Schuhe aus China und Vietnam werden von der Europäischen Union auch weiterhin mit hohen Strafzöllen belegt. Der EU-Ministerrat verlängerte eine entsprechende Regelung am Dienstag um 15 Monate und schloss sich damit einem Vorschlag der EU-Kommissionvom vergangenen November an. Auf Lederschuhe aus China werden beim Import in die Gemeinschaft also auch künftig Sonderzölle in Höhe von 9,7 bis 16,5 Prozent erhoben, für Schuhe aus Vietnam beläuft sich der Satz auf 10 Prozent. Die EU hatte die Maßnahmen im Anschluss an eine Untersuchung im Oktober 2006 in Kraft gesetzt, um Preisdumping zu bekämpfen.
Über die Verlängerung war innerhalb der Union zuvor lange kontrovers diskutiert worden. Vor allem Staaten, die über eine eigene Schuhindustrie verfügen, etwa Italien, Spanien und Portugal, hatten sich dafür ausgesprochen, die Maßnahmen aufrecht zu erhalten, um ihre heimischen Betriebe zu schützen. Länder wie die Bundesrepublik, in denen der Einzelhandel einen Großteil der Schuhe aus Asien importiert, waren hingegen skeptisch. So hatte sich die Bundesregierung bei der Abstimmung über die Verlängerung der Schutzzölle letztlich der Stimme enthalten. Bei den hiesigen Einzelhändlern und Schuhimporteuren stieß die Entscheidung auf Kritik. Sie rechnen aufgrund der Strafzölle mit Preiserhöhungen.
„Mit ihrem Vorgehen missachtet die Kommission den Willen der Mitgliedsstaaten und das Interesse der europäischen – und ganz besonders der deutschen – Verbraucher,“ hatte der Bundesverband der Schuhindustrie (HDS) bereits im November erklärt. „Die Bundesregierung sollte weiter für die sofortige Abschaffung der Zölle eintreten,“ forderte HDS-Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert seinerzeit und betonte: „Die deutschen Verbraucher und die deutsche Schuhindustrie dürfen nicht noch länger dafür bestraft werden, dass sie sich an die Bedingung der Globalisierung angepasst haben, nur weil andere den Zug der Zeit verpasst haben." Die Zölle seien "blanker Protektionismus", so Junkert weiter.
Auch die chinesische Regierung war naturgemäß wenig begeistert. Ein Sprecher des Handelsministeriums kündigte an, dass man sich umgehend an die Welthandelsorganisation wenden wolle, um die Interessen der chinesischen Lederwarenproduzenten zu schützen. Zudem beschloss die Regierung postwendend, hohe Strafzölle auf bestimmte europäische Stahlprodukte zu erheben.