• Home
  • V1
  • Leads
  • Rennen um Karstadt in vollem Gang

Rennen um Karstadt in vollem Gang

Von FashionUnited

Wird geladen...

Scroll down to read more

Leads

Nachdem der Insolvenzverwalter der pleite gegangenen Warenhauskette Karstadt Anfang vergangener Woche sein Sanierungskonzept vorgestellt und angekündigt hatte, zehn defizitäre Standorte schließen zu wollen, geben sich potentielle

 Kaufinteressenten anscheinend die Klinke in die Hand. Der Beauftragte des Insolvenzverwalters, Rolf Weidmann, ist nun überzeugt, die verbleibenden 120 Karstadt-Filialen und alle dort Beschäftigten erhalten zu können. Das Interesse an einer Übernahme des Traditionshauses sei aktuell sehr hoch, verriet Weidmann der Zeitung „Bild am Sonntag“ (BamS). Für das Paket bestehend aus 86 Waren- und 26 Sporthäusern sowie acht Schnäppchencenter gebe es bereits rund zwei Dutzend Kauf-Interessenten.

Wer diese sind, woher sie kommen und wie deren Angebote aussehen, verriet der Rechtsanwalt jedoch vorerst nicht. Nur so viel: Er rechne damit, in der zweiten Hälfte 2010 einen Käufer für die angeschlagene Arcandor-Tochter gefunden zu haben und bekräftigte zugleich die Zielsetzung, alle 120 Filialen an gros zu erhalten und keines der Geschäfte im kommenden Jahr schließen zu müssen. Im Kern sei Karstadt schließlich ein gesundes Unternehmen, das nach dem Insolvenzantrag im Juni 2009 sogar wieder schwarze Zahlen schreibe. Entsprechend optimistisch konstatierte Weidmann in der BamS: „Die Umsätze in den Häusern sind gut. Die Kaufhäuser sind wettbewerbsfähig. Karstadt ist zu retten.“

Leider muss sich der Kaufhauskonzern zuvor jedoch von etlichen Häusern trennen. Insolvenzverwalter Görg hatte bereits Ende November angekündigt, Filialen in Celle, Dortmund, Hannover, Kiel, München, Hamburg und Recklinghausen dicht machen zu wollen, um das Geschäft dort auf die verbleibenden Häuser zu konzentrieren. In Ludwigsburg, Hanau und Kaiserslautern soll Karstadt sogar bald ganz aus dem Stadtbild verschwinden, was bereits den heftigen Widerstand der betroffenen Belegschaften nach sich zog. In Kaiserslautern kündigte der Betriebsrat schon an, die geplante Schließung nicht kampflos hinnehmen zu wollen. Bis zu einer eventuellen Übernahme durch einen neuen Investor dürften diese Probleme jedoch aller Voraussicht nach vom Tisch sein, Görg und Weidmann hoffen weiter auf eine gütliche Einigung mithilfe von Sozialplänen und anderen Auffangmaßnahmen für die Betroffenen.

Genauso wichtig wie die Kostenreduzierung durch Standortschließungen und Personalabbau war für die Gewinnung von Kaufinteressenten die Zusage der aktuellen Gläubiger und Geschäftspartner, aber auch der verbleibenden Belegschaft, auf einen Großteil ihrer Forderungen zu verzichten. So sollen nicht nur rund 50 Millionen Euro an Personalkosten eingespart, sondern auch andere laufende Kosten kräftig reduziert werden können. Das Highstreet-Konsortium, dem die meisten Karstadt-Häuser gehören, stellte bereits einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht und auch der Versandpartner DHL hat bereits Wochen üppige Zugeständnisse im Fall der Sanierung gemacht.

Ob der bereits seit Monaten als Favorit für eine Karstadt-Übernahme gehandelte Handelskonzern Metro weiter im Rennen ist, bleibt vorerst unklar. Metro hatte bislang immer betont, nur an einem kleinen Teil der 120 Filialen übernehmen und in sein Galeria Kaufhof-Konzept integrieren zu wollen.

Foto: Karstadt

Arcandor
Karstadt