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Hugo Boss beruhigt Arbeitnehmer

Von FashionUnited

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Die turbulenten Zeiten beim Metzinger Modekonzern Hugo Boss gehen weiter. Nachdem Aufsichtsratschef Giuseppe Vita am Montag seinen Abschied angekündigt hatte, bemühte sich das Unternehmen nun erst einmal, mit einer Standort- und Beschäftigungsgarantie den

zuletzt eskalierten Konflikt mit den Arbeitnehmervertretern zu entschärfen.

Zum Streit war es in den vergangenen Wochen gekommen, weil der Mehrheitsaktionär Permira eine außerordentlich hohe Sonderdividende durchsetzen wollte. Auf diese Weise plante das britische Private-Equity-Unternehmen, einen Teil des Kaufpreises der Anteile, die es im vergangenen Jahr übernommen hatte, wieder einzuspielen. Damit brachte es jedoch große Teile der Boss-Führung und die Arbeitnehmervertreter gegen sich auf. Diese befürchteten eine Abkehr von der traditionell soliden Unternehmenspolitik und ein finanzielles Ausbluten des Konzerns. Außerdem würden durch den Mittelabfluss auch die strategischen Optionen eingeschränkt, hieß es. Schnell machte der Begriff „Heuschrecke“ im Zusammenhang mit Permira die Runde. Aus Protest gegen die Pläne des Investors verließ Vorstandschef Bruno Sälzer, der Hugo Boss durchaus erfolgreich geführt hatte, im Februar den Konzern. Ihm folgte kürzlich Produktionsvorstand Werner Lackas.

Trotz der deutlichen Opposition im Unternehmen konnte sich Permira mit seiner umstrittenen Dividendenforderung schließlich im Aufsichtsrat durchsetzen: In der vergangenen Woche stimmte das Gremium einer Sonderzahlung in Höhe von 5 Euro pro Aktie zu. Damit fließen allein auf diesem Wege 352 Millionen Euro aus dem Unternehmen ab. Presseberichten zufolge war es im Aufsichtsrat zu einer Kampfabstimmung gekommen, bei der sich die Arbeitnehmervertreter geschlossen gegen das Vorhaben ausgesprochen hatten. Entscheidend war schließlich Aufsichtsratschef Giuseppe Vita, der mit seinem doppelten Stimmrecht den Ausschlag zugunsten des Mehrheitsaktionärs gab.

Doch nicht nur die Dividendenzahlung war umstritten: Aufgrund der offenbar vornehmlich auf den eigenen Vorteil abzielenden Aktivitäten von Permira befürchteten die Beschäftigten weitere für sie unangenehme Maßnahmen, die den Standort und die Arbeitsplätze bedrohen könnten. Sie forderten daher entsprechende Zusagen des Großaktionärs. Diese bekamen sie nun Mittwoch: Wie das Unternehmen mitteilte, einigte sich der Vorstand mit dem Betriebsrat auf eine umfassende, auf fünf Jahre befristete Standort- und Beschäftigungsgarantie. „In dieser Vereinbarung wird unter anderem geregelt, dass der Standort Metzingen als Konzernzentrale der Hugo Boss Unternehmensgruppe bestehen bleibt und dass die Zahl der am 31. Dezember 2007 in den deutschen Standorten von Hugo Boss insgesamt beschäftigten Arbeitnehmer nicht unterschritten wird,“ erklärte das Unternehmen.

Anschließend versuchte die Konzernführung erneut, die Zweifel hinsichtlich der zukünftigen Unternehmenspolitik zu zerstreuen: „Die strategische Ausrichtung des Konzerns bleibt unverändert“, bekräftigte Finanzvorstand Joachim Reinhardt. „Durch die angekündigte Sonderdividende wird die finanzielle Flexibilität für anhaltendes organisches Wachstum und Akquisitionen nicht eingeschränkt.“ Hans Fluri, COO und Nachfolger des kürzlich ausgeschiedenen Vorstands Werner Lackas, ergänzte: „In diesen und in den kommenden Jahren sind Investitionen auf Rekordniveau geplant, um zu wachsen und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.“ Dieser Kurs werde auch von Permira mitgetragen.

Betriebsratschef Antonio Simina zeigte sich mit der gefundenen Lösung zufrieden: „Es besteht eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat, Vorstand und Mehrheitsaktionär Permira sowie Einigkeit über die zukünftige Geschäftsstrategie des Konzerns. Besonders erfreulich aus Sicht des Betriebsrats sind die Standortgarantie und die Intention, weitere Arbeitsplätze zu schaffen,“ erklärte er angesichts der getroffenen Vereinbarung. In einem Interview mit dem „Manager Magazin“ warnte er jedoch vor der Ausschüttung einer möglichen zweiten „Superdividende“ auf Drängen von Permira. Wenn es finanziell nicht mehr flexibel genug wäre, könnte es für das Unternehmen „gefährlich“ werden, so Simina.

Nun muss der Konzern nach turbulenten Wochen erstmal neue Führungskräfte finden. Nach einem Nachfolger für Bruno Sälzer wird weiterhin gesucht. Und seit Montag fahndet Hugo Boss auch nach einem Aufsichtsratsvorsitzenden. Giuseppe Vita, der in der Woche zuvor noch die Zahlung der Sonderdividende durchgesetzt hatte, erklärte seinen Rücktritt und bestätigte damit entsprechende Presseberichte. Er scheidet jedoch nicht sofort aus, sondern erst zum 30. Juni dieses Jahres. Damit wolle er dem Konzern Zeit geben, einen Nachfolger zu finden, so Vita.

„Aufgrund einer Reihe von anderen Verpflichtungen hatte ich bereits seit einiger Zeit geplant, mein Amt niederzulegen. Ich bin jedoch zunächst von der Valentino Fashion Group und sodann von Permira, als jeweiligen Mehrheitsaktionären, aus Gründen der Kontinuität für Hugo Boss gebeten worden, mein Amt noch in der Phase des Übergangs zum neuen Großaktionär auszuüben und die Hauptversammlung am 8. Mai 2008 noch zu leiten. Diesem Wunsch habe ich gern entsprochen,“ erklärte der ausscheidende Aufsichtsratschef am Montag.

Foto: Hugo Boss

Hugo Boss