• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • London Fashion Week: von Thomas Tait bis Gareth Pugh

London Fashion Week: von Thomas Tait bis Gareth Pugh

Von Simone Preuss

Wird geladen...

Scroll down to read more

Mode

Terminüberschneidungen zwischen der Londoner Modewoche und dem Chinesischen Neujahr wirkten sich ungünstig auf die Veranstaltung aus, da sie dieses Jahr nicht genügend Interesse wecken konnte. Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour zum Beispiel blieb London Fashion Week ganz fern, um stattdessen an der 87. Ausgabe der Oscar-Verleihung in Los Angeles teilzunehmen.

Doch trotz Wintours Abwesenzeit zog die Veranstaltung über 5000 Besucher aus Nah und Fern an, um britische sowie internationale Talente auf den Londoner Laufstegen zu bewundern. Über 250 Designer zeigten ihre Herbst/Winter 2015 Kollektionen, darunter Labels wie Burberry Prorsum, Vivienne Westwood Red Label, J.W. Anderson, Paul Smith, Julien Macdonald, David Koma, Mary Katrantzou und Jonathan Saunders und halfen der diesjährigen Ausgabe der London Fashion Week, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Anders als sein schickes Gegenüber auf der anderen Seite des Atlantiks startete London Fashion Week am letzten Freitag in etwas düsterer Stimmung, nämlich mit Victoria Beckham, Kanye West und führenden Mitgliedern der britischen Modeindustrie, die der kürzlich verstorbenen Louise Wilson in einer Gedenkfeier in St Paul's Cathedral die letzte Ehre erwiesen. Einige ihrer früheren Studenten wie Christopher Kane, Simone Rocha und Roksanda Illinic , die jetzt als Top-Designer der Londoner Modewoche gefeiert werden, hielten Reden.

Eine der am sehnlichsten erwarteten Modenschauen der Saison war die von Gareth Pugh, der am besten für seine konzeptionellen Designs bekannte Avantgarde-Designer, die auch als "tragbare Skulpturen" beschrieben werden. Der britische Designer zeigt seine Kollektion normalerweise in Paris, entschied sich aber aufgrund des 10-jährigen Jubiläums seines gleichnamigen Labels, dieses Jahr in seinem Heimatland zu bleiben.

LFW ist "irgendwie eine große Sache" für Gareth Pugh

"Es ist irgendwie eine große Sache für uns, es ist gleichzeitig aufregend und erschreckend", kommentierte Pugh seinen Heimauftritt im Interview mit dem Independent. "Es fühlt sich feierlich an, aber da ist auch eine merkwürdige Erwartung – es ist eine Herausforderung, aber es ist auch manchmal gut, Angst zu haben." Während seiner Show am Samstag zeigten sich die Models von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, in langen Kleidern mit Leder-Bruststücken, Jacken im Militärstil und schlachtwürdigen Kopfbedeckungen, dazu weiß geschminkte Gesichter mit dem roten Kreuz der Flagge Englands.

Seine Rückkehr wurde von der Modebranche begrüßt. "Es gab nichts Vergleichbares seit (Alexander) McQueen", sagte die erfahrene Modejournalistin Hilary Alexander nach der Show zu AFP. "Es war gewaltig; ich finde, es war fabelhaft." Ein weiteres sehnsüchtig erwartetes Label der Londoner Modewoche war die britische Marke Mulberry, die den früheren Céline-Designer Johnny Coca im letzten November als ihren neuen Kreativchef ernannte. Auch wenn Coca seine neue Position bei Mulberry nicht vor Juli antritt, ist diese Kollektion die erste seit seiner Ernennung. Der neue It-Bag stammt übrigens aus dem Hause Roxette, eine strukturierte Handtasche in Schafleder oder Leder mit Krokomuster.

Die ersten Modenschauen der London Fashion Week waren die der südkoreanischen Designer J. Js Lee und Eudon Choi, wobei Choi eine Kollektion vorstellte, die sich um starke Oberbekleidung drehte, darunter Lederjacken mit geometrischen Formen, die von der japanischen Architekturbewegung des Metabolismus inspiriert wurden. Ihnen folgte Jean-Pierre Braganza, der verschiedene Schichten und graphische Symmetrie in einer Kollektion zusammenbrachte, die laut dem Designer selbst "eine moderne Inkarnation einer aufregenden Femme Fatale und Kriegsheldin" sein wollte. Neueinsteigerin Molly Goddard zeigte ihre Kollektion im BFC courtyard, die auf ihrer Idee des perfekten Ballkleides basierte, das mit 70er Jahre Filz- und Kordhosen kombiniert wurde.

1960er und 1970er Jahre zogen sich durch die ganze Show

Am Samstag präsentierte Orla Kiely eine Kollektion, die von ihren nostalgischen Gefühlen für die Vergangenheit inspiriert wurde. Die '70er Jahre schienen allgemein eine reiche Quelle der Inspiration für die Designer der Londoner Modewoche zu sein, wobei Kielys Kollektion die anspruchsvollsten Farbpaletten und Schnitte der Zeit benutzte, die sie in farbenfrohen Twinsets fürs Büro, pastellfarbenen Capes und Rüschenblusen unter Kashmirpullovern zeigte. Emilia Wicksteads Laufstegshow, deren Designs angeblich von der Duchess of Cambridge bevorzugt werden, war die erste der Woche, die eine große Anzahl von Käufern und Presse anzog. Mit wollenen Overalls im Retro-Stil, Glockenkleidern und eng geschnitter Abendgarderobe mit einem Hauch von Ausschnitt wurde ihre Kollektion für ihre Tragbarkeit und allgemeinen Reiz gelobt.

Julien Macdonald, der seine Kollektion nach Wickstead präsentierte, schien Inspiration im genauen Gegenteil von Wickstead gefunden zu haben. Seine Herbst/Winter 2015-Kollektion gab sich wie üblich sexy und mondän, mit einem Hauch von Romantik gepaart mit 'Gothic'. Kleider in Edelsteinfarben mit schwarz unterlegter Spitze, Minikleider mit Fransen und schwarze lange Kleider mit Netzstrumpfverzierung wurden gut angenommen. "Ich habe die Kronjuwelen gesehen und mochte besonders die Amethyste, Diamanten und Smaragde", sagte Macdonald gegenüber dem Telegraph zur Inspiration für seine Kollektion. "Ich dachte, an was für einem erstaunlichen Ort wir leben, mit einer Königin, die diese Edelsteine trägt. Diese Show war eine Feier für sie: eine sehr starke, sehr moderne Frau. Das ist es, was Frauen heute tragen wollen."

Jonathan Anderson lässt sich von den '80ern inspirieren

Jonathan Anderson machte einen Schritt nach vorn und ließ sich von den 80er Jahren inspirieren, besonders von der Musik und den Künstlern des Jahrzehnts. "Sie waren ein bisschen schräg, aber ich glaube, dass es einer der aufregendsten Momente für die Mode war, aber wir haben Vorurteile dagegen", erzählte er dem Guardian über seine Gefühle für die 80er Jahre, mit einem Schwerpunkt auf den Veränderungen, die sich in Berlin und den Sowjetstaaten vor 1989 vollzogen. "Wir haben uns Orte angeschaut, die sich nicht ausdrücken konnten. Ich mag die Idee, etwas seinen eigenen Stempel aufzudrücken, um seine Freiheit zu finden. Man stellt den Look zusammen und das ist die Persönlichkeit, in der man ist, in dem Raum. Großartige Kleidung dreht sich darum, kreativ zu sein." Die Kollektion gab diese Kreativität wider, von Lederröcken bis zu lebhaften Rüschenstiefeln und Stricktuniken mit Gürteln.

Am Sonntag fing Margaret Howell die Stimmung der 60er durch wärmere Farben und Naturstoffe ein, die in zu weißen Hemden und Keilhosen getragene Rollkragenpullover und Stricktops verwandelt wurden. David Koma präsentierte eine Kollektion, die unter Berücksichtigung des idealen Kunden des Labels geschaffen wurde. Hautfarbene Stoffe wurden mit schwarzem Leder über Maschengewebe oder durchsichtigem Stoff getragen, was zu einem raffinierten und sexy Look führte, der auf Detail an Ärmeln und Rocksäumen setzte. Farbenfrohe orangene Spitze wurde ebenfalls subtil mit hautfarbenen Stoffen und blauem Leder kombiniert, um Röcke und schulterfreie Kleider der A-Linie zu erstellen.

Topshop Unique machte während de Woche mit seiner von den 60er und 70er Jahren inspirierten Kollektion weiter, zu der eine Auswahl an Trägerkleidern, hoch getragenen Kordhosen und Overalls gehörte sowie Miniröcke und Dufflecoats mit Kunstpelzfutter und Strickpullover mit Rollkragen. Die Marke führte die technischen Innovationen mit ihrem Twitter-Auftritt an, um zeitecht Daten zu analysieren, die über das soziale Medium eingingen, um Trends gleich bei der Entstehung identifizieren zu können.

Paul Smith: "Es geht um wunderbare Qualität und fabelhafte Stoffe"

Paul Smith vermied ein zentrales Thema für seine Ready-to-Wear Herbst/Winter '15 Damenkollektion. "Es gibt kein starkes Motiv. Manchmal hat man es und es funktioniert und manchmal nicht. Es geht hier um wunderbare Qualität und fabelhafte Stoffe", erklärte er im Gespräch mit Vogue, und fügte hinzu, dass es auch darum gehe, eine tragbare Kollektion zu schaffen, die sich auf lockere und clevere Silhouetten konzentriere und auf übergroße Karomuster und bauschige, doch elegante Oberbekleidung. "Es ist alles sehr tragbar, Sachen, die man seiner eigenen Garderobe hinzufügen kann."

Vivienne Westwood, Meisterin der Öko-Mode, benutzte ihre Show, um auf Prinz Charles' grüne, wohltätige Zwecke aufmerksam zu machen und forderte ihr Publikum dazu auf, "grün zu wählen". "Im Moment werden wir von dem einen Prozent der Weltbevölkerung regiert, das an der Macht ist. Sie predigen Konsum und Krieg und sie stürzen uns in Unglück", warnte Westwood. "Wir sind in unglaublicher Gefahr. Sie [das Westwood 'Girl'] wird Grün wählen." Die Kollektion spiegelte eine Mischung verschiedener Einflüsse wider, die sich in einem Mantel mit Tigermuster, frechen Jacken im Schottenmuster, einem schwarzen Nadelstreifenanzug und Wickelkleidern aus Samt mit dem asymmetrischen Saum zeigten, für den Westwood bekannt ist.

Burberry Prorsum lässt Hippiezeiten mit ''Patchwork, Pattern and Prints' aufleben

Am Montag waren die Gewinner des britischen Modepreises Erdem Moralioglu, Roksanda Illinic, Christopher Kane, Thomas Tait und Burberry Prorsum und Hunter Original die Publikumsmagneten. Das Luxusmodehaus Burberry, das für seine gut besuchten Schauen und theatralischen Elemente bekannt ist, präsentierte seine Prorsum-Kollektion namens 'Patchwork, Pattern and Prints' - Schlagworte, die die dominanten Fäden waren, die die Kollektion zusammenhielten. Patchwork-Ponchos mit Fransen und Paisleymuster, gedeckte Blumenmäntel und Trenchcoats mit hellbraunen Velourslederfransen setzten nicht nur die Herrenkollektion der Marke fort, sondern erinnerten auch an längst vergangene Hippiezeiten.

Christopher Kane, der seine Kollektion der letzten Saison seiner kürzlich verstorbenen Mentorin Louise Wilson widmete, widmete diese Kollektion seiner nur drei Tage vor der Show verstorbenen Mutter. Die entstandene Kollektion bestand aus schwarzen Smokingjacken, Spitzenfutter, das in einigen Fällen mit geometrischen Mustern in starken Farben versehen war und in anderen durch Aussparungen, die die Haut der Models durchscheinen ließ.

"Alles was ich tue, kommt im Grunde vom Zeichnen, es spiegelt wider, wie ich mich fühle", sagte Kane gegenüber Vogue. "Ich wollte ein Gefühl der Anziehung und Sinnlichkeit in der Kollektion, etwas Sexuelles, aber nichts Groteskes." Thomas Tait entfernte sich von der Stimmung der 60er und 70er Jahre, die in den meisten gezeigten Kollektionen gegenwärtig war. "Science-Fiktion Italowestern", war Taits Beschreibung der Kollektion, zur Hemden mit übergroßen Krägen und Taschen gehörten, die in weite Hosen und Lederröcken gesteckt wurden, sowie übergroße Lederjacken mit verschiedenen Schnallendetails in Erdfarben und Mäntel mit Reißverschluss.

Tait erinnerte Einkäufer und Besucher daran, warum er der Gewinner des zum ersten Mal vergebenen LVMH Young Fashion Designer-Preises war: Er verlangsamte die Show, die fast in vollständiger Dunkelheit abgehalten wurde, was die Zuschauer dazu anhalten sollte, mehr Aufmerksamkeit auf die Kleidung zu richten, während die Modells vorbeistolzierten. "Ich wollte die Modenschau nur aufteilen", sagte er. "Die Dinge etwas verlangsamen."

London Fashion Week