Adidas: Gewinnrückgang kein Grund zur Panik
Wird geladen...
Sorgen bereiteten dem Konzern neben der negativen Währungsentwicklung, auf die er naturgemäß keinen Einfluss hat, die bekannten Problemfelder. Dazu zählte erneut die Golfsparte Taylor Made-Adidas Golf: Ihr Umsatz sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 34,3 Prozent auf 138 Millionen Euro. Hier hat sich das Management in den vergangenen Jahren mächtig verschätzt: Mit zahlreichen Zukäufen hatte Adidas das Segment zum Weltmarktführer im Golfbereich ausgebaut. Aber der Erfolg erwies sich als nicht nachhaltig. Weil die weltweite Nachfrage nach Golfartikeln schon seit einer Weile sinkt, wurde die Sparte zum Sorgenkind. Nun soll sie gesundgeschrumpft werden. Im August leitete der Konzern ein Sanierungsprogramm ein, das die Schließung von Standorten und Entlassungen einschloss.
Zudem müssen Überbestände reduziert werden: „Der Golfsport hat nicht nur mit zurückgehenden Teilnehmerzahlen zu kämpfen. Es sind vor allem die hohen Lagerbestände und der langsame Abverkauf alter Bestände im Markt, die eine schnellere Erholung verhindern“, erklärte Hainer. Derzeit konzentriere sich der Konzern daher „auf den Abbau von Lagerbeständen“. Adidas wolle „eine verantwortungsbewusste Vorreiterrolle bei der Bereinigung von Überbeständen einnehmen“, so Hainer.
Russland, Nordamerika und die Golfsparte bereiten dem Konzern weiterhin Probleme
Den Gewinn belastet aktuell auch das Russland-Geschäft. In den GUS-Staaten konnte Adidas seinen Umsatz mächtig steigern – währungsbereinigt wuchs er in den ersten neun Monaten um 18 Prozent. „Das ist ohne Zweifel eine positive Entwicklung“, sagt Hainer. Aber das Wachstum wurde nicht zu den erhofften Konditionen erreicht: Adidas sei in der Region „in einer beneidenswerten und starken Position“, sagt der Konzernchef, „allerdings haben sich die negativen Effekte im Zusammenhang mit dem russischen Rubel, verstärkte Sonderpreisverkäufe infolge der schwachen Verbraucherstimmung und unsere Maßnahmen zum schnelleren Abbau von Lagerbeständen gegenüber unseren ursprünglichen Erwartungen mit einem Betrag von rund 100 Millionen Euro deutlich negativ auf unsere Margen und damit auf unseren Gewinn ausgewirkt.“ Trotz der jüngsten Entwicklungen glaube er „fest an das langfristige Potenzial dieses Markts“, sagt Hainer. Im kommenden Jahr werde sich der Konzern dort aber angesichts der aktuellen Probleme „besonders auf das Kapital- und Risikomanagement“ konzentrieren.
Auch in Nordamerika laufen die Geschäfte nicht gut. Hier verliert der Konzern beständig an Umsatz, mittlerweile liegt er nicht nur hinter dem unangefochtenen Markführer Nike, sondern wurde auch vom dynamischen Konkurrenten Under Armour überholt. In den ersten neun Monaten dieses Jahres sanken die Erlöse der Adidas-Gruppe um zehn Prozent (währungsbereinigt -7 Prozent) auf 2,3 Milliarden Euro. Im dritten Quartal ging er trotz solider Zuwächse der Marke Adidas vor allem aufgrund der Schwäche des Golfsegments währungsbereinigt um ein Prozent zurück.
Inzwischen stellte der Konzern sein regionales Führungsteam neu zusammen. „In diesem Markt wieder zu alter Stärke zu gelangen, hat für uns höchste Priorität“, sagt Hainer, „wir haben deshalb diesen Markt zu einer Priorität für sämtliche Führungskräfte erklärt.“
Doch Adidas hat beileibe nicht nur Probleme: Im dritten Quartal stieg der Umsatz im Kernmarkt Westeuropa währungsbereinigt um zehn Prozent, auch in den europäischen Schwellenländern (+19 Prozent), in China (+13 Prozent) und Lateinamerika (+16 Prozent) gab es zweistellige Zuwächse. Die Kernmarke Adidas verbesserte sich um 9,5 Prozent (währungsbereinigt +12,4 Prozent) auf knapp 3,4 Milliarden Euro, das langjährige Sorgenkind Reebok um 1,7 Prozent (währungsbereinigt +6,6 Prozent) auf 447 Millionen Euro. Zudem wuchsen die kombinierten Einzelhandelserlöse der beiden Hauptmarken um 13,4 Prozent (währungsbereinigt +19,8 Prozent) auf rund 1,0 Milliarden Euro.
Damit kommt der Konzern nach neun Monaten auf einen Umsatz von 11,1 Milliarden Euro, was eine Verbesserung um ein Prozent (währungsbereinigt +6 Prozent) gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet. Der auf die Anteilseigner entfallende Nettogewinn fiel um 21 Prozent auf 630 Millionen Euro.
Angesichts der vorgelegten Zahlen bestätigte die Konzernleitung ihre Jahresprognosen. Sie rechnet damit weiterhin mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum „im mittleren bis hohen einstelligen Bereich“ und einem Nettogewinn in Höhe von etwa 650 Millionen Euro. Für das kommende Jahr fallen die Ziele recht zurückhaltend aus: „Wir gehen davon aus, dass der Konzernumsatz im Jahr 2015 im mittleren einstelligen Bereich wachsen wird. Wir werden den Gewinn stärker steigern als den Umsatz. Gleichzeitig werden wir das Jahr 2015 nutzen, um die Grundlagen für unseren nächsten strategischen Geschäftsplan zu schaffen“, erklärte Vorstandschef Hainer. Diese neue „Zukunftsvision“ für den Konzern soll im März kommenden Jahres vorgestellt werden.
Foto: Adidas AG, Adidas Originals by Mary Katrantzou, AW14