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Lohndumping im Einzelhandel nimmt zu

Von FashionUnited

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Der deutsche Einzelhandel koppelt sich zunehmend von der Tarifbindung ab und beschäftigt dafür immer mehr Mitarbeiter für einen Stundenlohn von weit unter zehn Euro. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf das Institut für Arbeit und

Qualifikation (IAQ) an der Universität Essen berichtet, erhalte mittlerweile fast ein Drittel der Beschäftigten im Einzelhandel nur noch einen Stundenlohn von weniger als 7,50 Euro brutto.

Zwölf Prozent von ihnen – immerhin knapp 320.000 Menschen – musste sogar mit einem Stundenlohn von weniger als fünf Euro auskommen, so die Berechnungen des IAQ. Zahlen, die für das Jahr 2006 erhoben wurden. Mittlerweile gehen die Experten von einer weit höheren Zahl von Niedriglöhnern im deutschen Einzelhandel aus.

Während sich Arbeitgeber und Gewerkschaften im nordrhein-westfälischen Einzelhandel seit mittlerweile eineinhalb Jahren über einen neuen Tarifabschluss streiten, entwickelt sich nebenbei fast unbemerkt eine Art Schattenwirtschaft, die sämtliche tariflichen Bindungen und Gesetzmäßigkeiten völlig außer Acht lässt und ganz auf sogenannte Minijobber setzt. Viele von ihnen sind auf 400 Euro-Basis beschäftigt, arbeiten jedoch dafür nahezu im Vollzeitmodus. Mehr als 900.000 Einzelhandelskräfte seien derzeit in einem solchen Arbeitsverhältnis, ein Rekordwert und das branchenübergreifend. Zugleich laufen den Gewerkschaften die Mitglieder ebenso davon, wie den Arbeitgeberverbänden. War vor zehn Jahren noch fast jeder Betrieb Mitglied in seinem Dachverband, ging die Zahl der westdeutschen Betriebe, die einem Arbeitgeberverband angehören, auf magere 37 Prozent zurück. Zahlen, die das IAQ wohlgemerkt für das Jahr 2006 ermittelt hat. In der Zwischenzeit dürfte sich die Abwanderung weiter verschärft haben.

Während sich die klassischen Tarifparteien – der Arbeitgeberverband HDE auf der einen, die Gewerkschaft Ver.di auf der anderen Seite – seit eineinhalb Jahren um Lohnsteigerungen im minimalen prozentualen Bereich streiten, können immer mehr Beschäftigte der Branche nur noch von Tariflöhnen träumen. Experten gehen davon aus, dass ihre Zahl in den kommenden Jahren weiter zunehmen und die tariflich Beschäftigten schon bald überflügeln könnte. Anstatt sich über Zahlen nach dem Komma zu streiten, sollten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften daher lieber gemeinsam Gedanken machen, wie sie Unternehmen und Beschäftigte für die Zukunft fit machen. Ansonsten verhandeln sie bald nur noch für eine verschwindend geringe Anzahl der Betroffenen und machen sich so selbst obsolet.

Foto: IAQ

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