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Arbeitsrecht: Weitere Textilbranchen in der Kritik

Von FashionUnited

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Dass Textilunternehmen weltweit immer wieder Zielscheibe der Kritik von Menschenrechtlern werden, die auf Missstände bei der Produktion in Drittwelt- und Schwellenländern hinweisen, ist seit Jahren an der Tagesordnung.

Nun stehen die Heimtextil- uns Berufsbekleidungsindustrie in der Schusslinie zweier Verbände, die sich seit geraumer Zeit um die Einhaltung sozialer Mindeststandards in der Textilproduktion kümmern: der sogenannten „Christlichen Initiative Romero“ (CIR) und der „Kampagne für Saubere Kleidung“ (CCC).

Die Organisationen prangern an, dass die Sozialstandards bei den meisten Unternehmen nicht eingehalten würden. Man habe in den vergangenen Monaten 28 deutsche Berufsbekleidungs- und Heimtextilunternehmen, von denen ein Großteil die öffentliche Hand beliefert, zum Thema Unternehmensverantwortung und Sozialstandards in der Produktionskette befragt, und das mit ernüchterndem Ergebnis, so die Verbände. So verpflichte sich etwa die Lion Apparel Deutschland GmbH, welche über die LH Bundeswehrbekleidungsgesellschaft mbH die deutsche Bundeswehr ausstattet, in ihrem Verhaltenskodex nur zur Zahlung eines „angemessen“ Entgelts entsprechend dem gesetzlichen nationalen Mindestlohn. In der Regel reiche dieser für ein Leben in Würde jedoch nicht aus, lassen CIS und CCC wissen.

Als weitere Beispiele zur Unterstützung ihrer Kritik führen die Menschenrechtler die Firma HAIX als weltweit führender Hersteller von Funktionsschuhen und u.a. Lieferant der Polizei in NRW und norddeutschen Bundesländern an, das, ebenso wie viele andere VertreterInnen der Branche, gänzlich darauf verzichte, sich mit einem Verhaltenskodex um die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten in ihrer Produktion zu bemühen. Andere bekannte Heimtextilunternehmen wie Ibena und Irisette hätten auf ihre Anfrage erst gar nicht reagiert, und das „trotz mehrmaliger Nachfrage seitens der Kampagne“.

Entsprechend frustriert zeigen sich derzeit die Verbandsspitzen: „Qualität und Produktivität haben absolute Priorität bei den Unternehmen, aber unter welchen Arbeitsbedingungen die Bekleidung hergestellt wird, ist ihnen schlichtweg egal“, so etwa Johanna Fincke, Referentin der Christlichen Initiative Romero. In der Kritik stehen daher besonders die staatlichen Institutionen, die bei den genannten Unternehmen einkaufen. An sie richtet sich die Forderung: „Die Ausbeutung mit Steuergeldern muss aufhören!“

Dass es nicht unmöglich sei, soziale Verantwortung zu übernehmen und für die Einhaltung von Sozialstandards in der Produktionskette zu sorgen, zeigten schließlich immerhin einige wenige Ausnahmen wie das Kölner Unternehmen Bierbaum-Proenen, der Hersteller Schöffel und CJD Profashion, Mitglied der Kwintet-Gruppe und somit Teil des weltweit größten Berufsbekleidungsanbieters. Sie hätten sich durch ihre Mitgliedschaft in der Multi-Stakeholder-Initiative Fair Wear Foundation (FWF) bereits zur Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) und zur Zahlung eines Existenzlohns verpflichtet.

„Es darf nicht bei diesen Einzelbeispielen bleiben“, fordert auch Christiane Schnura von der Kampagne für Saubere Kleidung. Sowohl die öffentliche Hand als auch die Hersteller von Berufsbekleidung und Heimtextilien seien verpflichtet ihrer sozialen Verantwortung endlich nachzukommen. Für die beteiligten Unternehmen steht jedoch einiges auf dem Spiel. So gibt die öffentliche Hand jährlich rund 360 Milliarden Euro für diverse Waren und Dienstleistungen aus, darunter auch einen satten Betrag für die textile Ausstattung der staatlich Beschäftigten. Für die Arbeitsbekleidungs- und Heimtextilindustrie ist der Staat daher ein wichtiger Kunde, der sicherlich Einfluss auf die Produktionsmethoden und -Bedingungen nehmen könnte.

Foto: Arno Bachert / Pixelio

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