'Der Scanner weiß alles' - Arbeit trotz Streik bei Amazon
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Rund 2000 Mitarbeiter zählt die Belegschaft in Schwaben, viele
'Wir zahlen gute Löhne für einen Job, den man innerhalb von ein paar Tagen lernen kann'
Ein Stockwerk höher spuckt das Förderband die gelbe Kiste bei Genoveva Vogel wieder aus. Im sogenannten Pick-Tower reiht sich auf vier Stockwerken Regal an Regal. Vogel packt die Kiste auf eine Art Einkaufswagen und verteilt Bücher, CDs und Brettspiele auf die Regalbretter. Eingelagert wird dort, wo gerade Platz ist. Windeln neben Kochbüchern, Lego-Spielzeug neben Sandalen. «Chaotisch einlagern» heißt das bei Logistikern. Damit klar ist, wo welches Produkt landet, erfasst Vogel jeden Artikel mit einem Scanner und ordnet ihn einem Regalbrett zu. „Der Scanner weiß über alles Bescheid", sagt Vogel über ihr wichtigstes Arbeitsgerät.
Während Vogel noch Karabinerhaken und Schraubenzieher auf die Regale verteilt, nimmt Yvonne Uhlmann die Produkte schon wieder heraus. Uhlmann arbeitet als 'Picker' und sammelt vom Kunden bestellte Ware zusammen. Auch ihr verrät ein Scanner in welcher Regalreihe sie als nächstes vorbeischauen muss. Bei der Größe der Lagerfläche von 17 Fußballfeldern gilt es, nicht den Überblick über die Regalreihen zu verlieren. Für Uhlmann kein Problem. «Das hat man schnell raus.» Ist eine Box fertig 'gepickt', geht's auf dem Förderband in die nächste Halle zum Verpacken.
Im ersten Jahr verdienen die Mitarbeiter in Graben 10,62 Euro pro Stunde, ab dem zweiten Jahr rund zwölf Euro. „Wir zahlen gute Löhne für einen Job, den man innerhalb von ein paar Tagen lernen kann", sagt Amazon-Sprecherin Anette Nachbar. Verdi-Streikleiter Thomas Gürlebeck geht es um mehr als die Höhe des Lohns. «Wir müssen die Arbeitsbelastung reduzieren und da bewegt sich Amazon einfach nicht.»
Zum Beginn der Spätschicht am frühen Nachmittag versammeln sich noch einmal rund 60 Streikende vor den Werkstoren. Das schrille Ringen von Trillerpfeifen erfüllt die Luft. In den grau-gelben Lagerhallen hinter den Streikenden geht die Arbeit aber weiter. (Simon Ribnitzky, dpa)