Die Lingerie- und Bodywear-Branche will sich künftig verstärkt um ihre Präsenz am Point of Sale kümmern. Während immer mehr Textilunternehmen auf den Versandhandel via Internet konzentrieren, steht für Hersteller und Händler im Wäsche-Sektor der direkte Kontakt mit den Kunden im Mittelpunkt der Zukunftsplanungen. Auf dem Innovationsforum der am Wochenende zu ende gegangenen Fachmesse Body Look in Düsseldorf trafen sich rund 100 Teilnehmer aus Handel, Industrie und Medien, um sich in Panels und Diskussionsforen den Aufgaben der Zukunft zu widmen.
Fazit des Branchenberaters Matthias Schafhauser von der Agentur B_Werk aus Metzingen: „Am POS wird der Kunde gewonnen oder verloren. Die zentralen Fragen, die sich der Handel stellen muss, lauten: Welche Wahrnehmung hat der Kunde von mir als Marke? Welche Botschaften und Versprechen gebe ich als Marke ab?“ Starke Industriepartner bieten seiner Einschätzung nach Unterstützung durch Warenwirtschaftssysteme, Flächenbewirtschaftung und Logistik. Der Handel wiederum müsse sich verstärkt auf seine Kernkompetenzen besinnen und in die eigene Marke investieren. Flächenmanagement, Warenpräsentation unter eigenem Absender, Platzierung von Ankermarken und regionale Kommunikation lauteten die wichtigsten Aufgaben. Und um eine schlagkräftige Strategie für den POS zu entwickeln, bedürfe es einer ganzheitlichen und neutralen Beratung. Er forderte schließlich auf: „Eine Partnerschaft darf nicht bedeuten, dass der Händler sein eigenes Profil verliert. Die optimale Zusammenarbeit berücksichtigt die unterschiedlichen Verantwortungen beider Partner: die Industrie kümmert sich um das Systemgeschäft, der Handel um den POS.“
Ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg eines Ladens ist vor allem das angebotene Produktsortiment, das die Kunden überzeugen muss. In der Sortimentspolitik sieht Carl Blauen von der Carl Blauen Unternehmensberatung in Köln daher auch den Knackpunkt für ein erfolgreiches Wirtschaften: „Der Wäsche- und Dessoushandel schöpft vielfach Umsatzpotentiale, die in der Sortimentspolitik liegen, nicht genügend aus. So scheitern häufig mögliche Mehrumsätze an zu wenig fokussierten Sortimenten ohne klares Profil,“ so der Branchenkenner. Erfolgreiche Händler zeichnen sich nach seinen Erfahrungen insbesondere durch eine klare Sortimentsstrategie mit Fokus auf Wachstumssegmenten, eine darauf abgestimmte Flächenkonzeption, ein überschaubares Lieferanten-/Markenspektrum, ein sukzessives Trading Up, eine geringe Fehlerquote im NOS-/Standard-Handling und steigende Anteile an Mode und Innovation aus. Sein Resümee: „Berechenbarkeit und Vertrauen sind die entscheidenden Qualitätsmerkmale für Ihre Kunden.“
Regionalisierung, Stärkung der Ladenstandorte und eine auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden angepasste Sortimentspolitik – so will die Branche der zunehmenden Anonymisierung im E-Commerce und dem damit einhergehenden Image-Knick begegnen. Ob sich die auf der Body Look vorgestellten Konzepte bewähren, wird sicherlich bereits das nächste Innovationsforum der Messe im kommenden Jahr zeigen.