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Berliner Blogger greifen H&M an

Von FashionUnited

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KOMMENTAR_ Gestern erschien die von vielen Modefans lang ersehnte Sonderkollektion von Alexander Wang für H&M. Passend dazu veröffentlichten die zwei Berliner Blogger David Kurt Karl Roth und Carl Jakob Haupt von Dandy Diary ein in Indien selbst gedrehtes Video, in dem Kinder beim Nähen

von Kleidung mit einem weißen Label und der Aufschrift ‘Alexander Wang x H&M’ gezeigt werden (das Originallabel ist schwarz). Die Echtheit des Videos wird stark bezweifelt; noch gestern leitete H&M juristische Schritte gegen die Blogger ein.

Damit klar ist, worum es geht: (Update: Das Video wurde am Wochenende, nur 2 Tage nach Upload, von den Bloggern entfernt)

Dieses Video erschien gestern Mittag auf dem Blog der zwei Berliner David Kurt Karl Roth und Carl Jakob Haupt, die auch einen passenden Text an ihre Leser schrieben: „Weil wir mindestens genauso amazingly begeistert sind, von der heute erscheinenden Alexander Wang x H&M Kollektion, wie offenbar die gesamte restliche Modewelt, haben wir, gewissermaßen als Hommage, ein Werbe-Video für den Wangmaster und den schwedischen Ramschriesen gedreht.” Aber sie schöpften noch weiter aus dem Vollen: „In all der Euphorie um diese hübsch zusammenkopierte Design-Kooperation möchten wir nämlich noch einmal in Erinnerung rufen, mit welchen beiden

ursympathischen Playern wir es hier zu tun haben. Denn Alexander Wang und H&M sind sich näher, als man auf den ersten Blick denken würde: Wang wurde einst übel geschmäht, weil er seine mies bezahlten Näher in China Town 16 Stunden am Tag und ohne Pause arbeiten ließ, und der schwedische Kinderarbeitgeber lässt bekanntermaßen in asiatischen Sweatshops gerne mindestens genauso lang und nach Möglichkeit von möglichst zierlichen Händchen seine 4,90 Euro T-Shirts nähen. Man ist sich also einig darin, wie man effizient und marktwirtschaftlich mit menschlicher Arbeitskraft umgeht – nämlich möglichst gewinnoptimiert.”

„Was in der Fabrik produziert wird, darf ich nicht sagen”

Weiter schreiben die Berliner, dass sie weder Kosten noch Mühen gescheut haben, um die Misstände in der Produktion aufzudecken. Nach eigenen Angaben flogen sie nach Indien, wo sie schon nach kurzem Suchen “den idealen Drehort für ihren Clip” fanden. Es gibt Hunderte von Organisationen zum Schutz von Kindern, aber, um diese Näherei zu finden mussten erst zwei Berliner Blogger rüberfliegen – relativ unwahrscheinlich. Dass die eingenähten Etiketten im Video weiß und in der Realität schwarz sind, dass die Kinder aussehen wie Schauspieler, dass Dandy Diary ohne Weiteres in der Näherei filmen durfte, dass sie mit dem Launch des Videos bis zum Kollektionsstart warteten – das alles sollte sollte man sich vor Augen führen, wenn man das Video der nähenden Kinder schaut. In einem Interview von journelles.de mit Jakob Haupt heißt es: „Was genau wird dort produziert – tatsächlich H&M und Alexander Wang? – Was in der Fabrik produziert wird, darf ich nicht sagen.”

Als ‘Alternative Advertising’ wird das Video nun von vielen Interessierten im Internet betitelt. „Die Menschen sollen auf das Problem der Kinderarbeit aufmerksam gemacht werden” – aber ob das wirklich der richtige Weg dafür ist, bleibt fragwürdig. Für die zwei Blogger ist das Video jedoch die beste Promotion, die sie auf Kosten des schwedischen Moderiesen bekommen konnten. Sie sind dafür bekannt, dass sie sich für keine Aktion zu schade sind, um im Mittelpunkt zu stehen. Auch an Selbstbewusstsein mangelt es ihnen wohl nicht. So heißt es auf ihrem Blog: „Dandy Diary ist, das glauben wir denen, die es ständig sagen einfach mal, der führende Männer-Mode-Blog Deutschlands. Seit 2010 schreiben wir, die Autoren David Kurt Karl Roth und Carl Jakob Haupt, über Männermode, Lifestyle, das Zeitgeschehen und meistens auch über uns selbst. Weltweite Aufmerksamkeit erregten wir, was irgendwie abzusehen, aber dann in seiner Stärke doch überraschend war, mit der Veröffentlichung des ersten Mode-Pornos der Welt zum Start der Berliner Fashion Week im Januar 2012. Den Film haben wir in einem Sex-Shop uraufgeführt und anschließend auf dem Blog veröffentlicht - binnen 24 Stunden wurde dandydiary.de von der Staatsanwaltschaft gesperrt. Seither dürfen wir den Porno in Deutschland nicht mehr öffentlich zeigen, was schade ist.”

Dass es sich bei den aktuellen Aktion der Beiden nicht um sauberen Journalismus handelt, steht wohl außer Frage. Tatsache ist auch, dass diese Art der Polemik strafbar sein kann. Solange es nämlich keine Beweise für die Echtheit des Videos und der arbeitenden Kinder, die auch in ‘Slumdog Millionär’ eine gute Figur gemacht hätten, gibt, handelt es sich bei dem Video schlicht und einfach um Rufschädigung. In der offiziellen H&M-Pressemitteilung heißt es: „Gegen das heute veröffentlichte Video von Dandy Diary geht H&M juristisch vor. Die nach eigenen Angaben der Autoren in Indien aufgenommenen Videoaufnahmen zeigen nicht die Produktion von Teilen der Alexander Wang x HM Kollektion. Diese Kollektion wurde nicht in Indien produziert. Zudem duldet H&M ausweislich seines im Internet abrufbaren Verhaltenskodex ausdrücklich keine Kinderarbeit und bezieht sich dabei auf die UNO-Konvention über die Rechte des Kindes und die Konventionen 138 und 182 der ILO (International Labour Organization).”

Für ihre schauspielerischen Leistungen haben die Blogger den 20 Kindern der Näherei übrigens 500 Euro gezahlt, erzählt Jakob Haupt ebenfalls im Interview mit journelles.de.

Martina Michalsky
Dandy Diary
H&M