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Nach Insolvenz: Gerry Weber streicht fast 500 Stellen in Deutschland

Von Reinhold Koehler

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Nachdem das Modeunternehmen Gerry Weber im vergangenen Januar Insolvenz anmelden musste, befindet sich die Firma nun in der Konsolidierungsphase und hat sich eigenen Angaben zufolge mit den Arbeitnehmervertretern auf Eckpunkte zur weiteren Umsetzung der laufenden Sanierung geeinigt. Klar ist, dass der Prozess Opfer fordern wird, vor allem aufseiten der Mitarbeiter. So sollen 145 Vollzeitarbeitsplätze in den Overhead-Funktionen am Konzernstandort im westfälischen Halle wegfallen. Zudem will Gerry Weber allein in Deutschland 120 Stores und Verkaufsflächen schließen, was weitere 309 Mitarbeitern den Job kosten wird. Im europäischen Ausland sollen weitere 60 Läden dichtgemacht werden.

Zur Milderung der wirtschaftlichen Nachteile sollen für die betroffenen Beschäftigten geeignete Regelungen in Sozialplänen vorgenommen werden, heißt es. Nach harten, aber jederzeit fairen Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern sei man „zügig zu Einigungen über den Tarifvertrag zur Zukunftssicherung und den Interessenausgleich gekommen“, so Vorstandsmitglied Florian Frank. „Wir sind zuversichtlich, dass wir Gerry Weber auf dieser Grundlage zurück in die Erfolgsspur führen können."

Johannes Ehling, Vorstandssprecher des Unternehmens, ergänzt: „Wir spüren, dass wir aufgrund der bereits ergriffenen Maßnahmen zur Neupositionierung insbesondere im Retail Rückenwind im Markt erhalten. Die Effekte aus den leider unverzichtbaren Sanierungsmaßnahmen werden diesen Rückenwind sicherlich verstärken."

Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag beschlossen

Nach einer dreijährigen Konsolidierungsphase bis zum April 2022 steigt Gerry Weber außerdem aus dem Flächentarifvertrag aus und will die Flächentariferhöhungen für 2019 und 2020 erst mit einer jeweils dreimonatigen Verzögerung umsetzen. „Die Einigung mit den Arbeitnehmervertretern bietet Gläubigern und potenziellen Investoren bei der Suche nach einer Zukunftslösung für die Gerry Weber-Gruppe erhebliche Planungssicherheit“, so der Generalbevollmächtigte des Unternehmens, Dr. Christian Gerloff. Deswegen sei es gut und wichtig, dass die Übereinkunft so zügig erzielt worden sei.

Nach Angaben des Sachwalters Stefan Meyer befindet sich der Konzern auf einem guten Weg, die angestrebten Sanierungsziele zu erreichen. „Es freut mich sehr, dass in harten aber allseitig verantwortungsbewusst geführten Verhandlungen ein ausgewogenes Ergebnis im Bereich des Interessenausgleichs/Sozialplans und des Sanierungstarifvertrags gefunden werden konnte.“

Gerry Weber hatte am 25. Januar dieses Jahres beim Amtsgericht Bielefeld einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Das Verfahren wurde am 1. April eröffnet und ist auf drei Jahre angelegt.

Foto: Gerry Weber

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