Der Interessensverband der deutschen Modeindustrie verkündet pünktlich zum Beginn der Berliner Fashion Week ein Ende der moderaten Preispolitik der vergangenen Monate und erwartet einen kräftigen Preisanstieg im Modeeinzelhandel.Aktuell belasteten mehrere ungünstige Faktoren die Beschaffung der Bekleidungsindustrie, so der Modeverband GermanFashion am Montag in Köln. Kostensteigerungen bei Baumwolle und Chemiefasern, gestiegene Anfertigungslöhne in den wichtigsten Produktionsländern in Fernost, gestiegene Frachtraten, die Abwertung des Yuan und gleichzeitig ein gegenüber dem Euro deutlich erstarkter Dollar zwängen die Modefirmen zu erheblichen Mehrausgaben, die sich wohl auch in den Verkaufspreisen niederschlagen werden.
Man habe„in zahlreichen Gesprächen mit den Mitgliedern“ erfahren, dass die Summe dieser Faktoren die bisherigen Anpassungsmechanismen der Branche überfordere, so der Verband, dessen Hauptgeschäftsführer Thomas Rasch erklärt: „Wir gehen aufgrund der uns vorliegenden Informationen davon aus, dass Preiserhöhungen, vermutlich mindestens im höheren einstelligen Bereich, nicht mehr zu vermeiden sind“.
Nach der großen Depression aufgrund der globalen Wirtschaftskrise und der daraus resultierenden Abwärts-Rallye bei den Textilpreisen führen Händler und Produzenten damit erstmals wieder eine Teuerungsrate ein, die dem Verbraucher bereits in den kommenden Monaten teuer zu stehen kommen könnte. Dabei ist der Grund für die nun angekündigten Preiserhöhungen wohl nicht allein in den gestiegenen Beschaffungskosten der Modeanbieter zu suchen, sondern liegt sicherlich auch in einer Nachricht begründet, die das Statistische Bundesamt vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Demnach sind die Reallöhne in Deutschland im ersten Quartal seit über einem Jahr wieder angestiegen, und das um durchschnittlich immerhin 0,8 Prozent gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres. Die Rechnung der Produzenten und Händler ist dabe recht einfach: Wer mehr in der Tasche hat, kann auch mehr ausgeben.
Da allerdings im selben Zeitraum auch die Lebenshaltungskosten um durchschnittlich 0,8 Prozent gestiegen sind, ist es mehr als fraglich, ob diese Rechnung aufgehen wird oder ob der Verbraucher mit stoischer Konsumzurückhaltung reagiert. Darin sind die Deutschen nämlich Weltmeister im Ranking der Industrienationen.