Labels to Watch: Kindermode-Labels der Pitti Bimbo

Alle Augen sind derzeit auf Florenz gerichtet. Nach der Männermodemesse Pitti Uomo gilt die Aufmerksamkeit nun der Kindermesse. Zur 98. Ausgabe der Pitti Immagine Bimbo, die den Fokus auf Kleidung, Accessoires und Lifestyle für die Kleinen legt, hat FashionUnited einige vielversprechende Marken und Neuzugänge der Veranstaltung zusammengefasst, die das Veranstaltungsgelände Fortezza da Basso vom 17. bis 19. Januar in ein Kinderparadies verwandeln.

Tetoi Vienna

Leben in die einst prominente Modeszene Österreichs bringt das im November 2022 gegründete Start-up Tetoi Vienna mit seiner Kindermode. Bereits ein Jahr nach dem Startschuss stieß das Unternehmen auf große Resonanz und präsentierte seine erste Sommerkollektion für Babys und Kleinkinder. Aus der Motivation heraus, hochwertige Bekleidung anzubieten, die nicht nach kurzer Verwendung unbrauchbar ist, lässt die Marke Taten sprechen und setzt auf eine weitgehende Transparenz bei der Materialauswahl und Produktion. An die von Klassik geprägte Vergangenheit Wiens sollen klassische, zeitlose Entwürfen erinnern.

Die Marke arbeitet mit einer neutralen Farbpalette, die ein Kombinieren oder auch aufeinander abgestimmte ‘Geschwisterlooks’ zulässt. Das geschlechtsneutrale Sortiment von Overalls, Bodys, Sets aus Oberteilen und Hosen, Mützen und Westen wird im südkoreanischen Seoul gefertigt. Tencel Lyocell ist dabei das am häufigsten eingesetzte Material, wofür Jungunternehmer Maximilian Gadermeier die Vorteile der atmungsaktiven, temperaturregulierenden, antibakteriellen und hypoallergenen Eigenschaften des Stoffes als Grund nennt.

Retta Jane

Ist es möglich, die Schnittkonstruktion eines Kleidungsstücks so zu gestalten, dass es mit dem sich verändernden, jugendlichen Körper mithalten kann und seinen Träger:innen länger erhalten bleibt? Dieser Herausforderung hat sich die US-amerikanische studierte Innenarchitektin Retta Tussey gestellt. Mit über 20 Jahren Erfahrung im kreativen Bereich, unter anderem bei der US-amerikanischen Modemarke Tommy Hilfiger, versteht Tussey, Produkte nach besonderen Anforderungen zu erschaffen. Ihr Bestreben ist es, jungen Kund:innen das Heranwachsen zu erleichtern und Designs mitzugeben, die weder zu kindlich noch zu erwachsen wirken.

Formen, Farben und Details finden ihre Inspiration in Tusseys Kleiderschrank, der von Generation zu Generation vererbte Vintage-Stücke beherbergt. Der Stil von Tuniken, Hosen und Röcken bewegt sich zwischen sportlicher Funktionalität und nostalgischer Eleganz. Hochgeschlossene, gerade geschnittene Kleider und knallige Muster erinnern an die 60er-Jahre. Ein elastischer Bund und genug Nahtzugabe verhindern das schnelle Herauswachsen.

Eine Platzierung im höheren Preissegment war hierbei eine bewusste Wahl: Die Stücke der Marke sollen als Investition gesehen und in Folge weitergegeben anstatt weggeworfen werden. Produziert wird in chinesischen Manufakturen in Hongkong und Shenzhen, von denen eine sogar von Frauen geführt wird, betont Tussey. Das Bestandsteam sowie das technische Designteam operieren aus New York.

Hänska

Nora und Hannes Hänska sind ein kreatives Power-Paar. Bereits 2014 riefen sie das ihren Nachnamen tragende Taschenlabel in Berlin ins Leben, nachdem die beiden in den Bereichen Kunst und Design studiert hatten. Nina Hänskas Vorliebe galt schon früher den minimalistischen Accessoires, deren Prototypen Hannes Hänska bis zur Serienreife perfektionierte. Da Design, Detailing und Kleinserien direkt im Haus, den ehemaligen Räumen des deutschen Architekturbüros Hänska, umgesetzt werden, ist ein familiäres und effizientes Arbeitsklima vorausgesetzt.

Seit 2021 werden die Schulranzen in einem Familienunternehmen im portugiesischen Porto produziert, die übrigen Kollektionen in Handarbeit im Berliner Atelier. Das Sortiment der Marke umfasst neben Rucksäcken auch Federmäppchen, Turnbeutel, Schulter- und Tragetaschen, die die Eigenschaft der hohen Funktionalität vereint und den Alltag von Groß und Klein erleichtern sollen.

Hänska bietet außerdem absolute Transparenz in Bezug auf die Herstellung und die Herkunft der Materialien. So ist es kein Geheimnis, dass die verwendete Baumwolle aus Deutschland, das aus Meeresabfällen hergestellte ‘Seaqual’-Garn aus Portugal, die Magnetverschlüsse aus China und das vegane Apfelleder aus Italien stammen. Der Produktionsort jedes einzelnen Stücks wird zusätzlich im Onlineshop der Marke genannt.

Hanevild

Den Charme des schlichten skandinavischen Designs und die gemütliche Hygge-Lebensart, die zum Genießen einlädt, macht sich das dänische Modelabel Hanevild (zu Deutsch: Wildhahn) zunutze. Das 2023 durch Ninna Pedersen gegründete Unternehmen setzt besonderes Augenmerk auf bequeme, von Nostalgie angehauchte Strickwaren, die aussehen, als hätte Oma sie genäht. Pullover mit dem gestickten, markentypischen Motiv eines Hahns, Westen, aber auch Kleider und zweiteilige Sets formen das Sortiment und sollen einen „leichten, umweltfreundlichen Eindruck“ hinterlassen.

Für Garne und Stoffe kommen Wolle sowie Baumwolle zum Einsatz, die durch ein weiches Finish guten Tragekomfort bieten sollen. Nach der Fertigung der Kleidungsstücke in Indien erfolgt das Applizieren der Stickereien und Details von Hand in Dänemark. Pedersen arbeitet nebenbei als freiberufliche Fotografin und fängt so das Bildmaterial der Markenkampagnen selbst hinter der Kamera ein. Ab Februar ist die nächste Kollektion erhältlich.

Kalumi

Dass der Körper bereits im Babyalter rasend schnell wächst, ist für viele Eltern eine Herausforderung. Abhilfe hat die deutsche Marke Kalumi anhand eines mitwachsenden Bodys gefunden, der die Basis von Mitbegründerin Katharina Costas Masterarbeit während ihres Modestudiums bildete. Nach Erhalt des ‘Exist’-Gründerstipendiums, einem Förderprogramm des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, 2022 folgte die Gründung einer GmbH mit Co-Founderin Liesa Eschemann sowie ein schnelles Erlangen von Bekanntheit.

In einem Knötchen verhindernden Kompaktspinnverfahren wird ein Merinowolle-Seide-Gemisch, im deutschsprachigen Raum hergestellt, und anschließend in Deutschland zu mitwachsenden Bodys, Leggings und Rollkragenpullovern verarbeitet. Ein Teil der Marke deckt somit sechs Kleidergrößen ab und bietet eine ressourcenschonende, langlebige Option einer überschaubaren Baby-Garderobe.

Hierbei bilden Apfelgrün, Zitronengelb, Puderrosa oder Anthrazit die Grundlagen der Farbpalette – ein moderner Ansatz, der sich von herkömmlichen Marken abheben soll. Fotos der Kampagnen bleiben zudem unbearbeitet und sollen das junge Leben so darstellen, wie es ist – inklusive Sabberflecken und kleinen Unvollkommenheiten.