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Berliner Verhältnisse

Von FashionUnited

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Gleich am ersten Tag der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin standen lokale Marken im Mittelpunkt. Neben etablierten Labels wie Mongrels in Common und Lala Berlin präsentierten auch neue Gesichter ihre Kollektionen am

Brandenburger Tor.

Zu

den Neulingen zählte Alexandra Kiesel – eine Premiere im strengsten Sinne war es nicht, hatte sie doch am selben Ort im vergangenen Juli bereits Entwürfe gezeigt: im Finale des „Designer for Tomorrow“-Wettbewerbs. Damals konnte sie den Nachwuchspreis gewinnen, zur Belohnung gab es nun die erste Soloshow im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week. Die Erwartungen waren entsprechend hoch, die Kollektion ließ letztlich manchen Besucher leicht ratlos zurück.

Denn trotz der großen Bühne zeigte Kiesel eine unprätentiöse, erfrischend verspielte Kollektion. Mit ihren aus verschiedenfarbigen, teilweise gemusterten Stoffstücken zusammengesetzen Teilen entzog sie sich den gängigen Schubladen. Mit der neuen Berliner Schule, dem gepflegten Purismus der vorherigen Nachwuchsgeneration um Michael Sontag, Perret Schaad oder Hien Le, hatte das jedenfalls nichts zu tun, noch weniger aber mit traditionellem Glamour. Fast zu bescheiden und handgemacht wirkten ihre Entwürfe, um den großen Rahmen zu füllen. Wunderschöne Prints, die befreundete Künstler für die Designerin entworfen hatten, sorgten für besondere Highlights.

Aber auch Routiniers möchten manchmal spielen. Beispielsweise Mongrels in Common. Die beiden Berlinerinnen Livia Ximénez-Carrillo and Christine Pluess hatten sich ein Thema gesetzt: „Stevie Wonder Land“. Es ging also um eine Versuchsanordnung: Worum geht es in der Mode, wenn man nicht sehen kann. Die Antwort: um Texturen, um haptische Qualitäten. Und die spielten Mongrels in Common in ihrer Kollektion auch aus. Ein Großteil der Entwürfe war in Schwarz gehalten, für die Reize sorgten die Materialien. Grobes Leder wird mit weich fallenden Stoffen kombiniert, teilweise wird der Körper vom Material verdeckt, teilweise betont. Daneben blieb noch Raum für typische Stilelemente des Labels: taillierte Mäntel und Blazer in Retro-Schnitten, schmale, schwarze Hosen und ein prägender, in gedeckten Farben und schimmernden Tönen changierender Allover-Print.

Die Designerin Leyla Piedayesh zählt ebenfalls zu den Etablierten in Berlin. Das war der Kollektion ihres Labels Lala Berlin deutlich anzumerken. Sie ging - ironisch gebrochen - zurück zu den Wurzeln. Ihren Durchbruch hatte die iranischstämmige Designerin mit Tüchern gefeiert - und die Webmuster typischer nahöstlicher Tücher tauchten in der neuen Kollektion nun als Druck oder in Strick übersetzt wieder auf. Es wirkte, als wolle hier jemand ein deutliches Markenzeichen setzen.Zweites Hauptmotiv war ein Print mit fliegenden Adlern. Insgesamt dominierte Tragbares, teilweise waren die Entwürfe von Outdoorvorbildern inspiriert. Vieles eignete sich für einen typisch schmuddligen Berliner Winter, eher weniges war Red-Carpet-tauglich. Dabei hat die Mode von Lala Berlin doch gerade unter Prominenten in den vergangenen Jahren großen Zuspruch gefunden. Aber auch die müssen ja bei schlechtem Wetter vor die Tür.

Foto: Lala Berlin/Mercedes-Benz Fashion Week

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