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Das Problem mit der Beschaffung: eine Analyse

Von FashionUnited

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Brände, Gebäudeeinstürze und Arbeiterdemonstrationen – der Beschaffungzweig der Textil- und Bekleidungsindustrie befindet sich gerade in einer Krise wie selten zuvor. Und sie betrifft alle – Arbeiter (von

denen viele ihr Leben lassen mussten), Fabrikbesitzer und Zulieferer, aber auch Auftraggeber und Verbraucher. In einer neuen Serie beschäftigt sich FashionUnited mit der Welt der Bekleidungsherstellung und -beschaffung.

Besonders
Verbraucher sind verunsichert und wissen nicht, was sie tun sollten – nur teure, hochwertige Bekleidung kaufen und Modediscountern die kalte Schulter zeigen? Nicht auf den Preis achten, dafür aber auf Nachhaltigkeit? Marken und Einzelhändler nicht beachten, aber das Herstellungsland herausfinden, um sogenannte Billiglohnländer zu vermeiden?

Aber auch die Auftraggeber sind verunsichert – auf der einen Seite sind sie tief von den aktuellen Unglücksfällen betroffen, auf der anderen Seite müssen sie bestimmte Geschäftspraktiken rechtfertigen. Tatsächlich sind Marken und Einzelhändler so zögerlich, an die Öffentlichkeit zu treten, dass sich bei Günther Jauchs Bangladesch Talk am 25.5. die Liste der eingeladenen Gäste, die ablehnten, wie ein ‘Who is Who’ der Textil- und Bekleidungsbranche las.

Lieferanten und Arbeiter stehen unter Druck

Die Zulieferer in den Herstellungsländern stecken in der Mitte fest – gefangen einerseits in dem Wunsch, die Aufträge ihrer Auftraggeber möglichst schnell (und billig) zu erfüllen, andererseits unter enormem Zeitdruck, möglichst schnell eine passende Fabrik zu finden, die zu den gegebenen Bedingungen liefern kann. Da können Menschenrechte und Sicherheitsstandards schon einmal mit Füssen getreten werden, begünstigt durch die geografische und soziokulturelle Distanz von Auftraggebern und Zulieferern.

Die Arbeiter sind am unteren Ende des Produktionsprozesse und haben am wenigsten zu sagen, riskieren aber oft täglich ihr Leben in nicht sicheren Gebäuden ohne Fluchtwege. Trotzdem sind sie weit davon enfernt, “Sklavenarbeit” zu verrichten, wie manche Quellen die Zustände gerne bezeichnen. Schließlich ist jede Arbeit, egal wie schlecht – und hier empfinden Arbeiter in Europa und den USA sicher ähnlich –immer noch Arbeit, die ein gewisses Einkommen, eine gewisse Stabilität und eine gewisse Unabhängigkeit mit sich bringt.

Die gute Nachricht ist, dass die Herstellung von Textilien und Bekleidung nicht in einem Vakuum geschieht, sondern als Teil eines weltweiten Kreislaufs von Angebot und Nachfrage, der viele verwandte Industrien umschließt, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben oder sie bereits erfolgreich bekämpft haben. Die Vorgehensweise bei der Herstellung von technischen Textilien oder rein nachhaltiger Bekleidung sollte hier genauer untersucht werden. Obwohl Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Industrieverbände ihre eigenen Ziele verfolgen, sollten sie als Vermittler und wichtige Ressourcen bei der Problemlösung nicht unterschätzt werden.

Im Lauf der nächsten Wochen wird FashionUnited die Standpunkte und Hintergründe der verschiedenen Seiten genauer untersuchen und diskutieren. Dazu würden wir uns über Anregungen, Feedback und Kommentare von Leserseite freuen und laden Sie ein, uns diese über die Emailaddresse news@fashionunited.com mitzuteilen. Der nächste Teil dieser Serie wird am Dienstag erscheinen.

Foto: Pete


Simone Preuss
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