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Diese Menschen machen die Modebranche nachhaltiger

Von Aileen Yu

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Mode|INTERVIEW

Sind Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft die Zukunft der Modebranche? Auf den Modenschauen von New York bis Paris sind die heißesten Themen dieser Saison Öko-Mode, Klimafragen und Tierrechte. Inmitten des globalen Klimastreiks und des Klimamarsches unter der Leitung der 16-jährigen Greta Thunberg kündigte Kering sein Bekenntnis zur vollständigen Klimaneutralität an, kurz darauf folgte LVMH. Unterdessen boykottierten Unternehmen wie H&M brasilianisches Leder als Folge der Brände im Amazonasgebiet. FashionUnited hat vier Fachleute an der Spitze von Nachhaltigkeitsbemühungen und sozialen Initiativen befragt, was ihre Arbeit bedeutet und wie sie ihre Macht nutzen, um Wandel zu bewirken.

Jackie Lewis, Nachhaltigkeitsexpertin bei Alvanon

Was genau macht ein Nachhaltigkeitsexperte?

Ein Nachhaltigkeitsexperte stellt in Frage, was wir tun, und fragt, ob es einen besseren Weg gibt, es zu tun. Ich suche einen Ansatz, der das gleiche Ergebnis erzielt, aber zu geringeren Kosten für Mensch und Umwelt. In der Modewelt erfordert das Erfahrung und ein umfassendes Verständnis dafür, wie man ein Produkt entwirft, beschafft und herstellt. Die ständige Herausforderung ist, wie man sein Nachhaltigkeitsversprechen einhält, gleichzeitig Gewinn erzielt und dem Kunden das gibt, was er will.

Was liebst du an deinem Job?

Wenn ich sehe, wie Leute meine Ratschläge ernst nehmen und ich sehe, dass sie Nachhaltigkeit verstanden haben. Meine Aufgabe als Nachhaltigkeitsexpertin ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, zu erkennen, was die Menschen wirklich interessiert, was sie tagtäglich umtreibt und wie sich selbst kleinste Veränderungen positiv auf ihren Lebensstil und ihre Umwelt auswirken können, um Prozesse und Rooutinen zu verändern.

Interview mit der Nachhaltigkeitsexpertin von Alvanon, Jackie Lewis (englisch)

Amy Smith, Chief Giving Officer bei Toms

Was sind Ihre Aufgaben als “Chief Giving Officer” bei Toms?

Chief Giving Office ist ein einzigartiger Job ohne Regelwerk. Er ist zwar äußerst lohnend, weil ich für den Effekt brenne, den wir erzielen, aber es ist auch eine Herausforderung. Schließlich ist es eine zentrale Rolle innerhalb von Toms. Meine Aufgabe ist es, unsere Spendenarbeit zu strategisieren, zu überwachen und sicherzustellen, dass wir die größtmögliche Wirkung erzielen, sei es durch unsere Schuh- und Wasserspenden oder durch unsere neue projektbezogene Arbeit, die lokale Communitys unterstützt. Meine Rolle umfasst alles von der Bestellung bis zur Fertigung, wie die Schuhe gelagert werden, wie sie verteilt werden, bis hin zur Feedbackschleife mit Partnern und der Analyse, was wir besser machen können. Ich untersuche auch neue Projekte und lokale Partner und identifiziere, wo wir in Zukunft einen positiven Effekt erzielen können, basierend auf dem, was am dringendsten benötigt wird.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?

Meine Tage sind lang, aber wirklich nie gleich, was ich liebe. Ich betreue unser Netzwerk von rund 90 Spendenpartnern und unsere Spendenprogramme. Mein Team und ich arbeiten auch daran, die besten Strategien für unsere Spenden zu entwickeln, indem wir das Feedback unserer derzeitigen Partner vor Ort nutzen. Wir fühlen uns verpflichtet, Schuhe, Brillen und Wasser so verantwortungsbewusst wie möglich zu verteilen. Zum Beispiel stellen wir jetzt Schuhe in verschiedenen Silhouetten her, die dem Klima der Region und den Aktivitäten, die Kinder ausüben, entsprechen. Diese Ergänzungen der Produktlinie sind ein direktes Ergebnis des Feedbacks unserer Partner. Wir stellen auch sicher, dass wir ihnen Schuhe, Wasser und Brillen als Teil weiter gefasster Gesundheits- und Bildungsprogramme verteilen, von denen wir festgestellt haben, dass sie eine größere Wirkung haben.

Der C-Suite-Titel der Zukunft? F&A mit Amy Smith, Chief Giving Officer bei Toms (englisch)

Magdalena Schaffrin, Nachhaltigkeitsagentin und Kreativdirektorin der Nachhaltigkeitsmesse Neonyt

Wie wichtig ist nachhaltige Mode?

Die aktuelle Diskussion über Mikroplastik und Kunststoffe im Allgemeinen in den Ozeanen, die natürlich auch die Textilindustrie betrifft, findet derzeit große mediale Aufmerksamkeit. Darüber hinaus haben sich breitere Allianzen bis hin zu UN-Ebene gebildet, die das Thema Mode auf die Agenda für 2019 gesetzt haben.

Wenn du für einen Tag die Macht hättest, welche drei Probleme in der Modebranche würdest du lösen?

Zunächst einmal würde ich die Arbeitsbedingungen aller Menschen in den textilen Lieferketten verbessern. Dann würde ich alle schädlichen Chemikalien und Inhaltsstoffe verbieten. Drittens würde ich den übermäßigen Konsum beseitigen, damit wir alle wieder mehr Zeit für die wichtigen Fragen des Lebens haben und nicht unsere Zeit damit verbringen, neue Dinge zu kaufen, sie zu verwalten und loszuwerden.

Wie kann man Luxus besser machen?

Der entscheidende Punkt ist die Qualität. Für mich sind nachhaltige Aspekte wie hochwertige Materialien selbstverständlich. Ich bin überzeugt, dass es nicht möglich ist, von einer guten Qualität zu sprechen, wenn schädliche Inhaltsstoffe verwendet werden oder wenn Menschen in der Lieferkette leiden. Das neue Qualitätskonzept, wie ich es verstehe, beinhaltet Nachhaltigkeitsaspekte.

Magdalena Schaffrin: ""Luxus, wie ich ihn verstehe, denkt Nachhaltigkeit mit" "

Flora Davidson, Mitbegründerin von Supplycompass, einer nachhaltigen Sourcing-Plattform

Wie habt ihr euch kennengelernt und wie wurde das Unternehmen gegründet?

Wir haben uns an der Universität von Bristol kennengelernt. Gus studierte Ingenieurwesen und ich studierte Französisch. Wir schlugen danach verschiedene Wege ein, aber vor etwa drei Jahren beschlossen wir, zusammen Supplycompass zu gründen. Ich arbeitete als Beraterin für Innovationen in der Mode und forschte für viele große Kunden wie L'Oréal, Stella McCartney und Adidas. Meine Aufgabe war es, Produkte nach den Bedürfnissen der Kunden zu entwerfen. Die Arbeit mit diesen großen Marken hat mir gezeigt, dass ich viel mehr daran interessiert war, wie Dinge gemacht werden, als wie man Dinge verkauft.

Im Jahr 2016 entschied ich mich, meine eigene Marke Badger Badger zu gründen, und ich baute mein Lieferantennetzwerk in Indien auf. In Indien hatte Gus bereits begonnen, die Idee von Supplycompass zu entwickeln, und ich schloss mich ihm an. Wir konnten nicht verstehen, warum der Prozess der Suche nach einer Fabrik und der Herstellung von Produkten so schwierig war. Er wollte eine Lösung für kleine und mittlere Unternehmen entwickeln.

Zuerst dachten wir, wir wären eher ein Marktplatz, der hilft, Marken und Fabriken zusammenzubringen. Wir verbrachten zwei Jahre in Indien, lebten in Mumbai, besuchten über 200 Fabriken und stellten ihnen Fragen.

Worauf seid ihr am stolzesten?

Darauf, dass wir Marken, die nicht an Nachhaltigkeit interessiert waren, dazu bringen konnten, auf Bio-Materialien und Recyclingmaterialien umzusteigen, weil es tatsächlich sinnvoller und letztendlich billiger war als das, was sie produzierten.

Wie wird eine Modemarke nachhaltiger? Supplycompass vermittelt Lieferanten

Fotos: Alvanon, H&M

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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