Die insolvente Hirsch AG könnte schon bald einen neuen Besitzer haben. Wie jetzt bekannt wurde, hat ein Dortmunder Finanzinvestor bereits die kommende Herbst/Winter 2008/09 Kollektion des Unternehmens erworben und prüft derzeit die Komplettübernahme. Seitdem dasauf den DOB-Sektor spezialisierte Traditionsunternehmen Hirsch am 24. Januar diesen Jahres seine Zahlungsunfähigkeit bekannt gab, hat ein Insolvenzverwalter kommissarisch die Geschäftsführung übernommen. Obwohl die an der Düsseldorfer Börse notierte Hirsch AG im vergangenen Geschäftsjahr Umsatzerlöse in Höhe von 30 Millionen Euro erwirtschaftete, schrieb sie unter dem Strich rote Zahlen, Tendenz dunkelrot. Die 170 Mitarbeiter bangen nun um ihre Arbeitsplätze, Schuldner um ihre offenen Beträge und das Management um sein Ansehen.
Doch es scheint einen Ausweg aus der Krise zu geben. Eine in Dortmund ansässige Tochter der Beteiligungsgesellschaft CFC hat ein Auge auf das angeschlagene Unternehmen geworfen und eigenen Angaben zufolge bereits die Exklusivlizenz an dessen nächster Kollektion erworben. CFC 5. Zwischenholding ist eine Schwestergesellschaft der ebenfalls im DOB-Segment tätigen Delmod international, die wiederum ebenfalls von der CFC geschluckt wurde. Ein verwinkeltes Konstrukt, in dem Hirsch künftig jedoch eine tragende Rolle spielen soll. Zunächst will der neue Lizenznehmer jedoch vor allem die aufgeschreckten Kunden beruhigen und sichert für reibungslose Abläufe in der Auslieferung zu. „Die Wertschöpfungsprozesse im Bereich Produktion und Logistik für die kommende Hirsch Kollektion können durch die Firma Delmod gewährleistet werden,“ so die CFC. Hierdurch sei gegenüber den Kunden von Hirsch gewährleistet, dass es nicht zu insolvenzbedingten Qualitäts- oder Lieferschwierigkeiten kommen werde.
Marcus Linnepe, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft, sieht das Geld gut investiert und zeigte sich mit der Akquisition sehr zufrieden: „Ich freue mich über die Exklusivlizenz an der Traditionsmarke ‚Hirsch’, so der Manager. Durch die Zusammenarbeit mit Delmod hinsichtlich Produktion und Logistik, könne man den Kunden garantieren, „auch weiterhin die gewohnt gute Hirsch-Qualität und Passform zu erhalten.“
Ob der Hirsch AG auch der neue Anzug CFC passen wird, muss sich erst noch beweisen. Sicher scheint jedoch zu sein, dass die Beteiligungsgesellschaft mehr will als nur die Rechte an einer einzigen Kollektion. Derzeit liefen bereits „intensive Verhandlungen“ mit dem Insolvenzverwalter über eine Komplettübernahme der Marke Hirsch, so Linnepe. Wie weit fortgeschritten die Gespräche derzeit bereits sind, ließ die CFC jedoch offen. Auch zur Zukunft der Hirsch-Angestellten äußerte sich der neue Lizenznehmer nicht. Ist in der Argumentation von „Synergieeffekten“ die Rede wie in diesem Fall, deutet dies meist auf Entlassungen im großen Stil hin.
