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Berliner FH setzt auf 'Slow Fashion'

Von FashionUnited

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Die Öko-Mode aus dem Dunstkreis schlecht sitzender, designfremder Sackkleider zu befreien und zu angesagten Fashion-Items zu machen, gilt mittlerweile für eine wachsende Zahl der Branchenvertreter als unerlässlich, um die politisch korrekten Textilien zu einer größeren Relevanz auf dem Markt zu

verhelfen. Ein Umdenken, das langsam auch die Modeschulen erreicht und so gleich an die Designer der Zukunft weitergegeben wird.

Ganz auf Öko-Mode setzt etwa Claudine Brignot. Die neue Professorin für Modedesign an der Mediadesign Hochschule in Berlin ist sich sicher, dass sich das Segment aktuell im Umbruch befindet und sich vom öden Statussymbol der Konsumverweigerer zum must-have großstädtischer Trendsetter entwickelt. „Die neue Öko-Mode steht in Deutschland kurz vor ihrem Durchbruch", ist sich Brignot sicher. Grund zur Freude bestehe dabei sogar gleich doppelt: „Die neue Öko-Mode ist nicht nur schöner, sondern hat diesen Namen auch wirklich verdient.“

Die Professorin, die erst am vergangenen Donnerstag ins Amt berufen wurde, will daher auch in der Lehre besonderes Augenmerk auf die Weiterntwicklung dieses Segments legen und setzt dabei ganz auf den Gegentrend zur Langsamkeit, zu Nachhaltigkeit und Beständigkeit. „Slow Fashion“ nennt dies die Akademikerin und schob bereits kurz nach Dienstantritt ein entsprechendes Projekt an: Gemeinsam mit dem Unternehmen „Lebensstoffe – Spremberger Tuche“ entwickeln die Modedesign-Studenten unter ihrer Federführung eine Kleinserie aus rein pflanzlich gefärbten „Lebens-Stoffen“ der Spremberger Tuche. Das Ergebnis soll dann bereits bei der nächsten Fashion Week in Berlin zu sehen sein.

Wenn es nach Brignot geht, kann daraus nur ein Erfolg werden. Schließlich habe die derzeit entstehende Kollektion außer dem ökologischen Charakter nichts mehr mit der alten Öko-Mode gemein. „Es geht nicht nur um eine schönere Öko-Mode, sondern vor allem um Ideen, Kollektionen nachhaltiger zu gestalten", so Brignot. Kollektionen müssten daher auch nicht mehr jede Saison erneuert werden. Sie ist sich sicher: „Das kann zu einer Entschleunigung der Mode-Branche führen. Nach der Slow Food-Bewegung kommt jetzt die Slow Fashion-Bewegung“.

Dabei ist Brignot keine Theoretikerin, die im akademischen Alltag den Blick für Trends und Märkte verloren hat. Als Modedesignerin betreibt sie nämlich auch ihr eigenes Label „urbanspeed“, und das mit großem Erfolg. Ob sich ihre Idee der Entschleunigung bei gleichzeitig wachsender Wertschätzung auf dem sich stetig verändernden Markt mit der Eitelkeit tatsächlich durchsetzen wird, ist doch mehr als fraglich. Schließlich könnte die global wachsende Nachfrage nach trendigen Textilien durch die Öko-Mode allein bei weitem nicht gesättigt werden. Mittelfristig wird das Segment daher zwar weiter wachsen, dabei aber auf einige wenige Prädestinierte in den westlichen Industrienationen begrenzt bleiben.

Foto: Mediadesign Hochschule

Mediadesign Hochschule