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Rana Plaza - zwei Jahre danach

Von Simone Preuss

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Mode
Credits: Zakir Hossain Chowdhury / ANADOLU AGENCY

Am zweiten Jahrestag des tödlichsten Unfalls in einer Bekleidungsfabrik in der Geschichte der Modebranche ist es Zeit für eine Einschätzung der aktuellen Lage. Welche Maßnahmen wurden ergriffen und welche Fortschritte wurden von der internationalen Modebranche und den Behörden in Bangladesch gemacht?

Am 24. April 2013 stürzte der Rana Plaza-Gebäudekomplex in Savar außerhalb von Dhaka, Bangladesch ein. Er beherbergte fünf Bekleidungsfabriken, die alle Kleidung für internationale Marken und Einzelhändler herstellten, darunter C&A, Walmart, Primark, Kik, The Children's Place, Dress Barn, Benetton und Mango. Während die Welt entsetzt zusah, stieg die Zahl der Toten von Dutzenden auf Hunderte und schließlich auf 1.133 an. Mehr als 2.500 Arbeiter wurden verletzt. Es stellte sich schnell heraus, dass dies nicht nur eines der schlimmsten Industrieunglücke Bangladeschs war, sondern auch das schlimmste in der Geschichte der Modeindustrie.

Nach dem Schock über die ersten Entdeckungen - die schlechten Zustände der meisten Fabriken in Bangladesch, die niedrigen Löhne der Bekleidungsarbeiter und fehlende Arbeitsschutzmaßnahmen - kamen die internationale Gemeinschaft und Behörden vor Ort zusammen, um die nächsten Schritte zu besprechen und Verbesserungen einzuleiten.

Abkommen und Allianz unterstützen Transparenz

Zwei Jahre später hatten sowohl das Abkommen zur Brand- und Gebäudesicherheit in Bangladesch und die Allianz für Arbeitssicherheit in Bangladesch die Möglichkeit, ihre Fortschritte nach 18 Monaten zu veröffentlichen und den Stand der Betriebskontrollen, die Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen und die Fortschritte der Korrekturpläne publik zu machen. Zum ersten Mal sind diese Berichte auch online verfügbar, mit Details zu jeder überprüften Fabrik. Dies bedeutet Transparenz, wo vorher keine war.

Tatsächlich könnte mehr Transparenz die größte Veränderung sein, denn vor dem Unglück gaben sich internationale Auftraggeber mehr als bedeckt, wenn es darum ging, ihre Quellen oder Lieferanten zu nennen. Während sich einige immer noch bedeckt geben, hat sich die Transparenz allgemein jedoch erhöht und Auftraggeber sind eher bereit, zu Lieferanten zu stehen, deren Produktionsstätten regelmäßigen Kontrollen unterzogen werden. Auf Fabrikseite haben die Besitzer verstanden, dass ihren Auftraggebern die Gesundheit und Sicherheit ihrer Arbeiter wichtig ist und sie sich dem fügen müssen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Seit Beginn der Fabrikinspektionen mussten mehr als 175 Fabriken aufgrund von "Problemen bei der Einhaltung von Bestimmungen, Inspektionen der Auftraggeber aus dem Westen, höherer Lohnforderungen und politischer Störungen" geschlossen werden, so der Verband der Bekleidungshersteller und -exporteure Bangladeschs (BGMEA).

Bleibt die Frage, was mit den Fabriken passiert, die weder vom Abkommen oder der Allianz abgedeckt werden? Die Anzahl der von den Mitgliedern des Abkommens benutzten Fabriken beläuft sich auf rund 1.600; die der Mitglieder der Allianz auf rund 1.500. Das heißt, mindestens ein Drittel der 4.500 bis 5.000 Bekleidungsfabriken Bangladeschs sind wahrscheinlich noch nicht überprüft worden und werden es auch nicht so schnell.

Das Problem ist bekannt, da derzeit 40 Prozent aller Bekleidungsfabriken in gemeinsam genutzten Gebäuden untergebracht sind, die wegen Verstößen gegen die Vorschriften von Auftraggebern aus dem Westen gemieden werden. Es würde rund zwei Milliarden US-Dollar kosten, diese umzusiedeln. "Die Regierung muss die Geldmittel zu einem niedrigen Zinssatz bereitstellen, um bei ihrem Umzug zu helfen", sagte BGMEA-Vizepräsident Shahidullah Azim.

Wiedergutmachungen werden nur langsam ausbezahlt

Was die Finanzierung der Opfer- und Hinterbliebenenfonds angeht, war das italienische Modehaus Benetton kürzlich als einer der letzten Unterzeichner des Abkommens und wichtigsten internationalen Auftraggeber, die ihr Versprechen erfüllten, in den Schlagzeilen. Obwohl das Unternehmen 1,1 Millionen US-Dollar in einen Entschädigungsfond für Opfer einzahlte, waren Aktivisten enttäuscht, dass der Fonds das Ziel von 30 Millionen US-Dollar nicht erreichte und Benetton nicht bereit war, die Differenz zu spenden.

"Benetton hatte eine echte Chance, als führendes Unternehmen dazustehen und zu beweisen, dass ihre Beteuerungen von Mitgefühl, Verständnis und Sorge für das Wohlergehen der Opfer nicht nur PR-Maßnahmen waren. Leider hat Benetton jetzt sein wahres Gesicht gezeigt", kommentierte Ineke Zeldenrust, Sprecherin der Kampagne für Saubere Kleidung.

Auch wenn die Einrichtung verschiedener Fonds ein Schritt in die richtige Richtung und weltweit die erste Auszahlungsrunde abgeschlossen ist, zeigt das Beispiel von Benetton, dass eine Verzögerung bei der Auszahlung durch Verwirrung und Zurückhaltung der internationalen Akteure Hilfe für diejenigen verzögert, die sie am meisten brauchen.

Die Kampagnenleiterin der Avaaz-Website, Dalia Hashad, hofft, dass der Schritt von Benetton auch andere Marken mit Verbindung zum Rana Plaza-Komplex ermutigt, in den Fonds einzuzahlen. "Von Carrefour über Wal-Mart und The Children's Place bis zu JC Penney, keiner von ihnen hat bis jetzt einen Cent gegeben oder sie müssen mehr geben, und darauf hoffen wir in den nächsten Tagen", sagte sie.

Sie weist auch auf die Tatsache hin, dass einige Überlebende für immer von der Tragödie gezeichnet sind, da sie entweder aufgrund körperlichen Verletzungen nicht arbeiten können, zu traumatisiert sind, um je wieder in eine Bekleidungsfabrik zurückkehren zu können oder Diskriminierungen ausgesetzt sind. "Das ist eine Tragödie, von der die Menschen sich nie erholen werden. Gegen Überlebenden des Rana Plaza-Unglücks wird diskriminiert, weil sie als beschädigte Ware angesehen werden. Die Notwendigkeit einer vollständigen Kompensation ist größer denn je", betonte Hashad.

Arbeiter- Helpline ein großer Erfolg

Eine Telefonberatung namens "Amader Kotha" (“Unsere Stimme”), die 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche besetzt ist, wird gut angenommen. Sie steht derzeit über 500.000 Arbeitern in mehr als 300 Fabriken zur Verfügung und soll bis Juli 2016 auf alle Fabriken ausgeweitet werden. Dies ist eine lobenswerte Initiative, da sie denjenigen eine Stimme gibt, die vorher keine hatten. Die Reaktion der Arbeiter zeigt, dass sie die Initiative schätzen - die Beratungsstelle erhält im Schnitt 3.000 Anrufe pro Monat, und die Arbeiter (die anonym bleiben können) sprechen auch Themen an, die mit der Sicherheit am Arbeitsplatz nichts zu tun haben, wie etwa Arbeitszeiten und Löhne.

Als Land, dessen Bekleidungsindustrie jährlich etliche Milliarden US-Dollar mit der Produktion von Konfektionsbekleidung erwirtschaftet, die 80 Prozent aller Exporte ausmachen, scheint sich Bangladesch nach dem Unglück keineswegs verschämt zurückgezogen zu haben, sondern stärker hervorgetreten zu sein: Selbstbewusst wurde ein Exportziel von 50 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2021 gesetzt.

“Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das für 2021 festgelegte Exportziel erreichen werden. Aber wir brauchen Unterstützung für Infrastruktur und Politik, um das Ziel zu erreichen ", forderte Azim, und fügte hinzu, dass die Bekleidungsindustrie Priorität bekommen müsse, damit Bangladesch bis 2021 zum Mittelstandsland aufsteigen könne.

Vorerst lässt sich feststellen, dass, obwohl die Berichte von Fabrikunfällen in Bangladesch keineswegs aufgehört haben, diese seltener die Bekleidungsindustrie zu betreffen scheinen. Und das ist hoffentlich ein Indikator, dass die derzeitigen Anstrengungen in die richtige Richtung gehen.

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