Karstadt verlässt Tarifbündnis
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Für die Karstadt-Mitarbeiter verschlechtere sich durch die Tarifpause jedoch nichts, verspricht Weitz und ergänzt: „Die bislang geltenden Tarifverträge bleiben auf die Arbeitsverhältnisse anwendbar und es ergeben sich keine Kürzungen. Karstadt stehe ausdrücklich zum bisherigen Manteltarifvertrag und lehne außerdem sogenannte Dumpinglöhne ab. „Wir versprechen karstadtweit einen Mindestlohn von 8,50 Euro und wollen damit ganz bewusst ein Signal setzen,“ so Weitz. Alle bisher geltenden tariflichen Bestimmungen (Mantel- und Entgelttarifverträge und weitere Tarifverträge des Tarifwerks einschließlich aller Regelungen zu Zuschlägen Sonderzuwendungen und Urlaubsgeld) sollen auch nach dieser Entscheidung unverändert gültig sein. „Lediglich künftige Entwicklungen der Tarifverträge des Einzelhandels werden auf Arbeitsverhältnisse der Karstadt-Gruppe keinen Einfluss haben.”
Ob und wann sich Karstadt dazu durchringen will, auch seinen Beschäftigten eine Lohnerhöhung in Aussicht zu stellen, ist bislang nicht bekannt. Unklar ist auch, ob der Konzern überhaupt beabsichtigt, bis 2015 einen – wenn auch geringeren – Betrag auf die aktuellen Bezüge draufzulegen. Entsprechend enttäuscht geben sich die Arbeitnehmervertreter. Die Gewerkschaft Ver.di spricht in einer ersten Reaktion auf die Karstadt-Ankündigung gar von „Tarifflucht“ und kündigte durch ihren Landesverband Saar an, die existenzsicheren Tarifverträge mit allen verfügbaren Mitteln verteidigen zu wollen.
Die Karstadt Geschäftsführung verweigere den Beschäftigten die tarifliche Existenzsicherung, so Steffi Recknagel, Ver.di Landesbezirksfachbereichsleiterin Handel. „Dies ist ein weiterer Affront gegen alle Kolleginnen und Kollegen, die in den vergangenen Jahren bereits hundert Millionen Euro in das Unternehmen Karstadt investiert haben. Es sind die Beschäftigten, die trotz steigender Arbeitsleistung und jahrelangem Verzicht jetzt nach dem Ende des Sanierungstarifvertrages wieder mit Einkommensverzicht zahlen sollen,“ befürchtet die Gewerkschafterin. Schließlich dauerten die Attacken auf die Beschäftigen bei Karstadt seit Jahren an. „Nach der Kahlschlagpolitik bei der Personalbesetzung in den Häusern hieß es Anfang April, dass nun Ruhe einziehen solle. Diese Tarifflucht ist eine Frechheit und wir werden darauf lautstark reagieren,“ so Recknagel Schließlich wirke sich die Tarifflucht nicht nur verheerend auf Karstadt aus, sie bedrohe auch die Arbeits- und Einkommensbedingungen aller Beschäftigten. Eine Bedrohung ist das Karstadt-Modell jedoch vor allem auch für das Verhandlungsmonopol der Gewerkschaften, die sich dadurch Schritt für Schritt ihrer Relevanz beraubt sehen.
Ob und wie stark die Auseinandersetzungen von Karstadt und Ver.di zunehmen werden, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Eines steht jedoch fest: beide Seiten geben sich derzeit hart und unnachgiebig, und die Leidtragenden dürften einmal mehr die Beschäftigten sein, auf deren Rücken dieser Machtkampf nun ausgetragen zu werden scheint.
Foto: Karstadt