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Laden dicht: die Krise kommt im Einzelhandel an

Von FashionUnited

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Nun also doch: Nachdem der deutsche Einzelhandel in den vergangenen Monaten weitgehend von den Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise verschont geblieben ist, bekommen die Händler nun zusehends die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lag der Umsatz im deutschen Einzelhandel im März diesen Jahres real 1,5 Prozent unterhalb des Vorjahreswertes und das, obwohl der März 2009 zwei Verkaufstage mehr hatte, als der Vergleichsmonat 2008.

Besonders schwach entwickelte sich das Geschäft der Warenhäuser, das innerhalb eines Jahres real um fast neun Prozent einbrach. Auch der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren ging zurück. Hier liegt die Umsatzentwicklung real 3,3 Prozent unterhalb der Vorgaben aus dem März 2008.

Als rückläufig zeigte sich auch die Umsatzentwicklung gegenüber dem Vormonat. So nahmen die Einzelhändler im März ein Prozent weniger ein als noch im vorangegangenen Februar. Die Folge: das erste Quartel des laufenden Jahres ist gründlich verhagelt, die Umsätze des deutschen Einzelhandels gingen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,2 Prozent zurück. Mit Abstand stärkster Verlierer sind auch hier die klassischen Warenhäuser, deren Geschäfte um 6,9 Prozent einbrachen. Der Umsatz im Textilbereich ging gleichzeitig um 3,7 Prozent zurück.

Die gute Stimmung der vergangenen Monate, als das überdurchschnittlich positive Konsumklima der Deutschen als Indikator für ordentliche Einzelhandelsumsätze gedeutet wurde, dürfte damit erst einmal einen herben Dämpfer erhalten. Dabei hatte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) vor kurzem erst ermittelt, dass die Konjunktur- und Einkommenserwartungen im April nach leichten Einbußen im Vormonat sogar wieder etwas zulegen konnten. Die Anschaffungsneigung schwächte sich zugleich zwar leicht ab, konnte aber ihr gutes Niveau insgesamt jedoch beibehalten.

Vorsätze, Stimmungen und Prognosen sind eben die eine, die Realität aber die andere Seite der Medaille. Und die Realität schlägt derzeit immer erbitterter zu: Kurzarbeit in der Automobilbranche, eine Pleitewelle bei den Autozulieferern, Insolvenzen wohin man schaut. Regierungsexperten erwarten für das laufende Jahr einen Einbruch der deutschen Volkswirtschaft um bis zu sechs Prozent und eine europaweite Arbeitsplatzvernichtung in Millionenhöhe. Dass die Verbraucher angesichts dieser Aussichten zunehmend auch beim Einkauf zurückhalten, ist kaum verwunderlich.

Gerade der textile Einzelhandel wird 2009 unter der Rezession zu leiden haben. In Krisenzeiten wird eben gerne auf das zurückgegriffen, was der Kleiderschrank hergibt, Neuanschaffungen gelten hingegen als Luxus und werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Zudem macht sich derzeit ein neuer Trend breit: der Tausch von Kleidungsstücken. Freundes- und Kollegenkreise treffen sich in häuslicher Umgebung zum Klamottentausch, das Motto lautet: leihen statt kaufen.

Einzig die Textildiscounter profitieren von der aktuellen Schieflage. Sie schrauben mit Preisangeboten von zwei Euro pro T-Shirt ihre Umsätze kontinuierlich nach oben und wuchern so zunehmend auch in der Mittelschicht, die von den Auswirkungen der Rezession am stärksten betroffen ist. Die Zukunft des Einzelhandels wird nun besonders von der Entwicklung am Arbeitsmarkt abhängen. Sollte sich dieser in den kommenden Monaten stabilisieren, könnte eine weitere Pleitewelle von Modegeschäften vielleicht noch verhindert werden. Verschärft sich die Lage allerdings, werden sich noch etliche Ladentüren für immer schließen.

Foto: Galeria Kaufhof

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