• Home
  • V1
  • Leads
  • Hertie ist am Ende

Hertie ist am Ende

Von FashionUnited

Wird geladen...

Scroll down to read more

Leads

Am Dienstag hatte es sich schon angedeutet, am Mittwoch war es dann offiziell: Die Rettungsbemühungen für die insolvente Warenhauskette Hertie sind endgültig gescheitert. Damit verschwindet in Kürze ein traditionsreicher Name aus den deutschen

Innenstädten.

Am Mittwoch trafen sich die Gläubiger des zahlungsunfähigen Unternehmens in Essen. Das Ergebnis der Versammlung war letztlich eindeutig. Mit großer Mehrheit stimmten die Teilnehmer einem Vorschlag des Insolvenzverwalters Biner Bähr zu – und besiegelten damit das Ende des Einzelhändlers. Beschlossen wurde „die Einstellung des Geschäftsbetriebs in sämtlichen 54 Warenhäusern sowie der Unternehmenszentrale“. Bereits am Vortag hatte sich diese Entwicklung abgezeichnet. Nachdem letzte Verhandlungen mit dem Hertie-Eigentümer, dem ebenfalls insolventen britischen Finanzinvestor Dawnay Day, gescheitert waren, hatte eine interessierte Investorengruppe ihr Angebot zurückgezogen.

Die Beteiligten schoben sich danach gegenseitig den Schwarzen Peter zu: „Wir haben für Hertie Zukunftschancen eröffnet. Gemeinsam mit den engagierten Mitarbeitern haben wir die Warenhäuser strategisch neu ausgerichtet und auf tragfähige Füße gestellt. Auch für mich ist es bedrückend, dass der Erhalt der Warenhäuser und der 2.600 Arbeitsplätze gleichwohl an der wirtschaftlich nicht nachzuvollziehenden Weigerung von Dawnay Day scheitert, sich mit den Investoren auf vernünftige Mietkonditionen zu einigen. Mit der abschließenden Weigerung von Dawnay Day gegenüber dem Investorenteam, die Immobilien weiterhin für Hertie zur Verfügung zu stellen, ist nunmehr aber ein Punkt erreicht, an dem ein Insolvenzverwalter im Interesse der Gläubiger Konsequenzen ziehen muss,“ erklärte Biner Bähr. Dawnay Day hingegen hielt das vorgelegte Konzept dem Vernehmen nach für nicht seriös.

Nun ist es also vorbei mit Hertie. Begonnen hatte alles im Jahr 1882 in Gera. Dort gründete der jüdische Unternehmer Oscar Tietz sein erstes Warenhaus. 1928 übernahm er das Berliner KaDeWe. 1933 wurde das Unternehmen zwangsarisiert und erhielt den Kunstnamen Hertie. Nach dem zweiten Weltkrieg erholte sich das Unternehmen und entwickelte sich zu einem der wichtigsten deutschen Einzelhändler. 1994 wurde Hertie von der Karstadt AG übernommen und ging später im Karstadt-Quelle-Konzern, der heute unter dem Namen Arcandor firmiert, auf.

Die Traditionsmarke verschwand fast völlig, denn mit Ausnahme einer Filiale in München wurden alle ehemaligen Hertie-Filialen in Karstadt umbenannt. Das änderte sich erst kürzlich wieder. Karstadt-Quelle verkaufte 2005 ein Paket von 75 kleineren Warenhäusern an den Investor Dawnay Day. Um sich vom ehemaligen Mutterkonzern abzusetzen, trugen diese seit 2007 wieder den Namen Hertie. Mit dem einst glanzvollen Handelskonzern hatten sie ansonsten aber nichts gemein.

Bitter ist das Scheitern der Rettungsverhandlungen nun vor allem für die Angestellten. Insolvenzverwalter Bähr kündigte an, dass in den Hertie-Häusern „Schlussverkäufe über einen Zeitraum von voraussichtlich zwei Monaten durchgeführt werden sollen“. Dann ist Schluss. Nun wollen die Verantwortlichen umgehend Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat von Hertie aufnehmen, um das Schicksal der Mitarbeiter zu klären.

Foto: Hertie

 

Hdeeinzelhandel
Hertie