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Deutsche werden dicker, Konfektionsgrößen bleiben

Von FashionUnited

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Die deutsche Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren im Durchschnitt ein wenig größer und um einiges dicker geworden. Eine vom Textilforschungszentrum Hohenstein Institute gemeinsam mit dem Bodyscanner-Spezialisten Human Solutions durchgeführte Reihenmessung

an über 13.000 Frauen, Männern und Kindern belegt, dass die einst eingeführten Konfektionsgrößen längst nicht mehr viel mit der Realität gemein haben. „Im Durchschnitt sind wir heute größer und kräftiger als unsere Eltern und Großeltern“, so Stefan Mecheels, Leiter des Hohenstein Institute am Dienstag in Köln.

Stefan Seidl, Geschäftsführer von Human Solutions, bestätigte die Ausdehnung der Deutschen und konkretisierte zugleich die Messergebnisse. Demnach hat die Durchschnittsfrau im Vergleich zur letzten Reihenmessung 1994 einen gut vier Zentimeter größeren Taillenumfang. Bei den Männern sei eine noch größere Zunahme von sowohl Körperhöhe als auch -umfang festgestellt worden, so Seidl. Beim Brustumfang entspreche die Zunahme um gut sieben Zentimeter fast zwei Konfektionsgrößen gegenüber der letzten Messung 1980. Insgesamt sei zudem eine Verschiebung der Marktanteile hin zu größeren Konfektionsgrößeren ermittelt worden.

Eine Entwicklung, der nun auch die Bekleidungsindustrie Rechnung tragen und – geht es nach den Forschern – ihre Größentabellen anpassen soll. Doch die gibt sich erst einmal zurückhaltend, will ihrerseits die nun vorliegenden Zahlen genauer prüfen und dann gegebenenfalls mit kleinen Anpassungen reagieren. Einzelne Unternehmen winken bereits ab, wollen ihre Standards beibehalten. So kündigte Joachim Hensch von Hugo Boss an, dass es keine Änderung der Größenbezeichnungen, sondern nur behutsame Anpassungen innerhalb einer Konfektionsgröße geben werde. Und auch Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer von GermanFashion Modeverband Deutschland stellt klar, dass die Reihenmessung nicht dazu führen werde, dass Konfektionsgrößen künftig branchenweit einheitlich ausfielen.

Andere Unternehmen wollen ihre Konfektionsgrößen hingegen ganz auf die neuen Körpermaße der Deutschen zuschneiden. So kündigte der Versandhändler Otto an, die jüngst ermittelten Körpermaße direkt in passgenaue Schnitte übertragen zu wollen. „Wir wollen, dass sich die Mode-Kundinnen und Kunden bei den Handelsunternehmen der Otto Group besonders vorteilhaft kleiden können und sich in unseren Schnitten mit Fug und Recht richtig schön fühlen. Die Ergebnisse der Reihenmessung bieten uns hierfür die ideale Grundlage“, so Hartmut Meier, Geschäftsführer des Prüfinstituts Hansecontrol, das die Studie im Namen der Otto Group unterstützt hat. Ein genauer Aufschluss über die mengenmäßige Verteilung der verschiedenen Größenreihen und Figurtypen auf die deutsche Bevölkerung ermögliche es den Händlern der Otto Group zudem, weitere Zielgruppen zu erschließen und geschmackvoll einzukleiden.

Welche Marken und Firmen ihre Konfektionsgrößen anpassen, wird wohl stark von der jeweiligen Kundenstruktur abhängen. Young-Fashion-Anbieter und Luxusmarken werden sicherlich beim bisherigen Größensystem bleiben, während Best-Ager-Marken und Discounter ihre Schnitte künftig sicherlich ein paar Zentimeter breiter anlegen werden.

Foto: Sigrid Roßmann / Pixelio

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