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Berlin Fashion Week: Party vor Business

Von FashionUnited

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Am Sonntag ist mit dem letzten Messetag der Premium die Berlin Fashion Week zu ende gegangen. Seitdem die Beck’s Fashion Experience am 26. Januar das Modespektakel in der Hauptstadt eröffnet hatte, glänzte die Modewoche durch Superlative, zeigte jedoch

auch ihre Schwächen. Was zu beobachten war: Berlin machte seinem Ruf als Nightlife-, Show- und Partymetropole alle Ehre und verzückte die angereisten Besucher aus aller Welt vor allem durch seine Abendveranstaltungen. Tagsüber hatten es Designer, Labels und Veranstalter hingegen schwer, die oft übermüdeten Modeexperten zu ihren Shows, Messen und Präsentationen zu locken. Dabei galt vor allem am zentralen Veranstaltungsort der Fashion Week am Ostbahnhof, hier, wo die meisten Modenschauen über den Laufsteg gingen, die Devise: Der Nachmittag gehört den Nachwuchs-Designern. Wirklich voll waren jedoch nur die Abendveranstaltungen der großen Marken. Show und Party von Hugo Boss am 27. Januar im Flughafen Tempelhof gehörten zumindest zu den großen Image-Gewinnern der Fashion Week, ebenso wie die Joop-Show im Olympiastadion, das Defilee von Michalsky und die Shows von Zac Posen und Sisi Wasabi.

Auch die Abschluss-Schau der Modewoche, die Ideal Fashion Show am 2. Februar im altehrwürdigen Café Moskau, konnte sich nicht über mangelnde nachfrage beschweren. Jungdesigner wie Marcel Osterberg hatten es hingegen schwer, am Nachmittag genug Interessierte zu ihren Präsentationen zu locken. Rühmliche Ausnahme, weil trotz früher Ansetzung um 16.30 Uhr bis auf den letzten Platz belegt, war der von Karstadt initiierte „New Generations Award“, der mit q.e.d., Miroike, Pulver und Mongrels in Common gleich vier Berliner Neu-Labels in einer Show zeigte.

Sehr gut besucht war ansonsten alles, was nach Einbruch der Dunkelheit Fernseh-Präsenz, Glamour und Freigetränke versprach: dazu zählten natürlich vor allem die zahlreichen Aftershow-Parties, aber auch Präsentationsveranstaltungen wie die Premiere der neuen Jeanslinie von Diesel und Adidas. Auch die Veranstaltung der britischen Dessous-Marke Agent Provocateur, auf der gleich eine ganze Schar burlesk angehauchter, fast nackter Models rund um einen Boxring geschickt wurden, erfreute sich enormen Medieninteresses. Selbst die von Insidern im Vorfeld als Proleten-Sause verunglimpfte „Motorola Fashion Rock Night“ mit Mode von Ed Hardy meldete begeistert: „700 Gäste – eine der bestbesuchten Shows der Fashion Week“.

Das Prinzip Party hard hat in Berlin also erwartungsgemäß sehr gut funktioniert. Wie sah es jedoch mit dem geschäftlichen Teil der Modewoche aus, der einem Event wie diesem auf lange Sicht erst die Existenz sichert? Hier zeigte sich die Szenerie eher durchwachsen. Während die größte Messe, die Premium am Gleisdreieck, gleich zum ersten Ausstellungstag Rekordbesucherzahlen meldete, blieb es auf den anderen Tradeshows Ideal und Stark zunächst eher ruhig. Den Durchbruch schaffte die Ideal dann erst am letzten Tag, als die Räumlichkeiten an der Karl-Marx-Allee endlich gut gefüllt waren. Ein endgültiges Fazit der Messeveranstalter steht bislang jedoch noch aus.

Abschließend lässt sich immerhin schon sagen, dass Berlin den Wegzug des ehemaligen Messeflaggschiffs Bread & Butter noch nicht ganz kompensiert hat. Premium, Ideal, Stark und eine Fülle an kleinen, exklusiven Showrooms versuchen zwar, die Lücke zu schließen, ringen jedoch noch immer – wenn auch zu unrecht – um die entsprechende, internationale Relevanz. Schafft es Berlin in den nächsten Jahren, das einzigartige Nightlife mit harten Geschäftszahlen zu unterfüttern, steht einer Gesamtentwicklung der Stadt zur Modemetropole nichts mehr im Weg. Es bleibt also spannend, die nächste Berlin Fashion Week wird vom 19. bis 23. Juli stattfinden.

Foto: Lac et Mel / Mercedes Benz Fashion Week

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