Düsseldorfer Ordertage: Bahn-Streik und flexiblere Kollektionen
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Nach den internationalen Modemessen in Florenz und Amsterdam sowie dem letzten Berliner Flagship Seek ging es am vergangenen Wochenende wieder zur Orderrunde nach Düsseldorf. Mit strahlend blauem Himmel zeigte sich auch wieder ein Wetter, das den Modehandel nach einem warmen Herbst für HW24 beschäftigt. Wie die Bekleidungsanbieter darauf reagieren, welche Auswirkungen die Angriffe im Suezkanal auf die Lieferkette haben und wie die Stimmung insgesamt war, berichten Modeunternehmen wie Bugatti, S.Oliver und Camel Active.
Die Frequenzen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt bei den Fashn Rooms, aber auch den Showrooms auf der Kaiserswerther Straße und der Halle 29 waren von Freitag bis Sonntag eher durchwachsen. Mitschuld soll auch der nun vorzeitig beendete Lokführer:innen-Streik bei der Deutschen Bahn gehabt haben, durch den einige Händler:innen – besonders die, mit einer weiteren Anreise – sich dagegen entschieden haben, nach Düsseldorf zu kommen.
Die Sorgen bei den Bekleidungsanbietern hielten sich allerdings in Grenzen. So habe es laut Florian Wortmann zwar Terminabsagen bei Bugatti gegeben, jedoch habe der Herforder Bekleidungsanbieter dann mit den Handelspartner:innen anderweitige Lösungen gefunden, so der Chief Brand Officer. Andere Markenvertreter:innen wie die Münchner Vertriebsagentur 4PM, die die niederländische Marke Butcher of Blue auf dem Messegelände Areal Böhler bei den Fashn Rooms vertritt, fokussierten sich mehr auf feste Termine mit regionalen Kund:innen, statt auf Ordern von unangemeldeten Messebesuchenden zu hoffen, erklärte Agentur-Chef Patric Maly.
Am Samstagnachmittag war in der Halle “Alte Schmiede”, wo das Showroom-Konzept Fashn Rooms und die nachhaltig-orientierte Messe Neonyt dieses Mal in einem komprimierten Raum stattfanden, zum Auftakt der Veranstaltungen noch nicht so viel los. Dennoch sorgte die Neonyt, die für die ersten zwei Ausgaben nach dem Umzug nach Düsseldorf in einer angrenzenden Halle stattfand, für frischen Wind bei den Ausstellenden. Diese lockten mit verschiedenen Standkonzepten die Besuchenden an. Unter dem Motto “Boxing for Boxers” sorgte das niederländische Wäschelabel A-Dam mit einem Boxautomaten für Aufmerksamkeit.
Aber auch unter den Ausstellenden der Fashn Rooms vom Messeveranstalter Igedo gab es einige neue Konzepte. So war die kroatische XD Fashion Group mit ihrer neuen genderfluiden Marke Ssyynn vor Ort, die mit Deadstock-Materialien der Hauptmarke Xenia Design und 3D-Scans arbeitet.
Flexibele Outerwear
In der Outerwear, bei der die Abverkäufe durch den warmen Herbst nicht besonders stark waren, setzen Bekleidungsanbieter ebenfalls auf neue Ansätze, die sich für verschiedene Wetterlagen, aber auch für drinnen und draußen eignen. Es gehe darum, den Outdoor-Bereich nach Innen zu bringen, so Wortmann, der bei Bugatti neben der Nylon-Pufferjacket mit Stick auch an Stücke wie leichte Blousons denkt. Es sei wichtig, dass die Produkte universeller einsetzbar sind und sich je nach Wetterlage gut kombinieren lassen. Dabei ist bei einigen Anbieter:innen wie Camel Active und Digel Move, der jüngeren Linie des Menswear-Spezialisten, auch das Overshirt weiterhin ein Thema in der Kollektion.
„Wir haben bei der Kollektionsentwicklung das Thema leichtere Jacken und Overshirts massiv ausgebaut“, erklärt Volker Weschenfelder, Managing Director bei Camel Active. Der Outdoor-Spezialist setzt vermehrt auf die Ready-to-Wear und widmet dieser einen eigenen Pop-up, der am Samstag und Montag neben dem eigenen Showroom für Händler:innen und auch Endkonsument:innen zugänglich ist.
Dennoch ist gerade auch für den kälteren Winter das Thema Jacke natürlich auch nicht ganz vom Tisch. So habe es zwar in der vergangenen HW-Saison etwas gedauert, wurde dann aber doch – auch angetrieben von Sales – gut verkauft, so Bugatti-Geschäftsführer Julius Brinkmann. Ähnlich sieht es auch Dominik Perzl, Country Manager für Deutschland und Österreich bei Woodbird. Gerade im Streetwear-Bereich, wo die dänische Marke aktiv ist, seien die dicken Jacken nicht wegzudenken. Beim Rottendorfer Bekleidungsanbieter S.Oliver waren in der HW24-Order für Menswear besonders schwarze Wollmäntel gefragt.
Bei den Hosen lief der Denim-Bereich bei den Damen und Herren besonders gut. „Jeans waren ein Brett”, fasst Perzl zusammen. Auch bei der in Mönchengladbach ansässigen Womenswear-Marke Gitta Banko der gleichnamigen Influencerin überzeugte die Jeans. So ist das Jeans-Modell “Rylee” Bankos Bestseller in diesem Bereich.
Weiterhin läuft auch der Bereich Strick gut, bestätigt Kai Jördens, der mit seiner gleichnamigen Münchner Agentur Marken wie Luis Trenker vertritt. Besonders beliebt schien dabei diese Saison – wie auch schon auf den Menswear-Laufstegen in Paris und Mailand zu sehen war – der Norweger:innen-Strick, der in vielen Kollektion der Mens- und Womenswear nicht fehlen durfte und in den Showrooms von Bugatti, Camel Active und auch Bogner zu sehen war. Die Münchner Marke, in deren Marken-DNA durch den Ski-Bereich sowieso eine große Rolle spielt, hat das Norweger:innen-Muster neben dem herkömmlichen Strick in dieser Saison auch mal als Druck auf einen Pullover gebracht.
Erneute Verzögerungen in der Lieferkette
Während die Bekleidungsanbieter trotz weiterhin steigender Kosten und deutlichen Anpassungen im vergangenen Jahr in dieser Saison versucht haben, die Preislagen zu halten, sorgte das Thema Lieferkette bereits zum Jahresbeginn wieder einigen Unternehmen.
Nachdem sich das Thema 2023 gerade etwas beruhigt hatte, sorgen die Huthi-Angriffe auf Frachtschiffe im Suezkanal nun für die nächsten Verzögerungen. So ist die S.Oliver Group, zu der neben der gleichnamigen Marke unter anderem auch Comma gehört, betroffen. Bei der aktuellen Frühjahr-Sommer-Auslieferung kommt es zu einer Zeitverzug von mindestens zwei Wochen, so Produktchefin Sonja Balodis. Zu ähnlichen Verzögerungen kommt es auch bei Camel Active, wo aber nur etwa 10 bis 20 Prozent des ersten Auslieferungstermins davon betroffen sind.