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„Mode ist mehr als nur Kleidung“

Von FashionUnited

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Berlin steht im Zeichen der Mode. Zur Fashion Week treffen sich Designer, Hersteller und Interessierte in der Hauptstadt. Aber weshalb ist Mode eigentlich so wichtig für Menschen? Es geht um die Trends der Branche: Zur Fashion Week versammelt sich die internationale Modeszene von diesem Dienstag an in

Berlin. Warum sich die Menschen seit jeher für Mode interessieren und warum wir trotz unseres vollen Kleiderschranks immer neue Kleider kaufen, erklärt die Leiterin des Modemuseums in Ludwigsburg, Maaike van Rijn, im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

„Einerseits
wollen wir dazugehören, andererseits aber auch aus der Masse herausstechen."

Warum ist Mode für viele Menschen so wichtig?
Mode war schon immer ein interessantes Abbild für die jeweilige Epoche. Menschen drücken dadurch die Zugehörigkeit zu ihrer Zeit aus. Dabei interessiert besonders das Spannungsfeld zwischen Individualität und Masse. Einerseits wollen wir dazugehören, andererseits aber auch aus der Masse herausstechen. Mode eignet sich dazu sehr gut. Heute zeigt sich das etwa bei Jugendlichen, die gern Markenkleidung tragen und diese dann durch ein individuelles Accessoire personalisieren.

Wann in der Kulturgeschichte hat das denn begonnen?
Das Bewusstsein für Mode als etwas von Kleidung Unabhängiges beginnt mit dem “Journal des Luxus und der Moden“, das 1786 in Weimar zum ersten Mal erschienen ist. Das hat das damalige Lebensgefühl sehr gut gespiegelt. In dem Journal wurden die neuesten Kleider besprochen, aber es ging auch um Musik und Architektur. Schon damals hat sich also gezeigt, dass Mode viel mehr ist als nur Kleidung.

„Der konkrete Mensch rückt immer weiter weg"

Ist das auch der Grund, warum wir trotz unseres vollen Kleiderschranks immer wieder neue Kleidung kaufen?
Das ist ein Abbild der vielen Freiheiten, die wir heute haben. Früher wurde mehrere Monate an einem Kleid genäht, da konnte sich selbst die Oberschicht nur selten etwas Neues leisten. Heute haben wir die Möglichkeit, jeden Tag für ein paar Cent ein neues T-Shirt zu kaufen. Nach den vielen Medienberichten über die heutigen Produktionsbedingungen merken aber viele: auf Dauer kann das so nicht weitergehen. Da zeigt sich auch wieder, dass Mode schon immer eine Möglichkeit war, seine Zeit bewusst mitzugestalten. Heute passiert das im Bereich der Konsumenten, die sich fragen, wen sie mit ihrem Einkauf unterstützen wollen.

Trotzdem scheint vielen Käufern egal zu sein, unter welchen Bedingungen ihre Kleidung produziert wird. Warum?
Das ist schwer zu beantworten. Ich denke aber, dass es viel mit Bewusstsein zu tun hat. Früher saß die Schneiderin im Nachbarhaus, heute weit entfernt in Bangladesch. Das verlieren die Menschen schnell aus den Augen, weil es nichts mehr mit ihrem eigenen Bereich zu tun hat. In unserer globalisierten Welt rückt der konkrete Mensch immer weiter weg, und das ist auch bei der Modeherstellung der Fall. (Simon Ribnitzky, dpa)

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