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Spektakel durch die Hintertür

Von FashionUnited

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Kein roter Teppich, kein Blitzlichtgewitter vor der Deutschen Oper, auch das Foyer lag im Dunkeln. Dass hier an diesem Abend, die wohl aufwändigste Modenschau, die Berlin je erlebt hat, stattfinden würde, war von außen nicht zu erahnen. Das Metzinger Modeunternehmen Hugo Boss lotste seine 950 geladenen Gäste stattdessen durch den Hintereingang, durch den sonst die Bühnenarbeiter in ihre Werkstätten gelangen. Die anfängliche Bescheidenheit war allerdings Teil einer ausgefeilten Dramaturgie, an deren Ende man auf der an diesem Abend schwarz glänzenden Bühne - mit 1720 Quadratmetern die größte Europas, gelangte.

Bevor man mit Longdrinks und Fingerfood bedient wurde, führten Hostessen durch eine Theaterkulissengeisterbahn auf die Hinterbühne. In den Gängen und Werkstätten der Oper war ein Labyrinth aus mannshohen Buddhaskulpturen, mit Kostümen gefüllten Schrankkoffern, blinkenden Eifelturm und endlos ineinander verschachtelten Bühnenbildern aufgebaut worden - all das nicht etwa aus dem Fundus der Oper, sondern eigenes für diesen Abend herbeigeschafft.

War man schließlich von hinten auf die Bühne gelangt, blieb der Zuschauerraum hinter einer schwarzen Gaze unsichtbar. Die Gäste saßen, als Teil der Inszenierung, direkt auf der Bühne. Auf einen Laufsteg hatten die Organisatoren verzichtet - stattdessen senkte sich erst eine steile Wendeltreppe, dann eine Stiege aus schrägen Flächen, die einer gigantischen Murmelbahn glich, von der Decke und die Models stiegen in zarten Chiffonkleidern, schmal geschnittenen Kostümen und weich fallenden Blusen erst in Creme-Tönen dann in immer kräftigeren Farben wie Türkis und Fuchsia von oben herab. Beklatscht wurden vor allem die perfekt sitzenden Anzügen - für die Boss zu Recht berühmt ist.

Es sollte noch glamouröser werden: Aus der Tiefe der Hinterbühne schoben sich fünf silbern glitzernde Tore in den Raum, durch die Frauen im kleinen Schwarzen und Männer in weißen Jacketts schritten. Zum Finale wurde der Blick auf den Zuschauerraum samt eines frenetisch applaudierenden Statisten-Opernpublikums frei. Dass nach einer Pause fünf Metallkäfige samt Models, die hautenge Jeans, zerknitterte Safarijacken und flatterige Tops im Ethno-Dschungellook der neu eingeführten Linie für Frauen "Boss Orange" vorführten, aus dem Kulissenturm herabsanken, wurde da bereits als modische Zugabe empfunden, die den Beginn einer ausgelassenen Aftershowparty kennzeichnete.

Hugo Boss