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Fashion Week: Berlin stark und nackt

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Von FashionUnited

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Die am Sonntag zu Ende gegangene Berliner Modewoche stellte die Hauptstadt einmal mehr ins Rampenlicht der internationalen Fashion-Szene. Nicht nur, dass der zentrale Veranstaltungsort der Mercedes-Benz Fashion Week am Bebelplatz Unter den Linden seit vergangenen

Donnerstag durchweg sehr gut besucht war, auch die anderen Schauplätze profitierten von dem erhöhten Publikumsaufkommen in der winterlich-trüben Metropole.

Fast alle Schauen waren überbucht, lange Schlangen bildeten sich vor den Veranstaltungsorten, und das oft sogar nachdem die Shows bereits längst begonnen hatten. Gerade die 750 Zuschauer fassende Zeltlocation am Bebelplatz stieß oftmals an ihre Kapazitätsgrenzen, und bereits akkreditierte Besucher mussten wegen Überfüllung abgewiesen werden. Egal ob Showroommeile, die Off-Schauen von Boss, Joop! Und Michalsky oder die Jungdesigner-Show der Biermarke Beck's – allenthalben zeigten sich die Veranstalter überaus zufrieden mit der Resonanz von Fachpublikum und Presse.

Geht es nach den meist deutschen Designern, die auf der Berliner Modewoche ihre Entwürfe präsentierten, trägt man im nächsten Winter eher unauffällige Farben, schwarz, grau und weiß dominierten daher die Kollektionen, die in den vergangenen Tagen zu sehen waren. Der eine oder andere traut sich zwar vorsichtig auch mal an ein Abendkleid in Pastelltönen, wie der Berliner Designer Markus Lupfer, ansonsten trugen Hunderte Models hauptsächlich Farbloses; wenn überhaupt. Es war nämlich noch nie so viel nackte Haut zu sehen, auf den Laufstegen der Berlin Fashion Week.

Das Berliner Trendlabel Kaviar Gauche schickte seine Models beispielsweise gleich ganz nackt auf die Bühne, nur behängt mit den Taschenkreationen der Marke. Wenig Stoff auch bei dem Münchener Designer Marcel Ostertag, bei Boss Black und anderen Marken. Selbst die Jungdesignerin Ann Eckers, die ihre Entwürfe bei der Beck's Fashion Experience Modenschau erstmals einer großen Öffentlichkeit präsentieren durfte, verzichtete weitgehend auf Oberbekleidung und verdeckte die Brüste ihrer Models gerade mal mit einem Klebeband.

Nackt, ausgelassen, und trotzdem ein bisschen grau – so präsentierte sich die deutsche Hauptstadt an insgesamt fünf Tagen der internationalen Modebranche. Und setzte zugleich ein Zeichen an ihre Mitbewerber, die vor allem auf nationalem Gebiet in den vergangenen Jahren stets mit schwindendem Interesse zu kämpfen hatten. Berlin hingegen verzeichnete Rekordzahlen, allein der zentrale Veranstaltungsort am Bebelplatz schleuste 18.000 Zuschauer durch sein Programm. Das sind 3.000 mehr, als im Sommer vergangenen Jahres.

Gewonnen hat Berlin jedoch nicht nur durch das stetig wachsende Interesse an seiner Modewoche, sondern auch als Branchentreffpunkt und Messestadt. Erst am vergangenen Mittwoch, einen Abend vor dem offiziellen Start der Fashion Week, hatte die vor vier Jahren nach Barcelona abgewanderte Modemesse Bread & Butter ihre Rückkehr in die Hauptstadt für den kommenden Sommer angekündigt. Zehn Jahre lang wollen die Veranstalter die Gebäude des ehemaligen Flughafens Tempelhof als festen Standort nutzen und so auch selbst weiter wachsen.

Berlin scheint also zu boomen, kann neben dem Glamour der Fashion Week auch mit dem ökonomischen Potenzial punkten und verfügt mit der Bread & Butter, der Premium und der Stark über drei erfolgreiche, sich gegenseitig ergänzende Messemodelle. Eng könnte es hingegen künftig für den alteingesessenen Modestandort Düsseldorf werden. Das dortige Messeflaggschiff CPD verliert immer mehr Aussteller und Besucher und muss sich nun etwas einfallen lassen, um als Alternative zu Berlin attraktiv zu bleiben.

Berlin will jedenfalls im kommenden Sommer richtig durchstarten, denn im Juli ist wieder Fashion Week und die erste Ausgabe der neuen Bread & Butter soll im Flughafen Tempelhof über die Bühne gehen. Abzuwarten bleibt, wann die Hauptstadt den eigenen Ansprüchen, mit den internationalen Top-Adressen in Paris, Mailand oder New York mithalten zu können, gerecht werden kann. Der Regierende Bürgermeister Wowereit und die beteiligten Veranstalter sind immerhin der Meinung, dass Berlin auf dem besten Weg dahin ist.

Foto: Beck's / Ann Eckers

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