Nike macht Tempo: Adidas-Aktionäre fordern Aufholjagd
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„Offensichtlich gelingt es Adidas nicht, aus der eigenen starken Marke Kapital zu schlagen", kritisiert Speich. Während die Franken mit hausgemachten Problemen kämpften, punkteten die US-Amerikaner mit dem besseren Produktsortiment. Vor allem aber bleibe bei der Nummer Eins auf dem Markt unterm Strich mehr hängen. „Die Kosten laufen aus dem Ruder", bemängelt der Fondsmanager, der dem Management als "Warnschuss" sogar die Entlastung verweigerte.
Vorstandschef Hainer ist unzufrieden mit Marge
Ihm ist vor allem die operative Marge ein Dorn im Auge. Die Kennziffer drückt das Verhältnis des Betriebsergebnisses zum Umsatz aus und zeigt damit, wie viel Gewinn Adidas vor Steuern von seinen Einnahmen übrig bleibt. „Die Marge ist zu schwach für die Strahlkraft, die Adidas eigentlich hat", betont Speich mit Blick auf den aktuellen Wert von 8,3 Prozent.
Mit dem ist auch Vorstandschef Hainer alles andere als zufrieden. Schließlich wollte er die operative Marge bis 2015 eigentlich auf elf Prozent hochtreiben - schwarz auf weiß festgehalten in der "Route 2015". So ist das Papier betitelt, in dem er Ende 2010 seine mittelfristigen Ziele festhielt.
Jetzt werden die Formulierungen deutlich vorsichtiger. Zwar betont Hainer: „Wir glauben nach wie vor fest an unsere Ziele". Zugleich räumt er jedoch ein: „Es könnte allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als wir ursprünglich gedacht hatten“. Zumal die Entwicklung der Wechselkurse Adidas schwer zu schaffen macht.
Anleger fürchten schlechte Umsatzentwicklung
Knapp ein Dutzend Ziele stehen in der "Route 2015" - welche davon verfehlt werden könnten, lässt sich Hainer nicht entlocken. Die Anleger fürchten, dass es neben der Marge vor allem die Umsatzentwicklung treffen könnte. Eigentlich sollten die Erlöse bis 2015 auf 17 Milliarden Euro steigen. Doch im vergangenen Jahr gab es mit Minus drei Prozent den ersten Rückgang seit 2009. Ein Rückgang von 750 Millionen Euro ging dabei allein auf das Konto ungünstiger Wechselkurse. In diesem Jahr soll es noch einmal so viel sein.
Vorsichtiger ist die Wortwahl auch bei einem anderen Thema geworden. In der "Route 2015" heißt es noch, dass Adidas schneller als Nike wachsen wolle, um "das Fundament für die Führungsposition in der Sportartikelindustrie" zu legen. Unter "führend" sei jedoch nicht unbedingt "der Größte" zu verstehen, betont Hainer nun. "Führend zu sein bedeutet für uns, die Besten zu sein in allem, was wir tun."
Dem mag zumindest Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger nicht so recht folgen. "Festzuhalten ist, dass der Abstand zum größten Konkurrenten, dem Weltmarktführer, eher größer als kleiner geworden ist. Von einer Aufholjagd kann man hier nicht sprechen." Zwar seien Umsatz und Gewinn nicht alles - aber in der Wirtschaft eben doch ein wichtiger Maßstab für Erfolg. (dpa)
Foto: Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der Adidas-Gruppe