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Jahresrückblick 2008

Von FashionUnited

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Und wieder geht ein Jahr zu Ende: Messen und Manager kamen und gingen, die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise forderte allenthalben Opfer und Escada-Chef Bruno Sälzer beklagte gar „die wohl schlimmste Zeit, die die Modebranche je erlebt hat“. Doch es gab auch gute Nachrichten in den

vergangenen zwölf Monaten.

Im Januar beherrschte die zweite Auflage der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin die Schlagzeilen. Auf dem zentralen Laufsteg, diesmal im Postbahnhof am Ostbahnhof, und in verschiedenen exklusiven Locations zeigten unter anderem Hugo, Michalsky und Joop! neue Kollektionen. Über den von Karstadt ausgelobten Nachwuchspreis durfte sich das Label q.e.d. freuen. Die etablierten Modemesse Premium stellte ökologisch korrekte Mode in den Mittelpunkt und meldete Rekordbesucherzahlen. Erstmals stand die von Norbert Klauser organisierte Stark auf dem Programm, während der Ideal Showroom zum letzten Mal seine Pforten öffnete.

Der Februar sah das schnelle Ende eines Experiments: Die Jeans- und Sportswearmesse WEARe in Düsseldorf wurde nach ihrer Premiere aufgrund enttäuschender Besucherzahlen umgehend wieder eingestellt. Ansonsten zogen die Düsseldorfer Messen eine insgesamt positive Bilanz. Zum Monatsende nahm Hugo-Boss-Vorstandschef Bruno Sälzer nach Unstimmigkeiten mit dem Mehrheitsaktionär Permira seinen Hut.

Im März wurden die Gründe für Sälzers Abschied deutlich: Großinvestor Permira setzte eine überaus großzügige Sonderdividende durch, für die sich Hugo Boss neu verschulden musste. Auch in der Messelandschaft gab es Neuigkeiten: Die Denim-Schau JAM kündigte ihren Umzug von München nach Köln an.
Lokalmatador Michael Michalsky sorgte im April mit der Eröffnung seines ersten eigenen Shops in Berlin für Gesprächsstoff. Aufsehen erregte auch Hennes & Mauritz: Die Schweden kündigten eine Zusammenarbeit mit der ausgewiesenen Avantgardistin Rei Kawakubo an.

Im Mai meldete Hugo Boss Vollzug: Claus-Dietrich Lahrs soll von Christian Dior auf den Spitzenposten in Metzingen wechseln. Das seit langem schwächelnde Aschheimer Modehaus Escada bekam die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise zu spüren und musste seine Jahresprognosen deutlich senken. Ansonsten konnten sich die meisten internationalen Luxuskonzerne jedoch noch gut behaupten.

Escada stand auch im Juni im Mittelpunkt. Mittels einer Kapitalerhöhung verschaffte sich der Konzern frisches Geld für eine Neuausrichtung, die mit neuem Führungspersonal in Angriff genommen wurde: Der Vorstandsvorsitzende Jean-Marc Loubier verließ das Unternehmen zum Monatsende. Als Nachfolger wurde der ehemaligen Hugo-Boss-Chef Bruno Sälzer verpflichtet – sicher die Personalie des Jahres.

Den Juli prägten dann wieder die Großereignisse in Berlin und Düsseldorf. In der rheinischen Metropole manifestierte sich das schwierige Branchenumfeld in einem deutlichen Rückgang der Besucherzahlen auf den Modemessen. In Berlin machte die Mercedes-Benz Fashion Week diesmal auf dem Bebelplatz Station. Der Karstadt New Generation Award ging an Marcel Ostertag. Die Veranstalter der Premium freuten sich über mehr als 15.000 Fachbesucher und Bread & Butter-Chef Karl-Heinz Müller eröffnete pünktlich zur Modewoche „14 oz.“, den ultimativen Edel-Denim-Shop in Berlin-Mitte.

Im August setzte sich das Sterben der ehemaligen Karstadt-Quelle-Töchter fort. Nach Wehmeyer und Hertie musste auch Sinn Leffers Insolvenz anmelden. Auch sonst stand es nicht gut um renommierte deutschen Kaufhäuser: Karstadt meldete tiefrote Zahlen und belastete die Bilanz des Mutterkonzerns Arcandor. Auch die Damenmodehäuser von Appelrath-Cüpper erlitten einen deutlichen Umsatzrückgang.

Für positive Nachrichten sorgte im September die Münchener Textilmesse Munich Fabric Start – Pre Collections, die trotz schwieriger Rahmenbedingungen deutlich mehr Besucher als im Vorjahr begrüßen konnte. Der angeschlagene Arcandor-Konzern zog nach langen Verhandlungen mit einem neuen Finanzierungskonzept den Kopf aus der Schlinge.
Wie die meisten Mitbewerber geriet auch Hugo Boss in den Strudel der Wirtschaftskrise.

Nach ernüchternden Quartalszahlen musste das Metzinger Modehaus im Oktober seine Gewinnprognose senken. Optimistisch gaben sich hingegen die Messeveranstalter in München und Köln: Die JAM will nach der erfolgreichen Premiere am Rhein deutlich expandieren, die Munich Fabric Start kündigte eine zusätzliche Preview-Veranstaltung namens „View“ an. Die „kleine, aber feine“ Messe fand im Dezember erstmals statt.

Die mit Spannung erwartete Hennes & Mauritz-Kollektion von Rei Kawakubo kam im November auf den Markt – und war schon nach wenigen Stunden praktisch ausverkauft. Der Standort Düsseldorf zeigte weitere Krisensymptome: Die Igedo Company sagte den Februar-Termin der Wäsche- und Bademodemesse „Body Look“ aufgrund des geringen Ausstellerinteresses ab. Escada-Chef Bruno Sälzer gab eine wichtige strategische Entscheidung bekannt: Das wenig profitable Segment Primera soll verkauft werden. Veränderung scheint dringend nötig, zumal das Unternehmen das abgelaufene Geschäftsjahr mit verheerenden Zahlen abschloss.

Anfang Dezember wurde die letzte wichtige Personalie eines an Führungswechseln nicht gerade armen Jahres bekannt: Bei Arcandor soll Vorstandschef Thomas Middelhoff Ende Februar 2009 vorzeitig seinen Posten räumen. Als designierten Nachfolger präsentierte der Konzern den Telekom-Vorstand Karl-Gerhard Eick. Trotz der allgegenwärtigen wirtschaftlichen Schreckensmeldungen verzeichnete der deutsche Einzelhandel letztlich ein solides Weihnachtsgeschäft mit Umsätzen auf Vorjahresniveau.

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