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Berlin feiert Uli Richter

Von FashionUnited

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Seit einigen Jahren versucht Berlin, sich wieder als Modemetropole zu etablieren.

Dass es auch vor 1990 im Westteil der Stadt bedeutende Modemacher gab, wird dabei oft vergessen. Einem der großen Berliner Designer der 60er und 70er Jahre widmet das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum nun eine umfassende Retrospektive: Uli Richter, 1926 in Potsdam geboren, arbeitete in den 50er Jahren unter anderem als Chefstilist für das Modellkonfektionsunternehmen "S. & E. Modelle" (Foto).1959 gründete er schließlich seine eigene Firma "Uli Richter Modelle GmbH". Uli Richter orientierte sich bei seinen Entwürfen vor allem an amerikanischen Vorbildern und entwickelte einen eigenen, gleichermaßen sportlichen wie eleganten Stil, der sich durch originelle Material- und Farbkombinationen auszeichnete. Bei den Damen der bundesrepublikanischen Wirtschaftswundergesellschaft feierte er damit bald große Erfolge. Außerdem präsentierte er seine Entwürfe auch im Ausland, etwa in Japan und den USA, und wurde so zum ersten wichtigen "Botschafter der deutschen Mode" nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu Richters Stammkundinnen zählte unter anderem die Kanzlergattin Rut Brand, die er von 1970 bis 1974 exklusiv für alle Staatsbesuche einkleidete. Doch auch andere große Gattinnen der Bundesrepublik wie Ebelin Bucerius, die Frau des Verlegers Gerd Bucerius, und Ignes Ponto, die mit dem später von der RAF ermordeten Bankier Jürgen Ponto verheiratet war, zeigten sich gern in Uli Richter, der so das Bild der Hautevolee in den vermeintlich goldenen Jahren Westdeutschlands maßgeblich mit prägte. Auch im Ausland fand der Glamour aus Westberlin Anklang: So orderte die monegassische Fürstin Gracia Patricia, eine der internationalen Stilikonen jener Epoche, Richter-Modelle für sich und ihre Tochter Caroline. Ende 1982 schloss Uli Richter seine Firma. Von 1986 bis 1996 kümmerte er sich als Inhaber des Lehrstuhls für "Experimentelle Gestaltfindung im Bekleidungsdesign" an der Berliner Universität der Künste um den Designernachwuchs. Nach dem großen Erfolg einer exklusiven Interseason-Kollektion, die im Jahr 1986 vorgestellt wurde, unterhielt er von 1989 bis 1998 außerdem einen Modesalon in seinem Privathaus. Nebenbei betätigte sich der Modeschöpfer auch als Archivar seiner selbst. Das Ergebnis war eine der wichtigsten einschlägigen Privatsammlungen in Deutschland, die letztlich 661 Kleider, passende Accessoires, 3000 Modefotografien und 11.000 Entwurfszeichnungen umfasste und so die insgesamt 50 Jahre des Richterschen Schaffens eindrucksvoll dokumentiert. Diese Sammlung konnte das Berliner Kunstgewerbemuseum im Jahr 2005 erwerben. Die Uli-Richter-Retrospektive, die am Donnerstag ihre Pforten öffnet, bietet nun erstmals einen repräsentativen Einblick in den Bestand und gleichzeitig ein kulturgeschichtliches Panorama der alten Bundesrepublik. Die Ausstellung "Uli Richter - Eine Berliner Modegeschichte" ist vom 13. September 2007 bis zum 6. Januar 2008 im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr. Im Dumont-Verlag erscheint ein begleitendes Katalogbuch, außerdem sind verschiedene Vorträge geplant. Nähere Informationen findet man auf der Website des Berliner Kunstgewerbemuseums
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