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Outdoorbranche im Wandel? Rolf Schmid verlässt Mammut

Von Regina Henkel

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Er gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten in der Outdoor-Branche: Rolf Schmid. Jetzt verlässt er nach 20 Jahren als CEO des schweizerischen Outdoor-Spezialisten Mammut das Unternehmen.

Rolf Schmid ist ein Urgestein der Outdoorbranche. Er ist selbst aktiver Bergsteiger und leitete seit 20 Jahren das schweizerische Bergsport-Unternehmen Mammut. Er war damit der perfekte Tester für seine eigenen Produkte. Für seine hohe Identifikation mit dem Unternehmen und der gesamten Outdoorbranche war er bekannt und genießt einen tadellosen Ruf. Zuletzt hatte er die Strategie 2020 für Mammut erarbeitet und durchgesetzt. Umsetzen wird sie nun ein anderer. In dieser Woche gab die Conzzeta AG, eine Schweizer Holding zu der Mammut gehört, das Ausscheiden von Rolf Schmid bekannt. In der Mitteilung von Conzzeta heißt es, Schmid trete einvernehmlich aus dem Unternehmen aus und werde die Übergangsphase begleiten. Danach werde er beratend für Conzzeta tätig sein. Die Nachfolge ist derzeit noch offen.

Die Outdoorbranche wird zahlengetriebener

Jahrelang ging es für die Outdoorbranche nur nach oben. Zweistellige Umsatzzuwächse waren die Regel. Seit ein paar Jahren allerdings stagniert das Wachstum und der Konkurrenzdruck untereinander nimmt zu. Hinzu kommt die Kunkurrenz von vielen Modeanbietern, die die Funktionsstoffe der Outdoormarken auch für sich als neuen Mehrwert entdeckt haben. Die Outdoor-Branche, bislang mehrheitlich geführt von „echten“ Outdoorfans, wird zunehmend professioneller und das heißt meist zahlengetriebener.

Die Aktivitäten der börsennotierten Conzzeta Gruppe liegen in den Bereichen Blechbearbeitung, Sportartikel, Schaumstoffe, grafische Beschichtungen und Glasbearbeitung mit mehr als 3500 Mitarbeitern weltweit. Der Bereich Sportartikel hatte in den letzten Jahren zunehmende Verluste hinnehmen müssen. Der Erlös der Mammut Sports Group verringerte sich 2015 auf 235,3 Millionen Schweizer Franken (215,9 Millionen Euro) gegenüber 249,9 Millionen Franken (229.4 Millionen Euro) im Jahr 2014, der Umsatz schrumpfte um 1,7 Prozent. Probleme bereiten die zunehmende Konkurrenz genauso wie der Schweizerische Markt insgesamt, der durch die Währungsprobleme vor einer echten Herausforderung steht. Die heimische Seilproduktion, auf die das Unternehmen lange stolz war, verlagerte man bereits ins billige Ausland.

Insider berichten, die Trennung von Schmid stehe auch in Verbindung mit dem neuen Conzzeta-Chef Michael Willome, der seit Januar 2016 die Gruppe leitet. Der Schweizer war zuvor beim Pharmakonzern Novartis Consumer Health AG tätig gewesen.

Nichtsdestotrotz sind die Erfolge von Schmid unbestritten. Unter seiner Leitung ist Mammut vom kleinen Nischenplayer zu einem weltweit führenden Anbieter im Bergsportbereich gewachsen. Längst kennen nicht nur Extrembergsteiger die Marke mit dem Mammut, sondern Outdoorer aller Art, vom Wanderer bis hin zum Radfahrer. Unter Schmids Ägide hat die Outdoorbranche wohl mit die schönsten Werbekampagnen lanciert, unvergessen sind die spektakulären Fotoshootings unzähliger Mammut-Träger in atemberaubender Bergkulisse. Die Kampagnen haben regelmäßig Preise gewonnen. Zudem gehört Schmid zu den maßgeblichen Führungspersönlichkeiten bei der Gründung der European Outdoor Group (EOG), einem internationalen Zusammenschluss aller großen Outdoorbrands und heute Ausrichter der Fachmesse OutDoor in Friedrichshafen.

Die starke Präsenz hat aber wie immer auch ihre Schattenseiten – an der heute übrigens die gesamte Outdoorbranche knabbert. Mit der zunehmenden Urbanisierung der Kollektionen in den letzten Jahren, die einen wesentlichen Teil des Umsatzwachstums ausgemacht haben - tauchen die ehemaligen Insider-Marken immer stärker in den Städten auch an Menschen auf, die vielleicht mal zum Picknick in die Berge fahren. Die eigentliche Zielgruppe der Bergfans fühlt sich davon eher abgeschreckt und sucht nach neuen, authentischeren Labels, mit denen sie sich identifizieren können.

Fotos: Mammut

Mammut