und andere bevorstehende EU-Verordnungen

Das Konzept des digitalen Produktpasses (DPP) wurde in der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien eingeführt und in der Verordnung über Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR) weiterentwickelt. Diese trat am 18. Juli 2024 in Kraft.  

„Es handelt sich um eine Rahmengesetzgebung, das heißt, sie gibt einen Rahmen für die weitere Umsetzung und Konkretisierung pro Produktkategorie und Sektor vor. Bis Ende Dezember 2025 müssen die Normungsorganisationen harmonisierte Normen für das DPP-System bereitstellen. Im Januar 2026 steht ein erster delegierter Rechtsakt für Textilien bevor. Speziell für diese wird erwartet, dass im Januar 2026 die ersten Normen veröffentlicht werden, die die Unternehmen 18 Monate später einhalten müssen“, erklärt Rechtsanwältin Judith Bussé.

Zusammenhang

Der DPP ist eine der Maßnahmen, die eingeführt werden, um die EU nachhaltiger zu machen und eine Kreislaufwirtschaft bis zum Jahr 2050 zu schaffen. Es sind noch viele Gesetze und Richtlinien in Vorbereitung, die Teil des europäischen Green Deals sind. Man denke zum Beispiel an das Recht auf Reparatur, die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) und die Sorgfaltspflichts-Richtlinie (CSDDD).

Das heißt also: Wenn Unternehmen nachhaltiger werden, um neue Vorschriften wie den DPP zu erfüllen, sind sie automatisch auch besser auf andere Nachhaltigkeitsvorschriften und -richtlinien vorbereitet.

Die Europäische Kommission wird ein spezielles Webportal einrichten, über das DPPs registriert werden. Diese zentrale Datenbank wird als Register mit allen Spezifikationen dienen und nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Verbraucher:innen zugänglich sein.

Der Zweck des DPP

„Durch die Schaffung dieser leicht zugänglichen und überprüfbaren digitalen Datei zielt der DPP darauf ab, die Transparenz, Rückverfolgbarkeit und das Vertrauen in der gesamten Lieferkette zu verbessern, von den herstellenden Betrieben über die Verbraucher:innen bis hin zu den Recyclingbetrieben, damit die Verbraucher:innen nachhaltigere und fundiertere Entscheidungen treffen können“, sagt Jake Hanover, Direktor für digitale Produkte und Bekleidungslösungen bei Avery Dennison, über die Einführung des DPP in einem früheren Gespräch mit FashionUnited.

Die genaue Form des Datenträgers des „digitalen Zwillings“, wie zum Beispiel ein QR-Code, Barcode, RFID-Etikett oder ein mit Blockchain verbundener NFC-Chip, steht noch nicht fest und wird später von der Europäischen Kommission bestimmt.

Der DPP wird Informationen über die Nachhaltigkeit eines Produkts und seinen gesamten Lebenszyklus enthalten müssen, zum Beispiel über die verwendeten Materialien einschließlich recycelten Materialien, den Energieverbrauch, CO2-Fußabdruck und Grad der Kreislauffähigkeit (man denke an Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwendbarkeit) sowie darüber, wie es zu entsorgen ist.

Auswirkungen auf die Bekleidungsbranche

Die Einführung des DPP wird erhebliche Auswirkungen auf die Modebranche haben, da diese Informationen derzeit nicht oder nicht (immer) vollständig zur Verfügung stehen, weil es an Transparenz in der Wertschöpfungskette mangelt (die komplex und umfangreich ist, und viele Glieder hat, Anm. d. Red.).

Der bevorstehende digitale Produktpass wird daher große Auswirkungen auf Bekleidungsunternehmen haben. Wie werden sie die Daten für jeden Teil der Lieferkette sammeln, und sie später verwalten und präsentieren? Darüber hinaus sind die meisten Modeunternehmen nicht so sehr daran interessiert, (geschäftskritische) Informationen weiterzugeben, aus strategischen und finanziellen Gründen, wie zum Beispiel einem möglichen Wettbewerbsvorteil. Es wird also auch für sie eine Herausforderung sein, ein Gleichgewicht zwischen Transparenz und Schutz der Geschäftsinteressen zu finden.

Wie können Sie sich als Modeunternehmen (jetzt) schon vorbereiten?

  • Sie sollten sich im Voraus überlegen, wie Sie die für den DPP benötigten Daten beschaffen können. Analysieren Sie die gesamte Wertschöpfungskette: Arbeiten Sie mit Lieferant:innen und anderen Parteien in der Lieferkette zusammen, um Informationen zu sammeln, unter anderem über die Produktzusammensetzung (gebrauchte Rohmaterialien), Produktionsverfahren und Transportmethoden. Stellen Sie vor allem sicher, dass Sie die Transparenz in der Lieferkette erhöhen.
  • Reduzieren Sie die Umweltauswirkungen Ihres Unternehmens weiter. Analysieren und verbessern Sie die Nachhaltigkeit von Produkten, etwa die Qualität von Kleidungsstücken (damit sie länger halten) oder priorisieren Sie die Verwendung von recycelten Materialien und nachhaltigeren Fasern gegenüber umweltschädlichen Rohstoffen wie Polyester. Schenken Sie Zirkularität besondere Aufmerksamkeit und den Kreislaufstrategien der „R-Reihenfolge“ (Reduce, Reuse, Recycle): Reduzieren des Rohstoffverbrauchs (vielleicht lautet die Schlüsselfrage hier: Werden Sie als Unternehmen Ihr Geschäftsmodell überdenken und die Zahl der produzierten Kleidungsstücke verringern?) und die Investition in Reparatur, Wiederverwendung, Upcycling und/oder Recycling. Es beginnt daher mit völlig anderen Entscheidungen schon am Reißbrett in der Entwurfs- und Planungsphase.
  • Denken Sie auch über die Technologie für die Datenerfassung, -verwaltung und -präsentation nach. Seien Sie sich des Verwaltungsaufwands bewusst, den die Einführung des DPP mit sich bringen wird. Gibt es Unternehmen, die Plattformen mit standardisierten Protokollen anbieten? Welche Software oder Informationsmanagementsysteme gibt es?
  • Schauen Sie sich Unternehmen an, die der Gesetzgebung voraus sind, auch solche aus anderen Branchen. Die Flaschenmarke Dopper zum Beispiel hat vor kurzem den DPP eingeführt. Es ist nützlich zu sehen, wie sie es machen und welche Lehren Sie daraus ziehen können.
  • Was sind die nächsten Schritte? Wie geht es mit dem DPP weiter?

    Bevor der digitale Produktpass vollständig übernommen wird, muss er noch vom Europäischen Parlament und vom EU-Rat endgültig verabschiedet werden. Nach der Verabschiedung werden die Rechtsvorschriften weiter um- und durchgesetzt. Die Verordnung wird daher in der kommenden Zeit konkretisiert, und es ist möglich, dass sich einige Dinge ändern werden.

    Wer die Umsetzung des DPP kontrollieren wird, hängt davon ab, welchen Ansatz die EU wählt. Im Großen und Ganzen sind einige Dinge bereits in der Verordnung festgelegt, sagt Bussé. „Die Zollbehörden werden prüfen, ob Produkte, die in die EU eingeführt werden, einen DPP haben. Spezielle Stellen in jedem EU-Land werden außerdem sicherstellen, dass die auf dem Markt befindlichen Produkte diesen Vorschriften entsprechen. Die Mitgliedstaaten müssen dafür sorgen, dass diese Kontrollen gut organisiert und überwacht werden, damit alles nach den neuen Rechtsvorschriften abläuft.“

    Dieser DPP-Artikel wird von FashionUnited regelmäßig aktualisiert. Aktuelle Informationen über den DPP finden Sie auf der Website der Europäischen Kommission und in den offiziellen politischen Dokumenten.

    DPP von Weartek. Der australische Hersteller von Arbeitskleidung für verschiedene Branchen nutzte PicoNext, um wichtige DPP-Produktinformationen zu vermitteln. Bild: PicoNext (Pressmitteilung „PicoNext Accelerates Digital Product Passport Creation with Industry-First Generative AI Assistant“, 8. Juli 2024)

    Weitere Artikel über neue Gesetze und Vorschriften:

    Quellen:
    - Beitrag von Judith Bussé, Gründerin von Pivot Law, 29. Juli 2024.
    - Europäische Kommission, Die Verordnung zur Einführung des digitalen Produktpasses, 13. Juli 2024.
    - Europäische Kommission, Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR), in Kraft seit 18. Juli 2024.
    - Europäische Kommission, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen „Nachhaltige Produkte zur Norm machen“, 30. April 2022.
    - Dopper.com „Recipe for transparency: Trace your impact with our Digital Product Passport“, 7. April 2024.
    - CIRPASS „A study on DPP costs and benefits for SMEs“, Februar 2024.
    - Carbonfact -Artikel [Textilindustrie] „DPP: Understanding the EU’s Digital Product Passport and How It Impacts Fashion Brands“, von Lidia Lüttin, 9. Februar 2024.
    - Artikel aus dem FashionUnited-Archiv der Journalistinnen Rachel Douglass und Simone Preuss.
    - Teile des Textes dieses Artikels wurden mit einem KI-Tool generiert und anschließend bearbeitet. Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.NL. Übersetzung durch KI, Bearbeitung durch Rachel Douglass.

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    Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Aus dem Englischen übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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