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Esprit: Van der Vis beruhigt, Krogner kritisiert

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Von FashionUnited

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Es war bisher eine turbulente Woche für den Bekleidungskonzern Esprit Holdings Ltd. Erst hatte CEO Ronald van der Vis seinen Abschied angekündigt, dann war Chairman Hans-Joachim Körber mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Zwischenzeitlich

musste angesichts der personellen Umbrüche der Aktienhandel an der Börse in Hongkong ausgesetzt worden. Das Papier verlor innerhalb weniger Tage mehr als 30 Prozent seines Wertes.

Van

der Vis, der mit seiner Rücktrittsankündigung die jüngsten Turbulenzen ausgelöst hatte, versuchte nun in einer Telefonkonferenz die Wogen zu glätten: Er wolle noch ein weiteres Jahr im Unternehmen bleiben, das im vergangenen Jahr eingeleitete Umstrukturierungskonzept werde fortgesetzt und gegebenenfalls optimiert, erklärte er. Dass er Esprit verlasse, habe ausschließlich familiäre Gründe und nichts mit der Entwicklung des Unternehmens zu tun. „Ich kann nicht wie bisher weiterarbeiten, ich habe zuletzt meine Familie zu sehr vernachlässigt“, sagte er den zugeschalteten Analysten. Körbers Rücktritt habe ebenfalls rein persönliche Gründe gehabt. Dessen Nachfolger Raymond Or bemühte sich bereits, für Ruhe zu sorgen: Trotz der beiden Rücktritte innerhalb weniger Tage sei das Geschäft „gesund“, erklärte der neue Chairman.

Ganz anders sieht das Heinz Krogner, der das Unternehmen im Laufe seiner fünfzehnjährigen Tätigkeit zu einem Weltkonzern ausgebaut hatte. Im Sommer 2009 war er als Vorstandschef zurückgetreten und auf den Posten des Chairman gewechselt. Aufgrund von Differenzen über den Kurs des Konzerns gab er seinen Platz im Aufsichtsgremium im Februar vergangenen Jahres auf. Seinen Nachfolgern wirft er nun ein völlig verfehltes Geschäftsmodell vor. „Esprit hat den schlimmsten Fehler begangen, den es gibt: Die Firma hat den Kunden vernachlässigt“, sagte er dem Handelsblatt. Zu seiner Zeit habe die Marke für „moderne Klassik“ und „hohe Qualität“ gestanden, inzwischen verkaufe sie „modisches Zeug, das kommt und geht“. Verantwortlich machte Krogner seinen Nachfolger van der Vis. Der habe „keine Erfahrung in der Branche“, aber trotzdem einen „extremen Machtanspruch“ und „alles anders machen“ wollen, so Krogner im Handelsblatt. Esprit habe unter der Leitung des Niederländers „drei Jahre verloren“. Noch könne die Marke aber gerettet werden: „Das Gerüst ist da, der Name ist da, die Kunden sind da.“ Wichtig sei jetzt, wer neuer CEO werde.

Inwieweit die aktuelle Führungsmannschaft ihren Kurs, Esprit modischer zu machen, überdenkt, muss sich zeigen. Dem Unternehmen, das ohnehin seit langem mit schrumpfenden Umsätzen kämpft, haben die jüngsten Turbulenzen jedenfalls geschadet. Die Rücktritte hätten das Vertrauen der Anleger erschüttert, sagte beispielsweise Francis Lun vom Investmenthaus Lyncean Holdings. Durch den Einbruch des Aktienkurses könne Esprit nun zum Übernahmeziel von Mitbewerbern oder Finanzinvestoren werden.

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