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Cologne Fashion Days: „Köln hat einfach Flair”

Von FashionUnited

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Köln ist bekannt für sein Bier, die offenherzigen, bodenständigen Menschen und den Dom. Bisher galt Köln jedoch nicht als besonders modeaffin, was sich in Zukunft vielleicht ändern wird. Ralf Daab, Buchverleger und Initiator der dreitägigen Cologne Fashion Days, erzählte FashionUnited vergangenes Wochenende

in Köln vom Potential der Stadt und seinen Plänen für ein Fashion-Festival in der Rheinmetropole.

Für die, die dieses Wochenende nicht in Köln auf den Cologne Fashion Days waren – was haben sie verpasst, was ist das Besondere an dem Event?

Das Besondere ist das schöne Set Up, das wir hier geschaffen haben, von den Ausstellern sowie von der Organisation her, aber auch die Location, The New Yorker Dock One, ist sehr schön. Es passt einfach – die Atmosphäre ist uns gut gelungen. Die bisherigen Feedbacks von den Ausstellern sind alle positiv, sie haben alle gut verkauft, was ja auch der Sinn und Zweck ist. Ich würde sagen, für das erste Mal sind alle mehr als zufrieden.

Wer steht hinter der Veranstaltung?

Hinter der Veranstaltung steht unser Buchverlag Daab. Wir machen Kunst-, Mode-, Design- und Architektur-Bücher und aus diesen Inhalten heraus haben wir 2009 erstmals die Cologne Catwalk als Fashionshow veranstaltet – auf Grundlage eines Buches, das wir damals rausgebracht haben. Dann haben wir das Projekt weiter entwickelt und so wurde aus der Fashionshow eine ganze Modemesse.

Wie wird die Messe finanziert?

Das mit der Finanzierung ist ja immer so eine Sache, wir haben das Glück, dass wir Sponsoren gefunden haben, die uns unterstützen. Die Köln Messe zum Beispiel ist ein sehr guter Partner, der uns logistisch, mit den Standsystemen und weiteren Hilfestellung unter die Arme greift. Aber auch Mercedes ist mit fünf S-Klassen vor Ort und leistet ebenfalls finanzielle Unterstützung – und das ist schon eine große Nummer. Zudem ist Radeberger mit von der Partie, die uns mit Freiware versorgen, die wir verkaufen können. Aber auch durch den Ticketverkauf kommt wieder Geld rein. Wir werden am Ende wahrscheinlich eine schwarze Null schreiben. Es war aber auch nie unser Ziel, dass wir großartig an der Messe verdienen. In erster Linie wollen wir das ganze Modell in den kommenden Jahren weiter zu einer Plattform ausbauen.

Die Messe ist für Endverbraucher offen, was unter Fachleuten immer relativ kritisch beäugt wird, wie kommt das Modell allgemein bei den Besuchern an?

Durch die Bank gab es positives Feedback, ich sehe das bei mir selbst, wenn ich irgendwo hingehe, wo ich neue Sachen entdecken kann, das ist das immer sehr spannend und das ist nicht nur in der Mode so. In der Buchbranche ist das genauso, es geht immer mehr zum Endverbraucher hin, weil die Geschäftsleute – der Handel, mittlerweile leider nicht mehr in der Lage ist, eine gute Auswahl zu treffen oder auch gerade die jungen Designer außen vor lässt. Und das Feedback, das wir nun von Endverbrauchern und Fachleuten bekommen, ist, dass sie tolle neue Sachen entdeckt haben. Zukünftig können sie dann auch online bei den Labels bestellen, beim Designer direkt. Und wie toll ist das, dass man den Designer hier kennengelernt hat? Ich finde das super!

Wer darf auf der Messe ausstellen? Wie wählen Sie die Labels aus?

Wir haben in der Tat einige Kriterien angelegt: Das Label muss eine hohe Qualität vorweisen können, es muss nachhaltig sein und eine gewisse Aussicht haben. Zudem geht bei uns um 'Young Couture', also neue, frische Mode – das hat nichts mit einer Altersbeschränkung zu tun, weder im Bezug auf den Designer, noch auf den Kunden. Es geht dabei um die Mode – und tatsächlich mussten wir auch Aussteller ablehnen, weil sie einfach nicht das gewisse Etwas hatten. Das werden wir in Zukunft auch so halten. Man sieht es ja auch hier auf der Messe, die Labels haben Niveau und Qualität und beides wollen wir weiterhin hoch halten.

Herr

Daab, Sie Sind Buchverleger, wie sind Sie zur Mode gekommen?

Das kam zum Teil durch die Modebücher unseres Verlags, aber man muss auch dazu sagen, dass ich schon als Student einen Jeans-Shop in Köln hatte, dort habe ich auch viele Merchandise-Produkte verkauft, Tina-Turner-Kappen zum Beispiel. Außerdem habe ich damals bereits angefangen, T-Shirts von australischen und kalifornischen Labels zu verkaufen. Ich hatte also schon früh mit der Mode zu tun, bin aber trotzdem erstmal in Richtung Kunst gegangen. Als ich beim Taschen Verlag beschäftigt war, wo ich den Vertrieb für die USA gemacht habe, habe ich sechs Jahre in New York gelebt. Irgendwann habe ich allerdings beschlossen, meinen eigenen Verlag zu gründen und dann natürlich, aus dem Inhalt heraus, wenn man Modebücher macht, beschäftigt man sich auch damit, lernt die Designer und die Szene kennen. So bin ich in das Thema reingekommen.

Welche Rolle spielt die Gastmesse Fashionclash aus den Niederlanden für die Cologne Fashion Days?

Für uns ist es super, dass die Fashionclash als Partner dabei ist. Ich kenne auch einen der Gründer, Branko Popovic, der vor zwei Jahren bereits beim Cologne Catwalk mit dabei war. Maastricht ist ja praktisch vor der Tür, die Stadt an sich ist toll, die Fashionclash ist ein super Format und diese Verbindung werden wir auch in Zukunft weiter halten. Dass die Messe zur Premiere als Partnerland dabei ist, ist einfach super. Das Ganze wurde auch vom holländischen Konsulat gefördert, das heißt, die Designer sind dort eingeladen worden: über Fashionclash kuratiert und finanziert von der holländischen Wirtschaftsförderung.

Hand aufs Herz: Wie stehen die Chancen für Köln, als Modestandort ernst genommen zu werden?

Ich glaube, die Chancen stehen sehr, sehr gut. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, auch in der Kunst-Szene. Junge Künstler oder auch Designer kommen nach Köln, eröffnen hier ihre Studios und beleben die Stadt wieder. Ich meine, Köln war ja die Kunst-Hochburg in den 80er und 70er Jahren, mit der ersten Art Cologne Messe, und das kommt alles wieder. Köln hat einfach das Flair dafür, das Düsseldorf nicht hat. Düsseldorf ist 'schickimicki' und Köln ist bodenständig und auch etwas unordentlich, aber gerade dadurch entstehen Szenen. Was das Problem in Köln ist, ist das zu verbinden und gemeinnützig zu sagen “So, wir machen das jetzt mal”. Aber ich glaube, dafür haben wir jetzt einen guten Start mit den Cologne Fashion Days hingelegt, auch in Verbindung mit der Köln Messe wollen wir unsere Veranstaltung künftig so legen, dass sie parallel zur Childrens Fashion Cologne stattfindet. Wir haben aber auch zwei andere Messeformate, die schon angefragt haben, unter dem Namen Cologne Fashion Days mitzumachen. Das heißt, wenn wir all das zeitgleich stattfinden lassen, bringen wir Köln noch mehr ‘auf den Schirm’. Das Potential für Köln ist auf jeden Fall da.

Der Modestandort Berlin ist zwar cool – klar, ich bin auch gerne für ein paar Tage da, aber dann reicht es mir auch schon. Berlin hat kein Business, kein Umland – viel Hype um Nichts.

Wie sehen die Pläne für nächstes Jahr aus? Wie sollte die Messe im Optimalfall aussehen?

Ich habe die Vision, dass man die Cologne Fashion Days breiter und größer aufstellen kann – als richtige Plattform, sowohl für die Aussteller, als auch für die Besucher, so eine Art Gamescom für die Mode – ein Festival. Es wäre toll, wenn an mehren Tagen Workshops stattfinden, ich würde gerne Beautyfirmen mit einbeziehen, damit die Leute sich auch stylen lassen können, damit das Ganze wirklich einen Happening-, Festival-Character bekommt. Und ich denke, dass die Chancen dafür sehr gut stehen – auch von Sponsorenseite.

Was aber auch interessant und erfreulich ist, wir hatten dieses Jahr die Niederlande als Gastland bei uns und vor einigen Tagen rief mich das spanische Konsulat aus Düsseldorf an, dass sie im nächsten Jahr sehr gerne mit dabei wären, dann rief dann belgische Konsulat an, dann das polnische und auch das englische – und durch deren Förderung, dadurch, dass sie Designer auswählen, gewinnen wir mehr Aussteller. Der Schneeball rollt also. Wir werden zwar diese Location hier behalten, aber doppelt so viele Aussteller unterbringen. Zusätzlich werden wir in einer Location gegenüber den Catwalk mit der Aftershow-Party veranstalten.

Martina Michalsky
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