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Arcandor: Karstadt im freien Fall

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Von FashionUnited

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Der Warenhauskonzern zeigt sich derzeit äußerst krisenfest. Er ist so fest in der Krise verankert, dass es anscheinend kein Instrument gibt, ihn dort wieder loszueisen. Wie die Karstadt-Mutter Arcandor am Montag in Essen mitteilte, stehen dem Unternehmen nun schmerzhafte

Einschnitte bevor. Die Geduld, die Arcandor mit seiner defizitären Tochter nun schon über einige Jahre hatte, scheint aufgebraucht, jetzt geht es ans Eingemachte: es muss gespart werden.
 
Zu hohe Kosten, vor allem in der Zentrale, und eine verfehlte Rabattpolitik bei gleichzeitig leicht sinkenden bereinigten Umsätzen hätten im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 zu einem deutlichen Rückgang des bereinigten EBITDA von 152 Millionen Euro auf minus vier Millionen Euro geführt, so das Unternehmen. Zugleich sank auch der Umsatz 3,4 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro, was insgesamt zu einer zwar kleinen, aber sehr hässlichen Delle in der glänzenden Gesamtbilanz  vor Arcandor führt. Ausschlaggebend für die Umsatzeinbußen sei neben dem schwachen Weihnachtsgeschäft 2007 auch die sich im Verlaufe des Jahres 2008 eintrübende Konsumstimmung gewesen, so das Arcandor-Management um Firmenchef Middelhoff. Zwar gibt das Unternehmen an, dass Karstadt als Folge von großflächigen Filialumbauten sowie durch Abgabe von Verkaufsfläche temporär Umsatzausfälle getragen und bewusst auf unrentablen Umsatz verzichtet hat, trotzdem macht sich der Warenhauskonzern mit seinen anhaltend schlechten Zahlen nicht gerade viele Freunde bei Arcandor.
 
Trotzdem schmieden die Verantwortlichen weiterhin Zukunftspläne mit Karstadt, von einem Verkauf ist bislang zumindest in der Öffentlichkeit keine Rede. Mit Stefan W. Herzberg sei noch im abgelaufenen Geschäftsjahr ein erfahrener Warenhausmanager an die Spitze des Unternehmens gewechselt, der einen guten Job mache, so die Arcandor-Führung. Außerdem zeigten die von der neuen Geschäftsführung gestarteten Effizienz- und Verkaufsprogramme zeigen bereits erste Wirkung. Nun liege der Fokus auf der Stärkung des Verkaufs und auf der Kostensenkung. Das neue Management habe bereits „in enger Abstimmung mit den Mitarbeitern, den Betriebsräten und Ver.di durch das eigene Effizienzprogramm und den Arcandor „Zukunftspakt“ eine massive Kostenreduzierung eingeleitet“, so das Unternehmen weiter. 150 Millionen Euro soll Karstadt so einsparen. Wo, wird en detail bisher verschwiegen.
 
Sehr viel besser präsentiert sich hingegen Primondo im bunten Arcandor-Firmenreigen. Die Versandhandelssparte des Konzerns, zu der u.a. Quelle, der Shoppingsender HSE24 und die E-Commerce-Plattform MyBy gehören, konnte das bereinigte EBITDA um 85 Millionen Euro auf 90 Millionen Euro verbessern und damit erstmals seit vielen Jahren wieder ein deutlich positives operatives Ergebnis präsentieren. Ausschlaggebend hierfür seien insbesondere das dynamisch wachsende Online-Geschäft, die verbesserte Kostenstruktur in der Quelle-Gruppe, das gute Auslandsgeschäft sowie der Ergebniszuwachs beim Teleshoppingsender HSE24, so Arcandor.
 
Gute Zahlen veröffentlicht Primondo auch beim Umsatz. So konnte das Unternehmen hier bereinigt um 6,7 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro zulegen und rund 300 Millionen Euro mehr umsetzen als im vorherigen Geschäftsjahr. Besonders erfreulich verliefen Firmenangaben zufolge hier das Auslandsgeschäft mit einem Umsatzzuwachs in Höhe von 21 Prozent sowie der Spezialversand. Rückläufige Umsätze im deutschen Kataloggeschäft würden zudem durch hohe Zuwächse im E-Commerce kompensiert.
 
Insgesamt setzte Arcandor – vor allem getrieben durch die prosperierende Tourismus-Sparte Thomas Cook im abgelaufenen Geschäftsjahr 19,9 Milliarden Euro um, etwa genauso viel wie im Jahr zuvor. Zugleich konnte der Konzern jedoch gewinnseitig ordentlich zulegen und präsentiert ein operatives EBITDA von 820 Millionen Euro, 133 Millionen mehr als im Vergleichszeitraum 2006/2007.
 
Für die Zukunft rechnen die Verantwortlichen daher trotz Wirtschaftskrise und schlechten Konjunkturaussichten mit einer guten Entwicklung. Man habe Maßnahmen ergriffen, um potentiellen konjunkturellen Druck auf der Umsatzseite durch Flexibilität, Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen ausgleichen zu können, so Konzernchef Middelhoff. „Wir bestätigen unsere Prognose und planen unverändert für das laufende Geschäftsjahr ein bereinigtes EBITDA der operativen Geschäftsbereiche von mehr als 1,1 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Ergebniszuwachs in den operativen Einheiten von mindestens 34 Prozent“, so Middelhoff weiter. Voraussetzung für das Erreichen der Prognose sei allerdings, dass sich das Ausmaß der Kapitalmarktkrise nicht signifikant verstärke und die Rezession nicht über das prognostizierte Maß hinausgehe.
 
Foto: Karstadt


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