Arcandor droht Pleite
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Eine Trennung von Karstadt, Quelle und Thomas Cook schloss Eick hingegen zugleich kategorisch aus, sprach im Zusammenhang mit diesen Geschäftsbereichen gar von „langfristigen Kernsegmenten“ des Konzerns, die „nicht zur Disposition“ stünden. Allerdings: „Gerade bei Quelle und Karstadt müssen wir prüfen, wo wir Geld verdienen und wo nicht“, so der Firmenchef weiter. Als beschlossene Sache gilt mittlerweile, dass Karstadt weitere Standorte schließen wird. Unter besonderer Beobachtung stehen hier vor allem die Luxushäuser des Unternehmens. Das traditionsreiche KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München stehen zur Disposition, man müsse entscheiden, „wie die Premiumhäuser zur neuen Struktur passen“.
Eick, als Nachfolger von Thomas Middelhoff erst seit sieben Wochen im Amt, steht enorm unter Druck. Im Sommer werden Kredite in Höhe von über 600 Millionen Euro fällig, die laufenden Verluste und weitere Verbindlichkeiten in Höhe von 2,6 Milliarden Euro belasten den Konzern zusätzlich. Dass es Arcandor schaffen wird, ohne tiefe Einschnitte in der Personaldecke wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, glaubt mittlerweile niemand mehr, auch Eick nicht. Der versprach in der „Bild am Sonntag“ eine moderate Personalpolitik und sicherte sein Bemühen zu, Arbeitsplätze zu erhalten, schloss betriebsbedingte Kündigungen jedoch auch nicht aus.
Klar ist derzeit nur, dass nichts klar ist. Bei Arcandor kommt alles auf den Prüfstand, sämtliche Unternehmensteile müssen sparen und einige werden vielleicht ganz abgewickelt. Im Moment scheint noch nicht einmal dem Firmenmanagement klar zu sein, wie es weitergehen soll. Fakt ist, der Konzern braucht neben frischem Geld zur Schuldentilgung weitere Finanzmittel, um seine Umstrukturierung zu finanzieren. Wo das herkommen soll, weiß niemand. Eick ist sich daher besusst: „Ich habe nur eine Chance: Ich muss einen Konsolidierungsplan auf den Tisch legen, der klar, eindeutig und nachvollziehbar ist und der bei Investoren und Banken Vertrauen schafft“. Am Erfolg dieses Plans werde er und der gesamte Vorstand sich messen lassen müssen, so Eick weiter.
Ob es bei der momentanen Lage auf dem Finanzmarkt jedoch gelingen wird, neue Kredite zu bekommen, ist mehr als fraglich. Zur Not will Arcandor-Chef Eick sogar staatliche Hilfen beantragen, um den Konzern zu retten. Wenn es notwendig sein sollte, werde er „alles versuchen, um in den Genuss dieser Mittel zu kommen“, kündigte Eick in der „Bild am Sonntag“ bereits an. Dabei sei ihm „völlig egal, ob ich dazu nach Düsseldorf, Berlin oder Brüssel muss“.
Falls die Umstrukturierungen und Einsparmaßnahmen jedoch nicht greifen sollten und alle Bemühungen, Altlasten und laufende Verluste zu minimieren fruchtlos bleiben sollten, bleibt Arcandor wohl nur der Schritt in die Insolvenz. Wie erschreckend realistisch dieses Szenario derzeit ist, belegt eine weitere Aussage Eicks: „Sinn-Leffers ist den Weg in die Insolvenz erfolgreich gegangen“ so der Manager. Ein Weg, der auch für Arcandor denkbar wäre, „aber das streben wir bei Gott nicht an“.
Wie genau das Rettungsprogramm für Arcandor aussehen soll, will der Konzern in den kommenden Wochen mitteilen. Am gestrigen Sonntag stellte Eick sein Konzept zunächst dem Aufsichtsrat vor, der nun darüber beraten wird.
Foto: Arcandor