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Arcandor: Wirbel um Eick-Abfindung

Von FashionUnited

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Der Pleite-Konzern Arcandor kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen. Seit vor einigen Wochen bekannt wurde, dass dem Handelsriesen die Zahlungsunfähigkeit droht, überschlagen sich fast täglich die Krisenmeldungen aus der Essener

Firmenzentrale. Bei der Pleite eines der größten deutschen Konzerne geht es vor allem um den Verlust Tausender von Arbeitsplatze, vornehmlich bei der Kaufhauskette Karstadt und dem Versandhaus Quelle.

Am Dienstag soll nun das Insolvenzverfahren für Arcandor eröffnet werden, dann endet auch die recht unrühmliche Amtszeit des Firmenchefs Karl-Gerhard Eick. Kurz bevor der seinen Stuhl räumt und die Geschicke der rund 44.000 Mitarbeiter in die Hände des Insolvenzverwalters legen wird, gelangte nun an die Öffentlichkeit, dass der Manager zum Abschied noch einmal 15 Millionen Euro Abfindung kassieren soll. In der „Bild am Sonntag“ (BamS) nahm Eick nun erstmals öffentlich Stellung zu den immer lauter werdenden Abzocker-Vorwürfen und rechtfertigte sich zugleich für die seiner Meinung nach angemessene Zahlung.

Er komme „aus einfachen Verhältnissen“ und wisse sehr wohl, dass „15 Millionen Euro sehr viel Geld ist“, so Eick gegenüber dem Blatt. Trotzdem sieht der Manager keinen Grund, die Millionen zu verschmähen, auch wenn die Mitarbeiter des Konzerns gleichzeitig auf rund zwölf Prozent ihrer Bezüge verzichten müssen, um Arcandor vor dem Totalabsturz zu bewahren. Eicks Vertrag sieht Gehaltszahlungen in Höhe von rund zwei Millionen Euro pro Jahr vor, ergänzt durch mögliche Bonus-Zahlungen von bis zu einer Million Euro. Alles rechtens also. Trotzdem bleibt der Vorwurf der Unmoral im Raume stehen, wenn ein ehemaliger Konzernchef nach einer mitverantworteten Pleite dieser Größenordnung auch noch finanziell belohnt und mit goldenem Handschlag verabschiedet wird.

Laut Eick stammt das Geld jedoch nicht aus Konzernmitteln, sondern von dem Arcnador-Großaktionär Sal-Oppenheim. „Durch diesen Vertrag wird Arcandor kein Vermögen entzogen, so der baldige Ex-Chef gegenüber der BamS. Er sieht sich als Opfer einer Medienkampagne, und hätte für das Geld lieber weiter in dem Unternehmen gearbeitet. „Ich habe meine Bezüge immer sehr transparent offengelegt und gesagt, dass ich lieber hart und mit Herzblut arbeiten und nicht vorzeitig aufhören möchte“.

Schuld an der Arcandor-Pleite habe er hingegen nicht, so Eick weiter. Vielmehr seien vor seiner Berufung als Konzernchef grobe Managementfehler begangen worden. „Ich war keine sechs Monate operativ tätig und in so einer kurzen Zeit kann man keinen Konzern in eine lebensbedrohliche Schieflage bringen,“ verteidigt sich der Manager.

Unterdessen schwanken die Reaktionen der vom Verlust ihres Arbeitsplatzes bedrohten Karstadt- und Quelle-Mitarbeiter zwischen Ungläubigkeit und Wut. Ernst Sindel, der Betriebsratsvorsitzende des Versandhauses, lässt sich von der BamS mit den Worten zitieren: „Für uns ist es nur schwer verständlich, dass Herr Eick eine so hohe Summe bekommt.“ Schließlich sei er „als Manager gescheitert“. Sindels Vorwurf: „Er wollte und sollte Karstadt-Quelle retten. Für das Scheitern sollte man grundsätzlich nicht belohnt werden.“

Der Ruf der Verzweifelten dürfte jedoch schon bald nur noch den Insolvenzverwalter erreichen. Arcandor-Chef Eick kündigte bereits an, seinen Schreibtisch innerhalb von „zehn Minuten“ räumen zu können. Danach geht es wohl erst einmal in den Urlaub. Er wird ihn sich sicherlich leisten können.










Foto: Arcandor

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