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Berlin: Primark bekommt einen Betriebsrat

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Von FashionUnited

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Die Berliner Primark-Filiale im Schloss-Straßen-Center setzt sich für die Gründung eines Betriebsrates ein. Beschäftigte aus mehreren Filialen klagen immer wieder über hohen Arbeitsdruck, mangelnden Gesundheitsschutz und fehlende Zuschläge für Nacht-, Spät- und Wochenendarbeit.

Außerdem wendet das irische Unternehmen den Tarifvertrag des Einzelhandels nicht an und filmt die Mitarbeiter abseits der Verkaufsfläche. Nun soll jedoch eine Verbesserung her und sieh an: Offenbar will Primark das Vorhaben sogar unterstützen.

Markus Hoffmann-Achenbach, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Textileinzelhandel glaubt sogar, dass noch vor dem Weihnachtsgeschäft eine Mitarbeitervertretung für die rund 450 Angestellten der Filiale im Schloss-Straßen-Center gewählt wird. Doch erst in vier der 12 deutschen Primark-Filialen gibt es bisher einen Betriebsrat, der sich für das Wohl der Mitarbeiter einsetzt. Es liegt also noch ein langer Weg vor Verdi, um die Rechte aller Primark-Angestellten in Deutschland durchzusetzen. „Primark betont, dass sie die Rechte der Beschäftigten respektieren. Die Wahrheit sieht anders aus“, sagte Hoffmann-Achenbach. An sogenannten runden Tischen gibt der irische Textilhersteller den Mitarbeitern zwar das Gefühl von Mitsprachrecht, „aber nur ein Betriebsrat ist mit Rechten ausgestattet, die eine wirkliche Mitbestimmung möglich machen. Nur ein Betriebsrat kann erfolgreich daran arbeiten, die Arbeitsbedingungen bei Primark zu verbessern.“

Primark verweigerte Verdi die Möglichkeit, Mitarbieter zu informieren

Bereits in der Vergangenheit versuchte Verdi die Mitarbeiter in der Schloss-Straßen-Center-Filale mit Informationen auf Flugblättern zu versorgen, nachdem Beschäftigte der Filiale, die Mitglieder bei Verdi sind, um Informationen baten, wie man einen Betriebsrat gründet. Dieser Versuch blieb jedoch erfolglos – das Sicherheitspersonal am Eingang verweigerte den Vertretern den Zutritt zur Filiale, obwohl Verdi laut Gesetz das Recht dazu hat. „Wir wollten Flugblätter verteilen, die über die Möglichkeiten informieren, einen Betriebsrat zu gründen, und die Beschäftigten zu einer Veranstaltung am 30. Juli einladen. Selbstverständlich wollten wir niemanden von der Arbeit abhalten“, sagte Hoffmann-Achenbach. Das Management der Filiale verweigerte ein Gespräch woraufhin Verdi die Polizei verständigte, die jedoch auch nichts unternahm und sich sogar weigerten eine Anzeige zu erstatten. Später lenkte Primark jedoch ein und bot an, über die Möglichkeit der Betriebsratsgründung in den Sozialräumen zu informieren und Flyer an den schwarzen Brettern aufzuhängen.

Auch in den Filialen in Hannover und Dortmund herrschten / herrschen besorgniserregende Zustände. Das Unternehmen bespitzelte seine Mitarbeiter dort systematisch – auch abseits der Verkaufsflächen. Vor einigen Wochen hieß es in der Huffington Post, die über die Filiale in Hannover: „Das Filmen von Mitarbeitern gehört bei Primark zur Unternehmensphilosophie. Das sind Live-Aufzeichnungen von Dienstantritt bis Dienstende. Theoretisch kann jeder Angestellte den ganzen Tag kontrolliert werden: auf der Verkaufsfläche, auf Fluren, in Personalbüros oder Aufzügen. Es gibt keinen Winkel, den die Kameras nicht erreichen.” Diesen Kommentar gab ein Primark-Mitarbeiter der Zeitung, der aus Angst vor den Konsequenzen nicht öffentlich genannt werden wollte. Mit 128 Kameras, die Hälfte davon abseits der Verkaufsfläche – auch in Nähe der Umkleidekabinen und Toiletten der Mitarbeiter, kontrollierte die Filiale das komplette Geschehen. Auf Initiative des Betriebsrates hin hat das Unternehmen die Kameras abseits der Verkaufsfläche offenbar abschalten lassen, bestätigte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Juliane Fuchs. Datenschutzbeauftragte des Landes Niedersachsen ermitteln den Fall derweil weiter.

„Primark betont, dass sie die Rechte der Beschäftigten respektieren. Die Wahrheit sieht anders aus“, sagte Hoffmann-Achenbach.

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