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Afrika: “Ethische” Mode gibt armen Frauen ein neues Leben

Von FashionUnited

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Die schlammigen Strassen von Kenias überfüllten Korogocho-Slums sind weit von den Modeboutiquen in Paris, Mailand, New York und London entfernt. Aber unter einem Wellblechdach sitzen Arbeiter aus einigen der ärmsten Gemeinden des Landes und nähen Knöpfe

an oder stellen für das gemeinnützige “Ethical Fashion”-Projekt Kleidung für internationale Designer her.

"Vor Ethical Fashion konnte ich meine Kinder nicht in die Schule schicken,” sagt Lucy, in einem Kreis von Frauen sitzend, Nähnadel in der Hand, als sie geschickt weiße Perlen auf weiches, schokoladen

farbenes Leder näht. "Aber jetzt kann ich sie zur Schule schicken und ihnen alles geben, was sie brauchen,” sagt die Mutter von vier Kindern, die Ende Dreißig ist.

Aus Korogocho werden Accessoires wie Manschetten, die die Frauen nähen, an internationale Luxusboutiquen verkauft, die die Label internationader Modehäuser wie Vivienne Westwood, Fendi und Stella McCartney anbieten. Dies ist Teil der Ethical Fashion Initiative (EFI), einem Projekt, das auf "beiderseitigigem Nutzen" beruht und darauf abzielt, arme Gemeinden zu unterstützen, indem es sie mit Modehäusern und Händlern zusammenbringt.

Obwohl die teilnehmenden Arbeiter des Projekts, das zur Fair Labor Association gehört, Monate schuften müssten, um sich einige dieser Luxusartikel leisten zu können, die für Hunderte von Dollarn verkauft werden, sind die Bedingungen doch weit von den Sweatshops entfernt, die einige Modemarken ihren guten Ruf gekostet haben.

Die von den Vereinten Nationen unterstützte Initiative achtet darauf, dass die Arbeitsbedingungen gut sind und die Arbeiter und Arbeiterinnen geschult werden. Wahrscheinlich das deutlichste Zeichen ihres Erfolgs ist die lange Schlange von Arbeitssuchenden. Die Organisatoren sagen, dass 90 Prozent der Arbeiter aus Kenia ihre Wohnungslage verbessern konnten und fast 85 Prozent ihren Familien jetzt besseres Essen bieten können.

‘Keine Almosen, einfach arbeiten'

Die Initiative ist ein Gemeinschaftsunterfangen der Vereinten Nationen und der Welthandelsorganisation und wurde von Kenia auf Burkina Faso, Ghana und Haiti ausgeweitet. Es gibt Pläne, sie sowohl in Afrika als auch in Asien weiter auszubauen. Der lange Weg, den diese Taschen, Bekleidung und Accessoires hinter sich haben, hat das Leben von Frauen wie Lucy neu gestaltet.

Schon als Teenager hatte Lucy es in diesem Slum in Kenias Hauptstadt Nairobi schwer und musste sich mit 16 in die Prostitution begeben, um zu überleben. Nachdem ihre Schwester an AIDS gestorben ist, kümmert sie sich außer um ihre eigenen drei Kinder auch um ihren Neffen. Vor fünf Jahren fing Lucy als Näherin an und ist jetzt eine der Aufseherinnen.

Im letzten Jahr zog sie mit ihrer Familie aus Korogocho in einen Stadtteil in der Nähe, wo weniger Kriminalität herrscht. Von den über 5.000 Menschen, die bei der Initiative mitmachen, sind 90 Prozent Frauen. Für Arancha Gonzalez, Leiterin des Internationalen Trade Centres, der das Projekt betreibt, bietet es einen nachhaltigen Ansatz, um Leben zu verbessern. "Handel, Wirtschaftsaktivitäten und Märkte können auch mit menschlicher Entwicklung verbunden werden, mit wirtschaftlicher Entwicklung von Frauen und der Reduzierung von Armut.”

Gonzalez nahm AFP zu einer Besichtigung eines Workshops in Nairobi mit. Das Motto des Projekts ist “keine Almosen, einfach arbeiten”.” Wir nennes es ethisch, weil wir sehr armen Menschen einen anständigen Arbeitsplatz verschaffen, mit guten Arbeitsbedingungen," fügte Gonzalez hinzu. "Zuallererst gibt es den Frauen ihre Würde zurück.”

‘Ein anständiges Leben’

Die Arbeiterinnen benutzen auch umweltfreundliche Materialien, die oft recycelt sind und alle ihre Betriebe sind emissionsfrei. Laut Gonzalez müssen sich wirtschaftliche und ethische Überlegungen für die Designer, die mit EFI arbeiten, nicht ausschließen. “Es geht darum, Geld zu verdienen. Aber man kann auch Gewinne auf sozialverträgliche Art machen,” sagt Gonzalez.

Außer Vivienne Westwood gehören zu den Marken, die durch die Initiative produzieren lassen, Karen Walker, Sass & Bide, Stella Jean, United Arrows und weitere große internationale Modehäuser. Produktionsschwerpunkte in Nairobi, Accra und Port-au-Prince erhalten die Aufträge von den Designern, schulen die Arbeiterinnen und organisieren die Herstellung von Taschen, Schmuck und Stoffen durch Arbeiter vor Ort.

"Wir reden von verantwortlicher Mode, als wäre es ein Bereich der Mode, aber das ist sie nicht,” sagt Simone Cipriani, der technische Berater des Projekts. Auch wenn Mode sich schnell ändert, ist Qualität beständig. Indem Fertigkeiten wie Nähen und Perlstickerei mit großen Modehäusern verbunden werden, hofft Ethical Fashion Produkte zu schaffen, die sowohl schön als auch sinnvoll sind.

"Wir reden nicht von den Sachen, die man kauft, weil man sich schuldig fühlt,” sagt Cipriani. "Wir reden von Sachen, die man kauft, weil sie schön sind, wirklich wunderschön. Und dann haben sie auch noch diese unglaubliche, positive Geschichte, eine Geschichte von Menschen, die durch diese Arbeit ein anständiges Leben bekommen, ein neues Leben.” (Nichole Sobecki, AFP)

Fotos: AFP Photo - Tahir Karmali

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