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Escada: Frisches Geld, neuer Chef

Von FashionUnited

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Nach monatelangen Spekulationen sind beim kriselnden Aschheimer Modekonzern Escada AG nun die wichtigsten Entscheidungen getroffen worden. Die jüngsten Gerüchte erwiesen sich dabei diesmal als zutreffend. Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, werden die Hamburger

Geschäftsleute Wolfgang und Michael Herz mit einer „signifikanten Minderheitsbeteiligung“ bei Escada einsteigen. Der genaue Umfang dieser Beteiligung kann derzeit aufgrund des gewählten Verfahrens noch nicht beziffert werden. Beide werden im Rahmen einer Kapitalerhöhung, die in zwei Tranchen vollzogen wird, Anteile erwerben. Die neuen Aktien der ersten Tranche, die eine Erhöhung des Grundkapitals um 10 Prozent bedeutet, gehen zum Stückpreis von 14 Euro komplett an die Herz-Brüder. Die Anteile der zweiten Tranche werden allen Aktionären befristet zum selben Kaufpreis angeboten. Die Gesellschaften von Wolfgang und Michael Herz verpflichteten sich dabei, „über die Ausübung sämtlicher ihr zustehender Bezugsrechte hinaus auch alle übrigen Aktien zu beziehen, für die Bezugsrechte nicht fristgerecht ausgeübt werden.“

Insgesamt erwartet Escada auf diese Weise einen Nettomittelzufluss in Höhe von 50 Millionen Euro. „Durch den Mittelzufluss aus den geplanten Kapitalerhöhungen erweitern wir unseren finanziellen Handlungsspielraum bei der Neuausrichtung des Escada-Konzerns,“ betonte Finanzvorstand Markus Schürholz. Außerdem sicherte sich das Unternehmen nach Verhandlungen mit seinen Hausbanken eine neue Kreditlinie in Höhe von 90 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Ende 2009. Sie soll den bestehenden Konsortialkredit ersetzen, der Ende dieses Jahres auslaufen wird.

Die gravierenden Veränderungen der Eigentümerstruktur haben auch die erwarteten Folgen für die Führungsspitze des Modehauses. Vorstandschef Jean-Marc Loubier und Beate Rapp werden schon zum 30. Juni aus dem Vorstand ausscheiden. Damit ist der Weg frei für Bruno Sälzer. Der ehemalige Hugo-Boss-Chef wird am 1. Juli den Vorstandsvorsitz des Escada-Konzerns übernehmen. Beate Rapp wird als Vorstand für Personal, Produktion, Logistik, EDV und Lizenzen von Werner Lackas ersetzt, der wie Sälzer erst in diesem Frühjahr bei Hugo Boss ausgeschieden war. Finanzvorstand Markus Schürholz bleibt im Amt.

Der neue Escada-Chef mahnte angesichts der gegenwärtige Probleme schnelles Handeln an: „Die Führung von Escada ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich sehr freue,“ betonte Sälzer. „Es gibt nur wenige Marken in der Luxusmodebranche, die weltweite Geltung haben und über ein so großes unerschlossenes Potenzial verfügen. Escada bringt alle Voraussetzungen mit, um im Luxusgütermarkt profitabel wachsen zu können. Escada muss sicherlich zügig handeln, um den Anschluss an den Wettbewerb wieder herzustellen. Wir werden das schaffen,“ erklärte der designierte Vorstandsvorsitzende.

Auch im Aufsichtrat ergeben sich durch den Einstieg der Herz-Brüder personelle Veränderungen: Wolfgang Herz und Reinhard Pöllath, der als Vertrauter der neuen Investoren gilt, werden in das Gremium einziehen. Sie übernehmen einen bislang vakanten Posten sowie den von Martin Kuhn, der seinen Sitz nach Angaben des Unternehmens mit sofortiger Wirkung niedergelegt hat. Pöllath soll außerdem die Nachfolge von Claus Mingers als Vorsitzender des Aufsichtsrats antreten. Mingers wird aber seinen Sitz im Gremium behalten.

Auf Bruno Sälzer, der bei Hugo Boss beachtliche Erfolge feiern konnte, warten jetzt jedenfalls anspruchsvolle Aufgaben: Ende vergangener Woche hatte der Escada-Konzern bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Ergebnisprognose reduzieren müssen.

Foto: Escada AG

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