Einzelhandel ohne Internet nicht überlebensfähig?
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Vor allem das Textilgeschäft erfährt derzeit einen wahren Boom durch die Möglichkeiten des Online-Shoppings. In der Tat gibt es fast keine Marke mehr, die ihre Produkte nicht direkt über einen hauseigenen Web-Shop vertreibt und jeder noch so kleine Berliner Hinterhofstore macht erwirtschaftet seine Umsätze großenteils online. Mag dies bisher allgemein als gefühlter Trend wahrgenommen worden sein, will Yahoo die Entwicklung nun mit Fakten unterfüttern. In seiner Studie schreibt das Unternehmen, dass im vergangenen Jahr bereits 62 Prozent der Verbraucher mit Internetanschluss Bekleidung oder Schuhe im Internet gekauft haben, Tendenz weiter steigend. Allein im ersten Quartal 2010 erwarben 44 Prozent so ihre Kleidungsstücke.
Zwar informierten sich die Kunden noch immer vornehmlich im Geschäft vor Ort, der gute alte Einkaufsbummel zu Preisvergleich und Informationsgewinnung erfolge jedoch zunehmend über das Browser-Fenster und weniger über das klassische Schaufenster. Damit teilten sich Einzelhandel und Internet den ersten Platz der am häufigsten genutzten Recherchequellen vor dem Kauf. Yahoo gibt an, dass sich derzeit 67 Prozent der Modekunden vorab im Internet informieren, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen.
Geht diese Entwicklung genauso rasant weiter wie in den vergangenen Jahren, dürfte der Einzelhandel in absehbarer Zeit ohne eigene Internetpräsenz kaum mehr überlebensfähig sein. Zwar wird der analoge Einkauf als Mittel der Freizeitgestaltung sicherlich nie ganz aussterben, wer jedoch nicht im Web präsent ist, könnte bald auch auf der Straße vergessen werden. Der stellvertretende Geschäftsführer von Yahoo will die Ergebnisse seiner Studie natürlich nicht als Abgesang auf Läden und Kaufhäuser verstanden wissen. Das Web sei keine Konkurrenz für den stationären Handel, vielmehr könne der Einzelhandel „durch kreative Web-Präsenz und durchdachte Kundenansprache vom Internet profitieren". Das Gute ist, dass dies die meisten Händler längst begriffen und ihre Internetpräsenzen in den vergangenen Monaten mächtig aufpoliert haben. Eher beunruhigend mag hingegen für viele der Gedanke sein, dass ohne Web bald gar nichts mehr funktionieren könnte. Die Abhängigkeit der Einzelhändler verlagert sich also von Vermietern zu Internet-Anbietern und so gesehen bleibt irgendwie doch alles beim Alten.